Trump-Zölle: Auswirkungen in der Diamantindustrie

Die neuen Zollbestimmungen von US-Präsident Trump bringen Chaos und Verunsicherung in internationale Lieferketten. Das Gemological Institutae of America (GIA) reagiert, indem es alternative Labore zu Bewertung von Diamanten anbietet.

Links: Die neuen Einfuhrzölle der USA wirken sich auch auf die Schmuckbranche aus. © Assiolo Scolaro/Unsplash

Diamant-Export und -Import in der Trump-Ära 

Mit einem Beschluss von US-Präsident Donald Trump Anfang April wurden 60 Länder weltweit mit Zöllen von 10 Prozent auf Importware belegt. Indien, ein großer Produzent von Schmuck, wurde mit zusätzlichen „Gegenzöllen“ in Höhe von 26 Prozent belegt.

Präsident Trump sieht die neuen Einfuhrzölle als ein Mittel, um „nicht-monetären Barrieren und andere Formen des Betrugs“ entgegenzuwirken. Die Liste der betroffenen Länder beinhaltet unter anderem China – am 9. April lagen die Zölle für die Volksrepublik bei 145 Prozent – Vietnam, Botswana und Thailand, Lieferanten für Rohmaterialien, aber auch bereits fertiggestellten Schmuck.

Während Produkte wie Gold und Silber von den Einfuhrzöllen ausgenommen sind, zeigt sich an der Liste der Länder, dass die neuen wirtschaftlichen Umstände auch an der Schmuckindustrie nicht spurlos vorbeigehen werden. Der Fokus für die weltweite Schmuckindustrie liegt stark auf den Diamanten, die in Indien produziert werden.

Die Zölle in für Indien wurden von Trump von 3,3 Prozent auf 26 Prozent angehoben. Laut der in Indien ansässigen Global Trade Research Initiative (GTRI) werden die neuen Zölle von Trump zu einem Export-Defizit von 5,76 Milliarden US-Dollar führen. In Indien besteht jedoch auch Optimismus, das Handelsdefizit anderer, noch höher besteuerter Länder zu übernehmen oder zu einem neuen Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten zu finden. Nach aktuellem Stand – sind diese Zölle allerdings temporär wieder ausgesetzt worden und liegen nun bei 10 Prozent, ein Beispiel für den Zickzack-Kurs der amerikanischen Regierung, der aktuell weltweit für viel Unsicherheit und Frustration sorgt.

Der Indische Gem & Jewellery Export Promotion Council (GJEPC) warnte bereits im März vor gestiegenen Kosten für Diamanten, ging damals aber noch von Zöllen um 5 bis 6 Prozent aus. Der GJEPC sieht die Einfuhrzölle nicht als einen Gewinn für die USA, sondern als Niedergang der indischen Schmuckhersteller, deren Marge durch die hohen Kosten aufgefressen wird. 

Zuletzt hatten Arbeiter in der indischen Diamantstadt Surat wegen gesunkener Löhne und schlechter Arbeitsbedingungen gestreikt.

JCK zitiert Ajesh Mehta für den GJEPC: „Die Umsätze werden einbrechen und der Preis für ungeschliffene Diamanten muss um 6 Prozent sinken, um das auszugleichen.“ Auch diese Aussage wurde getätigt, als man von Zöllen von 5 bis 6 Prozent ausging. 

Diamanten: Der Import und Export der Edelsteine könnte künftig sehr viel teurer werden. © Edgar Soto/Unsplash

Das GIA schickt Diamanten ins Ausland

Eine der wichtigsten Institutionen in der Diamantindustrie ist das Gemological Institute of America (GIA). Hier werden Diamanten, Farbedelsteine und auch Perlen geprüft und zertifiziert. Amerikanische Labore des Diamantinstituts befinden sich in Carlsbad im Bundesstaat Kalifornien und in New York.

Aufgrund der unüberschaubaren wirtschaftlichen Lage, die durch die neuen Einfuhrzölle entstanden ist, hat das GIA am 7. April nun eine Pressemitteilung in eigener Sache veröffentlicht. Das Diamantinstitut will für seine amerikanischen Labore temporär nur noch Edelsteine annehmen und Perlen annehmen, die von Kunden aus den USA stammen. JCK zitiert allerdings Pritesh Patel, Senior Vice President und COO des GIA, mit der Klarstellung, dass das GIA auch Steine und Perlen aus dem Ausland annimmt, allerdings zu den entsprechenden Preisen, die durch die neuen Zölle entstanden ist.

Die USA definieren das Herkunftsland eines Diamanten als den Ort, an dem der Edelstein eine signifikante Behandlung erfahren hat. Damit ist der Schliff gemeint. Etwa 90 Prozent des weltweiten Diamantenvorkommens wird in Indien geschliffen.

Üblicherweise werden Diamanten zur Zertifizierung in die USA geschickt und gelangen schließlich zur Weiterverarbeitung im Schmuck oder als Anlageprodukt auf dem Markt. Die Reise, die der Edelstein in der Lieferkette durchläuft, könnte also zu einer merklichen Verteuerung durch den internationalen Handelsstreit führen.

Das GIA hat angesichts der Lage seine Services in anderen Laboren ausgeweitet. 

  • Diamanten der Klasse D bis Z, ungeschliffen oder geschliffen, können bis zu einer Größe von 3,99 ct. an die GIA Labore in Bangkok, Dubai, Gaborone, Hongkong, Johannesburg, Surat und Tokyo geschickt werden
  • Die Labore in Dubai und Hongkong nehmen Diamanten derselben Klasse auch bis zu einer Größe von 9,99 ct an
  • Diamanten der Klasse D bis Z, geschliffen oder ungeschliffen, die mehr als 10 ct. betragen und Diamanten in Fancy Colors können bis auf Weiteres in Hongkong zertifiziert werden

Die Labore in Bangkok, Hongkong und Tokyo werden weiterhin ihre Leistungen für Farbedelsteine und Perlen anbieten. Auch der Standort in Mumbai zertifiziert weiterhin Perlen.

Quellen: Gemological Institute of America, JCK, Germany Trade & Invest, JCK online

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