Bringt der neue Gucci-Chefdesigner die Wende?
Bringt der neue Gucci-Chefdesigner die Wende?
Anfang Februar hatte der Schweizer Luxuskonzern Kering die Trennung von Gucci-Chefdesigner Sabato De Sarno bekannt gegeben. Ein Nachfolger ist bereits gefunden.
Demna Gvasalia tritt ab Juli als neuer künstlerischer Leiter von Gucci an. Er kommt von der Marke Balenciaga, die ebenfalls zum Kering-Portfolio gehört.
François-Henri Pinault, Chairman & CEO von Kering, erklärt:
„Demnas Beitrag zur Branche, zu Balenciaga und zum Erfolg des Konzerns war enorm. Seine kreative Kraft ist genau das, was Gucci braucht. Ich danke ihm für alles, was er in den letzten zehn Jahren erreicht hat, und freue mich darauf, ihn die neue künstlerische Ausrichtung von Gucci gestalten zu sehen.“

Kraft und Erfolg benötigt Gucci dringend. Zwölf Prozent Umsatzminus fuhr Kering mit Gucci im vergangenen Jahr gegenüber 2023 ein – bei Gucci betrug das Minus über 20 Prozent. Und dabei kommen laut Schätzung der Bank Morgan Stanley fast zwei Drittel des Betriebsgewinns des Unternehmens von Gucci.
Es besteht also definitiv Handlungsbedarf.
Seit 1. Januar 2025 hat die Marke mit Stefano Cantino bereits einen neuen CEO, im Sommer folgt nun der neue Chefdesigner.
Reicht das?
Marcel Speiser Freymond (stellvertretender Chefredakteur der Schweizer Handelszeitung) meint nein, wie man heute in der Handelszeitung lesen konnte:
„Gucci hat Demna Gvasalia zum neuen Chefdesigner ernannt. Ein kapitaler Fehler. Weil die Kering-Aktie heute mehr als zehn Prozent in die Tiefe rauscht. Vor allem aber, weil Gvasalia nicht zu Gucci passt. Gucci ist Glamour, Glanz, Sex. Gvasalia aber steht für Pop, Streetwear, Anti-Establishment. Sein Claim to fame ist das Spiel mit der Konsumkultur, die Subversion der Mode durch Alltäglichkeiten. Etwa überteuerte Kleider aus Absperrbändern mit DHL-Aufdruck. Gvasalias Credo ist die – pardon – Verarschung vermögender Leute mit Popramsch, der sich als Mode ausgibt. Eat the rich, quasi. Wenn Pinault und seine Beauftragten bei Gucci wirklich glauben, Gvasalia würde Gucci vor dem Niedergang retten, brauchen Gucci und Kering neue Leute an der Spitze.“
Francesca Bellettini, stellvertretende CEO von Kering und verantwortlich für die Markenentwicklung, sieht das erwartbar völlig anders:
„Demnas tiefes Verständnis der zeitgenössischen Kultur, gepaart mit seiner umfassenden Erfahrung in der Konzeption visionärer Projekte, hat ihn zu einem der einflussreichsten und erfolgreichsten Kreativen seiner Generation gemacht. Seine Ernennung zum künstlerischen Leiter ist der perfekte Katalysator, um Guccis kreative Energie neu zu entfachen.“
Es bleibt spannend im Hause Gucci.