Diamantindustrie in Indien: Arbeiter in Surat streiken für bessere Löhne
Diamantindustrie in Indien: Arbeiter in Surat streiken für bessere Löhne
In der vergangenen Woche hat die Diamond Worker Union Gujarat zum Streik aufgerufen. Aufgrund der globalen wirtschaftlichen Lage sind die Löhne in Surat stark zurückgegangen. Lokale Organisationen versprechen Unterstützung.
Links: Geschliffene Diamanten zur weiteren Bearbeitung.
Schwächelnde Nachfrage im Millionengeschäft
Surat, im indischen Bundesstaat Gujarat ist der größte Diamantenumschlagplatz der Welt. In der Stadt mit 4,5 Millionen Einwohnern werden schätzungsweise 90 Prozent des weltweiten Ertrags an Rohdiamanten geschliffen. In Surat befinden sich rund 5.000 Diamantschleifereien. Etwa 800.000 bis 1 Million Menschen arbeiten direkt in der Diamantindustrie, rechnet man abhängige Beschäftigte aus dem Handel, der Logistik und anderen Dienstleistungen hinzu, steigt die Zahl auf 1,5 Millionen.
Die weltweite wirtschaftliche Lage hat auch den Unternehmen in Indien wirtschaftlich zugesetzt. Berichten der Nachrichtenseite The New Indian Express zufolge ist das schlechte Geschäft hauptsächlich auf die schwächelnde Nachfrage aus den USA und China zurückzuführen.
Gewerkschaft fordert mehr Jobsicherheit
Die Gewerkschaft der Diamond Worker Union Gujarat (DWUG) verlangt von der Regierung mehr Unterstützung für die in Not geratenen Arbeiter. Kritisiert werden unfaire Löhne und Lohnkürzungen. Die DWUG fordert Maßnahmen, um die Arbeitsplätze zu sichern und weitere Entlassungen zu verhindern. Auch lokale Industrieverbände wie der Gem & Jewellery Export Promotion Council (GJEPC) sind aufgerufen, die Arbeitsplätze der Diamantschleifer zu sichern.
JCK zitiert den Vizepräsidenten der Gewerkschaft DWUG, Bhavesh Tank:
„Aufgrund der aktuellen Rezession haben hunderttausende Arbeiter ihre Jobs verloren und die Gehälter sind um 50 Prozent gesunken. In Surat haben in den letzten 18 Monaten 63 Mitarbeiter Selbstmord begangen. Die freiberuflichen Mitarbeiter in der Diamantindustrie bekommen keine Unterstützung unter den aktuellen Arbeitsgesetzen. Sie haben keine Jobsicherheit oder soziale Absicherung.
Während die Inflation weiter ansteigt, sinken die Löhne der Diamant-Arbeiter anstatt zu steigen. Das stürzt die Arbeiter in eine ernstzunehmende finanzielle Krise. Sie haben große Schwierigkeiten, ihre Hauskredite, Mieten und Schulgebühren für ihre Kinder zu bezahlen. Wir haben die Regierung schon mehrfach damit konfrontiert, dass die Gehälter der Arbeiter erhöht werden sollten.“
Vielen Arbeitern geht es nicht nur um Lohnkürzungen, sondern auch um die Kürzung der Arbeitsstunden, die wiederum ebenfalls zu geringeren Löhnen führen. Außerdem fordern die Diamantschleifer höhere Löhne für das Schleifen größerer Diamanten, da die Händler mit ihnen auch den größeren Profit machen.
Um den Forderungen mehr Gehör zu verschaffen, hat die DWUG am vergangenen Wochenende zum Streik aufgerufen. Erste Streiks fanden am 30. und 31. März statt, doch wie der New Indian Express schreibt, nahmen nur wenige der Arbeiter an den Streiks teil aus Angst, ihre Jobs zu verlieren. 
GJEPC betont Unterstützung für indische Arbeiter
Der Gem & Jewellery Export Promotion Council (GJEPC) hat im Zuge der Ereignisse seine Unterstützung angekündigt. Die Times of India fasst die Bestrebungen zusammen und erwähnt ein Statement, laut dem die Organisation der Meinung ist, der Markt sei gerade dabei, sich wieder zu erholen.
Der angebliche kleine Aufwind – laut GJEPC eine Preissteigerung für Diamanten von 10 Prozent in den letzten Monaten – betrifft zweit- und drittrangige Städte, die Teil der indischen Diamantindustrie sind. Die Organisation beruft sich auf Branchen-Experten, die für 2025 ein Wachstum von 10 bis 25 Prozent voraussagen – das soll vor allem den Handel mit kleineren Diamanten betreffen.
Der GJEPC betont, dass mehrere Organisationen sich für das Wohl der indischen Arbeiter in der Diamantindustrie engagierten, darunter die Gem & Jewellery National Relief Foundation (GJNRF), die unter anderem mit dem Gemological Institute of America (GIA), der Anglo American Foundation, Rio Tinto und Diamonds Do Good zusammenarbeitet.
Die GJNRF versorgt unter anderem Haushalte mit Getreide oder übernimmt Schulgebühren für benachteiligte Kinder in Surat. In den Geschäftsjahren 2023 und 2024 hätten außerdem über 5.000 Arbeiter medizinische Unterstützung für schwere Krankheiten, Operationen und Krankenhausaufenthalte erhalten. Weitere Initiativen in Zusammenarbeit mit Organisationen sollen bis 2027 fünf Millionen Arbeiter in Indien mit kostenloser Krankenversicherung versorgen.
Kirit Bhansali, der Vorsitzende des GJEPC erklärte gegenüber JCK:
Wir bei GJEP glauben, dass die Arbeiter das Herz der Branche sind. Durch die Gem and Jewellery National Relief Foundationen stellen wir sicher, dass sie die medizinische Versorgung und finanzielle Unterstützung bekommen, die sie zum Leben brauchen.
Quellen: JCK Online, Times of India, The New Indian Express






