Im Sommer 2023 gab es mit der Übernahme der Juweliers-Kette Bucherer durch den Luxusuhren-Giganten Rolex einen echten Big Deal – ein Big Bang folgte jedoch nicht.
Die Uhren-Community rätselte damals, was der Uhrenhersteller mit seiner erweiterten Existenz als weltweit tätiger Einzelhändler anfangen werde. Denn bis dahin hatte sich Rolex aus dem Geschäft im Geschäft tunlichst herausgehalten.
Einen gemeinsamen Nenner gab es bei allen Rolex/Bucherer-Überlegungen: Die ungeheure Datenmenge über das Verhalten von Luxuskäufern wird die Schweizer Uhrenmarke nicht unberücksichtigt lassen. Sprich, was läuft gut, was weniger gut.
Und nun hat es eine Schlussfolgerung gegeben, welche zwar nicht als verzögerter Big Bang bezeichnet werden kann, aber dennoch für viel Aufsehen in der Branche gesorgt hat.
Die 2001 von Eigentümer Jörg Bucherer persönlich gegründete Uhrenmarke Carl F. Bucherer wird eingestellt. Zusammen mit der gesamten Bucherer-Geschichte kommt die Marke zwar auf ein respektables Alter von 137 Jahren, Zifferblätter mit dem Schriftzug Carl F. Bucherer – eine Hommage an den Bucherer-Gründer Carl Friedrich Bucherer – erfreuten gerade einmal 24 Jahre lang die Uhrenliebhaber.

Am Design und der technischen Expertise kann es eigentlich nicht gelegen haben. Und auch die Umsätze waren nicht so schlecht. In guten Jahren sollen es 80 bis 100 Millionen CHF gewesen sein, welche allerdings nie zu schwarzen Zahlen geführt haben.
Das schreibt Marcel Speiser von der Schweizer Handelszeitung und erläutert: „Die Uhrenmarke Carl F. Bucherer war ein Hobby des im November 2023 verstorbenen Bucherer-Patrons Jörg Bucherer.“

Offizielle Statements zum Schluss gibt es weder von Bucherer noch Rolex, außer dass Bucherer gegenüber Bilanz Watches alles als „bloße Gerüchte“ abgetan hat, wie Marcel Speiser weiß.
Das scheint angesichts der Vielzahl an Medienberichten über das Ende von Carl F. Bucherer aber nicht zu stimmen. Wozu sollte sich der Rolex-Konzern – zu dem neben Rolex auch Tudor gehört – auch in einem ohnehin angespannten Markt mit einer Marke herumschlagen, die zwar zweifelsohne schöne Uhren, aber niemals Gewinn hervorgebracht hat.
Erstaunlich ist vor allem letzteres, da zum einen laut Bilanz Watches 250 Millionen CHF in die Marke investiert worden waren und mit dem Bucherer-Netzwerk weltweit über 100 PoS quasi frei Haus zur Verfügung standen.
Laut Handelszeitung sollen Uhren von Carl F. Bucherer zudem oft im Paket mit den begehrtesten Rolex-Modellen verkauft worden sein – was wiederum zu einem enormen Preisverfall auf dem Pre-owned-Markt führte. Gut für das Image und das Geschäft mit neuen Uhren – ohne Rolex-Anhängsel zu sein – war das offenbar nicht. Rolex wird dieses nun ganz beenden.