Zoll-Chaos lässt die Schweizer Uhren-Exporte explodieren

Man hätte es ahnen können. Als Anfang April bekannt wurde, dass der US-Präsident alle aus der Schweiz importierten Produkte mit einem Zoll in Höhe von 31 Prozent belegen werde, begannen offenbar hektische Verschiffungen und Transportflüge mit Schweizer Uhren in die Vereinigten Staaten. Lager auffüllen – und zwar schnell – lautet offenbar die Devise.

Wie Trumps Zoll-Geschichte ausgeht, ist nicht ausgemacht – sie pausiert bis zum 9. Juli. Diese Atempause nutzen die eidgenössischen Uhrenhersteller.

Anders ist der explosionsartige Anstieg der Uhren-Exporte im April in den US-amerikanischen Markt nicht zu erklären. Um fast 150 Prozent auf knapp 852 Millionen CHF stiegen die wertmäßigen Ausfuhren im Vergleich zum April des Vorjahres und um 180 Prozent gegenüber April 2023.

Satte 33 Prozent am Gesamt-Export machten die in die USA ausgeführten Uhren im April 2025 aus. In den ersten drei Monaten dieses Jahres lag er zwischen 17 und 19 Prozent.

Die gesamten Exporte der Schweizer Uhrenindustrie betrugen wertmäßig im April 2025 gut 2,5 Milliarden CHF. Das sind verglichen mit dem Vorjahresmonat 18,2 Prozent mehr (Volumen + 6,4 %).

Rechnet man die aktuellen April-US-Exporte aber raus und vergleicht dies mit dem ebenfalls um die US-Ausfuhren reduzierten April-Wert des vergangenen Jahres, dann ergibt sich jedoch ein leichtes Minus von etwa 100 Millionen CHF (- 6 %).

Mengenmäßig gingen ohne den Sondereffekt der Lieferungen in die USA die Exporte um 5,7 Prozent zurück.

Bei all dem muss man zu dem bedenken, dass der Export in die USA nicht gleichzusetzen mit dem Verkauf an US-amerikanische Konsumenten ist. Denn das ist der echte Maßstab für einen erfolgreichen Durchverkauf.

Der starke Exportanstieg in die USA „ist daher eher Ausdruck einer einmaligen Reaktion auf die unsichere Wirtschaftslage als ein echtes Zeichen für eine strukturelle Stärkung der Nachfrage“, kommentiert denn auch der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie.

Mittleres Preissegment tut sich schwer

Die wichtigsten Wachstumstreiber waren Uhren aus Edelmetall (+23,4 %), Stahl (+13,8 %) und Bimetalluhren (+44,5 %). Der Volumenanstieg wurde vor allem von Stahluhren mit einem Exportplus von 18,9 % getragen. Dagegen gab es einen starken Rückgang (-19,1 %) bei Modellen aus anderen Materialien.

Uhren mit einem Exportpreis über 3.000 CHF (Exportpreis) gaben mit einem wertmäßigen Wachstum von 22,9 Prozent den Ton an. Das Segment 200 bis 500 CHF verzeichnete hingegen einen Rückgang von 1,2 Prozent. Uhren mit einem Exportpreis zwischen 500 und 3.000 CHF nahmen um 5,2 Prozent zu. Unterhalb von 200 CHF betrug das wertmäßige Wachstum 10,4 Prozent.

China und Hongkong stürzen weiter ab

Die Entwicklung der wertmäßigen Exporte in die Hauptmärkte zeigte, abgesehen von der außergewöhnlichen Entwicklung in den USA, ein gemischtes Bild.

Japan (+1,9 %) und Großbritannien (+1,6 %) verzeichneten ein moderates Wachstum, während Singapur (-9,2 %) einen starken Rückgang verzeichnete. China (-30,5 %) und Hongkong (-22,8 %) setzten ihren Abwärtstrend fort und verstärkten damit die Abschwächung in beiden Märkten.

Die Exporte nach Deutschland gingen um 14,6 Prozent zurück.

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