Geburtsstein des Monats Juni, Teil 1: Die Perle
Der Geburtsstein des Monats Juni ist dieses Mal genau genommen kein Farbedelstein, dafür aber ein anderes, edles und begehrtes Naturprodukt: die Perle. Und sie ist nicht ganz allein. Außer der Perle werden dem Juni auch noch der Alexandrit und der Mondstein zugeordnet.
Links: Moderner und eleganter Perlenschmuck von Yana Nesper. © Yana Nesper
Geburtststein-Tripe für den Juni: Perle, Mondstein und Alexandrit
Der Juni hat begonnen. Das heißt, wir stellen wieder einen Edelstein vor, der diesem Monat zugeordnet ist. Diesen Monat sind es sogar gleich mehrere edle Naturschätze, die als Grundlage für personalisierten Schmuck gelten dürfe: der Mondstein, der Alexandrit und die Perle. Wir widmen uns in diesem Artikel der Perle.
Die Perle ist genau genommen kein Edelstein. Auch die Tatsache, dass dem Juni drei Edelmaterialien zugeordnet wurden, ist ein bisschen merkwürdig. Deswegen hier noch einmal ein paar Informationen zur Herkunft dieser Tradition.
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Literatur- und Geschichts-Exkurs zur Herkunft der Geburtssteine
Der Brauch, jeden Monat einen anderen Edelstein zu tragen und auf seine besonderen Schutz- oder Heilfähigkeiten zu hoffen, ist schon aus der Antike bekannt. Im 1. Jahrhundert nach Christus glaubte der Historiker Josephus, die Monatssteine symbolisierten die zwölf Edelsteine auf der Brustplatte für jüdische Hohepriester, der sogenannten „Choschen“, die laut biblischer Darstellung für Aaron, den Bruder von Mose hergestellt wurde. Die zwölf Edelsteine auf der Brustplatte sollten die zwölf Stämme Israels symbolisieren.

Um welche Edelsteine es sich genau handelt, konnte allerdings nicht identifiziert werden. Beschreibungen der Farbe und des generellen Aussehens können zwar Anhaltspunkte liefern, bleiben aber am Ende so uneindeutig, dass verschiedene Bibelübersetzungen verschiedene Edelsteine angeben. Ein Stein, der als „himmelblau“ beschrieben wird, könnte beispielsweise etwa ein Lapislazuli sein, wird aber in einer Übersetzung in der Luther-Bibel als Saphir angegeben.
Die moderne Ordnung der Geburtssteine wurde 1912 von der National Association of Jewelers, heute Jewelers of America, begründet. Ziel war es, die Edelsteine auch mit entsprechendem Marketing attraktiver zu machen. Dieses Vorhaben dürfte wohl geglückt sein. 1912 galten nur die Perle und der Mondstein als Geburtssteine für den Juni. Der grünliche Alexandrit wurde 2019 als zusätzlicher Geburtsstein für den Juni aufgenommen. Vor dem 20. Jahrhundert ordnete man dem Juni als Steine den Chrysoberyll, Türkis und Achat zu. Nun aber zurück zur Perle…
Die Perle: Schatz aus der Muschel
Perlen sind wahrlich ein ganz besonderes Naturprodukt. Sie werden in Muscheln gefunden und kommen in salzigen Meeren, aber auch in Süßwasserseen und Flüssen vor. Eine Besonderheit der Perle ist, dass sie quasi perfekt aus der Muschel geboren wird – sie verzaubert mit ihren sanften Farbtönen und ihrem edlen Lüster. Kein Schliff oder eine andere Art der Verarbeitung ist nötig, um ihre Schönheit zum Ausdruck zu bringen. Sie ist perfekt, so wie sie ist – selbst, wenn sie nicht perfekt ist. Neben den kugelrunden Perlen sind nämlich auch die unregelmäßig geformten Barockperlen inzwischen wieder sehr beliebt. Sie zeigen sich absolut individuell in ihrem schimmernden Aussehen und unterstreichen damit auch die Persönlichkeit ihrer Trägerin oder ihres Trägers – seit einiger Zeit erobern sich die Perlen nämlich auch ihre eigene Nische im Bereich des Herrenschmucks.

Im Grunde aber ist die Perle schon seit jeher etwas zutiefst weibliches, war in der Antike ein Zeichen für Jungfräulichkeit, Reinheit und Unschuld. Geschichten ranken sich um die englische Tudor-Königin, Elisabeth I., die auch „The Virgin Queen“ genannt wurde, weil sie ihr Leben lang niemals heiratete. Elisabeth I. soll oft Perlenschmuck getragen haben, um ihren jungfräulichen Status symbolisch zu untermauern und damit gleichzeitig unterschwellig zu signalisieren: Ich brauche keinen Ehemann, um zu regieren.
Elisabeths Mutter, Anne Boleyn, trug eine lange Perlenkette mit einem Anhänger in Form des Buchstaben B, an dem drei tropfenförmige Perlen hingen. Die Kette existiert nicht mehr, zählt aber zu den am häufigsten auf Portraits abgebildeten Schmuckstücken der Welt.

