Der Jahresbericht von Morgan Stanley über den Zustand der Schweizer Uhrenindustrie, der mit Unterstützung des Genfer Beratungsunternehmens LuxeConsult erstellt wird und auf Schätzungen des Umsatzes von 50 Schweizer Uhrenmarken beruht, wird jedes Jahr aufs Neue mit Spannung erwartet und in der Branche viel beachtet.

Demnach bleibt Rolex unangefochten die Nummer 1. Wie groß die Dominanz der Marke ist, zeigt sich an der enormen Differenz des Marktanteils zu Cartier, der Nummer 2 im Ranking.

Allerdings wirkte sich die schwächere Nachfrage auch auf Rolex aus. Im vergangenen Jahr waren nur noch etwa 20 Modelle auf den berühmt-berüchtigten Wartelisten.

Die schwächere Nachfrage wirkte sich auch auf Rolex aus, die 2024 nur noch eine geringe Anzahl – ca. 20 Referenzen – auf Wartelisten hat. Die kleine Schwestermarke Tudor war wesentlich massiver betroffen. Morgan Stanley/Luxeconsult geht von einem Umsatzrückgang von 34 Prozent aus. Damit wäre Tudor die Marke mit der schlechtesten Leistung im Jahr 2024 unter den 50 erfassten Schweizer Uhrenmarken.

Oliver Müller, Inhaber von LuxeConsult: „Fakt ist: 2024 waren nur elf Marken – in unserem Top 50-Rating – im grünen Bereich“, so Müller.

Das bescheidene Ergebnis der Exportstatistik der Schweizer Uhrenindustrie für das vergangene Jahr (-2,8 %) bestätigt dies. Und eine Erholung ist nicht der Sicht, denn der Hauptgrund für die angespannte Situation – die rückläufige Nachfrage in China – wird sich auch in 2025 nicht in Luft auflösen. Zudem warten weitere Herausforderungen auf die eidgenössischen Uhrenhersteller.

Oliver Müller hat für BILANZ (Wirtschaftsmagazin der Schweizer Handelszeitung) die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und erläutert. (Hier finden Sie nur einen Auszug.)


  • Die Polarisierung setzte sich fort: Die „Big Four“ – Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet und Richard Mille – haben ihre Position gesichert und ausgebaut und besitzen einen Marktanteil von 47 Prozent.
  • Rolex gewann Marktanteile in einem schrumpfenden Markt: Die Marke mit der Krone baute ihre Marktmacht trotz eines schrumpfenden Marktes auf einen Anteil von 32 Prozent aus.
  • Cartier festigte Position als Nr. 2: Dafür genügte der Richemont-Marke ein Marktanteil von acht Prozent.
  • Richemonts Uhrensegment hat Marktanteile verloren: Alle acht Marken blieben hinter dem Schweizer Uhrenmarkt zurück.
  • Der Club der Umsatzmilliardäre ist auf sieben geschrumpft: Vacheron Constantin (Richemont) flog nach nur einem Jahr wieder aus diesem exklusiven Club, welcher laut des Reports von Mogan Stanley/Luxeconsult nun Rolex, Cartier, Omega, Audemars Piguet, Patek Philippe, Richard Mille und Longines umfasst.
  • Von den etwa 400 Schweizer Uhrenmarken erwirtschaften vier gut 50 Prozent des Gesamtumsatzes der Schweizer Uhrenindustrie: Rolex, Cartier, Omega und Patek Philippe.
  • Patek Philippe hat einen Marktanteil von 6,5 Prozent: Das ist mehr als die gesamte LVMH Uhren-Division.
  • Die Swatch Group verlor erneut die meisten Marktanteile: Der Report von Morgan Stanley/Luxeconsult geht davon aus, dass der Marktanteil der Rolex Group bereits im Jahr 2020 erstmals den der Swatch Group übertroffen hat.
  • Premiumisierung setzte sich fort und beschleunigte sich sogar: Uhren mit einem Einzelhandelspreis von über 50.000 CHF machten 33,5 Prozent des Gesamtwerts der Schweizer Uhrenexporte aus, aber 84 Prozent des Wachstums und nur 1,2 Prozent des Gesamtvolumens im Jahr 2024.
  • Die Auswirkung von Smartwatches auf die Einstiegspreisbereiche hat abgenommen: Nach Jahren sehr starken Wachstums, das auf die Einführung der Apple Watch im Jahr 2015 folgte, stagniert der Absatz von Smartwatches.
  • Preisgestaltung war 2024 ein Problem für die Schweizer Uhrenindustrie: Eine Reihe von Marken, die in den letzten vier bis fünf Jahren möglicherweise wahllos die Preise erhöht hatten, sah sich mit erheblichen Absatzrückgängen konfrontiert.
  • Die wichtigsten Marktanteilsgewinner im Jahr 2024 (Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet, Richard Mille) sind in Privatbesitz: Dies ist ein einzigartiges Phänomen im Luxusgütersektor, in den meisten anderen Bereichen gewinnen börsennotierte Konzerne Marktanteile.
  • Einige Marken hatten ein besonders herausforderndes Jahr: Innerhalb der Top 50 hatten vier Marken in 2024 einen Umsatzrückgang von 20 Prozent oder mehr, schätzt Morgan Stanley/Luxeconsult: Longines, Breguet, Hublot und Tudor.
  • Hermès vermutlich mit einem überraschenden Umsatzrückgang von sieben Prozent und Marktanteilsverlust von 1,2 Prozent: zwischen 2018 und 2023 war der Umsatz von Hermès Watches noch deutlich gestiegen.
  • LVMH ist jetzt die fünftgrößte Schweizer Uhren Gruppe, mit einem Anteil von 5,7 Prozent: In den letzten 20 bis 30 Jahren ist die Uhrenkategorie die einzige Kategorie, in der LVMH mit organischem Wachstum keine Marktanteile gewinnen konnte.
  • 2024 war das Jahr der unabhängigen Marken: Der in 2023 beobachtete Aufstieg von Highend-Marken wie etwa FP Journe, H.Moser & Cie und Greubel Forsey setzte sich in diesem Jahr fort.