Schweizer Uhrenindustrie mit deutlichem Minus in 2024

Nachdem das Jahr 2023 zum dritten Mal in Folge Rekord-Exportzahlen für die Uhrenbranche der Schweiz hervorgebracht hatte, zeichnete sich schon früh im Verlauf des zurückliegenden Jahres ein ganz anderes Bild ab.

Sinkendes Wachstum und deutliche Rückgänge vermeldete der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie in vielen 2024er-Monaten, nur selten unterbrochen von einer „leichten Erholung“.

Nun liegen die Zahlen für das gesamte Jahr 2024 auf dem Tisch und belegen einen Rückgang der Exporte um 2,8 Prozent gegenüber 2023 (26,7 Mrd. CHF) auf 25,9 Milliarden CHF. Das ist immer noch ein fantastisches Ergebnis und rangiert über den Rekordzahlen von 2022 (24,8 Mrd. CHF) und 2021 (22,3 Mrd. CHF).

Dennoch horcht die Uhrenwelt auf. Denn die Gründe für den Rückgang können recht klar benannt, aber nicht schnell überwunden werden. Zudem war der Rückgang im Dezember vergangenen Jahres mit -5,4 Prozent auf einen Exportwert von 2 Milliarden CHF besonders deutlich ausgefallen – eine Trendumkehr also nicht in Sicht ist. Stattdessen hat sich der „Rückgang der Schweizer Uhrenexporte im Dezember verschärft“, so der Schweizer Verband.

Dazu trug vor allem der anhaltende Einbruch der Nachfrage in China bei, wo ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum, die Krise auf dem Immobilienmarkt und die Jugendarbeitslosigkeit den Konsum von Luxusgütern empfindlich getroffen haben. Dies hat teilweise auch andere Märkte betroffen, welche stark auf den Konsum chinesischer Touristen ausgerichtet sind.

Und daran wird sich auch in 2025 vorerst nichts ändern. Wie sich der möglicherweise bevorstehende Zoll-Krieg der globalen Wirtschaftsmächte auf den Luxussektor auswirken lässt, steht dabei noch in den Sternen.

Blickt man auf die exportierten Stückzahlen, dann erscheint das Bild mit einem Rückgang in 2024 von 9,4 Prozent auf 15,3 Millionen Einheiten gegenüber 2023 schon fast dramatisch. Das verdeutlicht, dass ich das Geschäft der Schweizer Uhrenhersteller immer weiter in Richtung Hochpreisigkeit verschiebt. Vor allem für die Marken im mittleren und unteren Preissegment wird die Luft dünner werden .

Aber selbst die Big Player strugglen, wie die aktuellen Geschäftszahlen von Richemont, LVMH, Swatch Group und Kering zeigen.

Rückgänge in allen Preissegmenten

In allen Preissegmenten wurden im Dezember 2024 Rückgänge gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr verzeichnet. Uhren mit einem Exportpreis zwischen 200 und 500 CHF verzeichneten den stärksten Wertverlust (-13,2 %). Uhren mit einem Preis unter 200 CHF (-5,9 %) und über 3.000 Franken (-5,3 %) mussten ebenfalls erhebliche Einbußen hinnehmen. Das Segment 500 bis 3.000 CHF hielt sich besser und verzeichnete nur einen Rückgang von 1,8 Prozent.

Hinsichtlich der Materialien verzeichneten bis auf die Kategorien Stahl und Edelmetalle deutliche Rückgänge mit -8,5 Prozent bei Sonstige Materialien, -16 Prozent bei Gold/Stahl-Uhren und  -20,9 Prozent bei Sonstige Metalle. Beim Wert ging es in fast allen Kategorien nach unten: Edelmetall (-3,4 %), Stahl (-5,9 %), Gold/Stahl (10,3 %) und Sonstige Metalle (-6,1 %). Einzige Ausnahme ist hier die Kategorie Sonstige Materialien mit +9,4 Prozent.

Rückgänge in alle vier wichtigen Exportmärkte

Die Vereinigten Staaten (-1 %) verzeichneten zum ersten Mal seit sechs Monaten im Dezember 2024 einen leichten wertmäßigen Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat. Hongkong (-6,4 %) rückte mit einem weniger ausgeprägten Rückgang als in den Vormonaten auf den zweiten Platz im weltweiten Ranking der Schweizer Uhrenexporte vor, während China (-19 %) weiterhin sehr schlecht abschnitt.

Auch Japan (-12,7 %) einen sehr deutlichen Rückgang. Das Land war in den zurückliegenden Monaten immer wieder ein wichtiger Ausgleich aufgrund des schwachen Yen gewesen, aufgrund dessen viele Chinesen und andere Touristen dorthin zum Einkaufen gereist waren.

Unter den Top-15-Märkten erzielten nur die Vereinigten Arabischen Emirate (+0,6 %), Großbritannien (+5,8 %), Spanien (+19,3 %) und Australien (+7,2 %) positive Ergebnisse.

Die Exporte nach Deutschland lagen im Dezember vergangenen Jahres 11 Prozent unter denen im Dezember 2023, Österreich schnitt sogar 15,1 Prozent schlechter ab.

Über das ganze Jahr 2024 betrugen die Rückgänge nach Deutschland 3,8 und nach Österreich +8,7 Prozent.

Das Jahresplus der Exporte in die USA betrug 5 Prozent gegenüber 2023 auf 4,37 Milliarden CHF. Das bedeutet, dass etwa 20 Prozent aller Schweizer Uhrenexporte in die Vereinigten Staaten gingen, knapp 47 Prozent gingen nach Asien und 30 Prozent nach Europa.

Das Exportminus nach China betrug im zurückliegenden Jahr 25,8 Prozent und nach Hongkong -18,7 Prozent, die Ausfuhren nach Japan legten um 7,8 Prozent zu.

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