Eine der berühmtesten Perlen der Welt ist „La Regente“, die Napoleon Bonaparte seiner Ehefrau Josephine schenkte. Eine weitere berühmte Perle ist die tropfenförmige „La Pelegrina“, in der Größe eines Taubeneis, die durch mehrere Hände adliger Damen ging, bevor Schauspieler Richard Burton sie 1972 seiner Geliebten, der Schauspielerin Elisabeth Taylor zum Geschenk machte. Einer Geschichte von Liz Taylor aus dem Buch „My Love Affair with Jewelry“ zufolge wurde die wertvolle Perle einst beinahe von ihrem Hund verschluckt.
Wie entsteht eine Perle?
Perlen können natürlich wachsen, was sie besonders selten und begehrt machen – oder von Menschen gezüchtet werden. Perlen entstehen natürlich, wenn zum Beispiel ein Parasit in die Muschel gerät, den sie als Fremdkörper oder als Reizung empfindet. Dann bildet sie um den Eindringling oder um die gereizte Stelle herum schützende Schichten aus Perlmutt, die wir als so schön empfinden.

Früher war die Meinung verbreitet, dass Muscheln auch um Sandkörner herum Perlen bilden. Allerdings sind Wissenschaftler inzwischen von dieser Theorie abgerückt, weil Muscheln naturgemäß von so viel Sand umgeben sind, dass ein eindringendes Korn ihm keine Probleme bereiten sollte. Die Stelle, an der sich eine Perle bildet, könnte stattdessen mit einer Art Zyste verglichen werden.

Die Muschel als Weichtier mit Muskeln bewegt den Perlmutt-Körpern in ihrem Inneren. Eine besonders gleichmäßige Bewegung formt perfekt runde Perlen. Bildet die Muschel gerade mehrere Perlen oder bleibt ihr nicht genug Platz, um ihn herumzuschieben, entstehen die unregelmäßig geformten Barockperlen, die auch ein plattes oder leicht schüsselförmiges Aussehen annehmen können.
Es dauert Jahre, bis eine Muschel oder eine Auster schöne und große Perlen geformt hat, ein Umstand, der ebenfalls dafür sorgt, dass die Perlen so begehrt sind.

Allerdings gibt es Unterschiede bei der Ernte von Perlen. Wird die Muschel weit aufgebrochen, um die Perlen zu entnehmen, überlebt sie diesen Schritt nicht. Nachhaltigere Zuchtmethoden ermöglichen es, die Muschel nur leicht aufzuhebeln, um die Perle zu entnehmen und ein sogenanntes Mantelstück für die Zucht neuer Perlen einzusetzen. Muscheln reagieren außerdem wie die meisten Lebewesen empfindlich auf Umwelteinflüsse und vor allem Muschelarten, die im Meer leben, sterben an veränderten Temperaturen im Wasser. Muschelfarmen in China konnten während der Corona-Krise nicht bewirtschaftet werden, sodass man Verluste hinnehmen musste, die den Preis für erlesene Perlen in die Höhe getrieben haben.
Herkunft von Perlen
Salzwasser-Zuchtperlen gibt es an vielen Orten auf der Welt. Die bekannten Akoya-Perlen werden in China und Japan kultiviert. Südsee-Perlen stammen von den nördlichen Küsten Australiens, aus Indonesien und Südost-Asien, mit großen Kulturen auch auf den Philippinen. Die besondere Tahiti-Perle in ihrem verführerischen Schwarz- und Dunkelgrau-Tönen stammen von den Gambier-Inseln und dem Tuamotu Archipel, die zu französisch Polynesien gehören. Süßwasserzuchtperlen stammen größtenteils aus China.

Wenn wir an eine Perle denken, haben wir wohl häufig die cremig weiße Variante vor Augen, dabei sind die Farbtöne von Perlen überraschend vielseitig. Es gibt sie mit sanft goldenem Lüster, in zartem Pink, in silbrigen Grau und die anthrazitgrauen Tahiti-Perlen schimmern sogar in Farbtönen zwischen grün und rosa.
Perlen können auch künstlich gefärbt werden. Es lohnt sich also, beim Einkauf nachzufragen, um welche Art von Perle und Behandlung es sich handelt, denn das spielt für den Preis natürlich eine Rolle.
(Links: Kette mit grünlich und bläulich schimmernden Tahiti-Perlen von Hesse Perlen.)
Die Perle – eine vielseitige Alleskönnerin
Eine Zeit lang galt die klassische Perlenkette eher als Schmuck aus Großmutters Zeiten. Nun hat sich der Style sein Rampenlicht zurückerobert und präsentiert sich in vielfältigen Variationen. Die Perle ist wahnsinnig angesagt. Kein Wunder, denn sie macht alles mit. Man kann sie als klassischen Strang tragen oder eine einzelne Perle mit besonderem Charakter zum Highlight werden lassen. Die Perle ist so zeitlos schön, dass sie neben jedem Material gut aussieht, sei es Gold, Silber oder Farbedelstein. Sogar neben kantig geschliffenen Diamanten oder zwischen Chunky-Chains wirkt sie nicht fehl am Platz. Sie kann einfach alles und das macht sie so beliebt. Sie veredelt eine Abendgarderobe genauso wie ein Büro-Outfit, passt zur Strand-Party oder zum Discoabend. Eine Altersgrenze gibt es nicht. Sie steht jungen Frauen genauso gut wie Damen, die in der Mitte des Lebens stehen und darüber hinaus. Deswegen dürfte es ein Leichtes sein, genau die Perle zu finden, die uns glücklich macht.