Think Big – Uhrmacherausbildung auf Top-Niveau bei Sinn Spezialuhren

Think Big – Uhrmacherausbildung auf Top-Niveau bei Sinn Spezialuhren

Die Ausbildung des uhrmacherischen Nachwuchses hat bei Sinn Spezialuhren einen hohen Stellenwert. So hat sich Lothar Schmidt, Inhaber von Sinn Spezialuhren, in einem von sechs fixierten Unternehmenszielen der „Förderung der Verwendung und des Erhalts der traditionellen Handwerkstechniken“ verschrieben.

„Seit Jahren bilden wir Uhrmacherinnen und Uhrmacher aus. Wir fördern ihre Weiterbildung und Qualifizierung mit sehr viel Engagement bis hin zum Meisterbrief“, zeigt Lothar Schmidt die Linie auf, die damit auch den Fortbestand des Unternehmens sichern soll.

Lothar Schmidt, Inhaber und CEO von Sinn Spezialuhren
Lothar Schmidt, Inhaber und CEO von Sinn Spezialuhren

Welche große Bedeutung SINN der Ausbildung des Uhrmachernachwuchses beimißt, zeigt sich auch an der Unterstützung des Uhrmacher-Mobils der Zentralverbandes für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik.

Wie hoch die Qualität der Ausbildung bei Sinn Spezialuhren ist, zeigt die Tatsache, dass immer wieder Auszubildende des Unternehmens zum Beispiel als Kammer- und Landessieger des Landes Hessen im Uhrmacherhandwerk abschneiden. Dabei verbindet SINN stets neueste Technologien mit den Fertigkeiten des traditionellen Uhrmacherhandwerks.

Jessica Schmitt und Hermann-Josef Müller

Bestes Beispiel dafür ist das für deutsche Ausbildungsbetriebe einzigartige Projekt Großuhren, das von den Auszubildenden unter fachmännischer Anleitung von Ausbildungsleiterin Jessica Schmitt und Ausbilder Hermann-Josef Müller auf professionellem Niveau in jedem einzelnen Bearbeitungsschritt eigenhändig umgesetzt wurde.

Und zwar zum allerersten Mal in der Ausbildungsgeschichte von Sinn Spezialuhren: vom Werk bis zum Gehäuse, von den Zeigern bis zur Pendelstange.

Gefragt waren dabei Problemlösungskompetenz, Kreativität und eine Menge Findigkeit.

Dazu muss man wissen, dass am Anfang der Uhrmacherausbildung die reine Metallbearbeitung steht. Feilen, Fräsen, Schleifen und Drehen lauten die ersten, für das Handwerk grundlegenden Fertigkeiten.

Sinn Spezialuhren Ausbildung

Dazu eignen sich Großuhren eben am besten, das Arbeiten an und mit Kleinuhren erfolgt im späteren Verlauf der Ausbildung.

Zusätzlich erkannte Hermann-Josef Müller einen weiteren Vorteil:

„Üblicherweise führen die Auszubildenden diese Fertigkeiten an Werkstücken oder Modellen aus, die nach der Bearbeitung in der Praxis keine Rolle mehr spielen. Werden jedoch die bearbeiteten Teile für eine Großuhr genutzt, die die Auszubildenden selbst erstellen, bekommen diese Tätigkeiten einen neuen Stellenwert. Auch die Motivation ist eine andere. Beides trägt die Auszubildenden durch die gesamte Ausbildung.”

„Uhrmacher sein – das heißt neugierig bleiben, neue Wege einschlagen und umdenken können. Beim Bau einer Großuhr lernen wir vieles, was wir uns nicht anlesen können. Alle Beteiligten setzen damit in letzter Konsequenz den Grundstein für das Verständnis der Mechanik als Ganzes“, ergänzt Jessica Schmitt.

Projekt mit ungeahnten Herausforderungen

Seilzug, Grahamhemmung und Gegengesperr: So lauteten, neben weiteren Besonderheiten, die Kernkomponenten, die sich Hermann-Josef Müller für die von den Auszubildenden zu bauende Großuhr vorstellte.

Kaum war die Entscheidung gefallen, zeigten sich bereits in der Vorbereitungs- und Planungszeit, die im Sommer 2021 begann, die ersten Herausforderungen. Denn die Suche nach einer Vorlage für eigene Konstruktionen gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Ein alter Regulator einer Kollegin erfüllte schließlich die angedachten Kriterien. Doch es fehlten technische Zeichnungen und Pläne, auf deren Basis die Auszubildenden die Uhr fachgerecht herstellen konnten.

Was also tun? Hermann-Josef Müller zerlegte die Uhr in Einzelteile und dokumentierte alles fotografisch. „Bewaffnet“ mit einem Messschieber und anderen Messwerkzeugen entnahm er dem Uhrwerk alle wichtigen Maße und beauftragte die Mitarbeiter in der eigenen Entwicklungsabteilung, die über 100 Uhrwerksteile in technischen Zeichnungen festzuhalten.

Anschaffung von Maschinen

Mit dem Ausbildungsjahrgang 2022 begann die Umsetzungsphase. Doch der Enthusiasmus der Beteiligten wurde zunächst gebremst. Der Grund: das Fehlen von Maschinen und die Schwierigkeit, sie aufzutreiben.

„Wir brauchten eine spezielle, nur noch selten eingesetzte Räderschneidmaschine. Mit Geduld und Glück konnten wir nach langem Suchen in der Schweiz im wahrsten Sinne des Wortes ein letztes Exemplar auftreiben. Sie war schon in die Jahre gekommen, aber noch funktionstüchtig. Zusätzlich mussten wir eine weitere Uhrmacher-Drehmaschine und eine Präzisions-Tischbohrmaschine anschaffen. Die Investitionen wurden von Lothar Schmidt im Sinne des Projektes ohne langes Zögern freigegeben.”

Allerdings fehlte bei der Räderschneidmaschine das Zubehör, um Zahnräder und Triebe überhaupt erstellen zu können. Über Umwege organisierte das Team die entsprechenden Pläne. In der SINN-Werkstatt wurden die fehlenden Teile dann auf Basis dieser Pläne kurzerhand selbst hergestellt.

Kreative Lösungen finden

Weitere Herausforderungen ließen nicht lange auf sich warten. „Zum einen fehlte uns in weiten Teilen die praktische Erfahrung mit dem Bau von Großuhren. Also mussten wir uns das Know-how erarbeiten. Das bedeutete: Learning by Doing. So haben wir beispielsweise anfangs einige Teile mehrfach herstellen müssen, also tatsächlich Lehrgeld gezahlt. Zum anderen tauchten immer wieder ungeahnte Probleme auf, die viel Improvisationstalent erforderten. Und dennoch: Niemand hat sich entmutigen lassen, was mich besonders freut”, erläutert Hermann-Josef Müller.

Seminar für die Gehäuse

Parallel zur Lösung der technischen Aufgaben stand die Frage nach Aussehen und dem Bau des Gehäuses im Raum. Dazu entwarf Hermann-Josef Müller im ersten Schritt einen Plan, der anschließend per CAD gezeichnet wurde.

Auf Basis dieser Zeichnung fertigte ein Schreiner Bausätze in Eiche, Nussbaum und Kirschbaum an. Anschließend kamen Schreinermeister Frank Leipold, die Ausbilderin Jessica Schmitt, Ausbilder Hermann-Josef Müller sowie die Auszubildenden zu einem Seminar zusammen. Oberflächenbearbeitung, Schleifen und Ölen standen im Mittelpunkt. Die Auszubildenden erhielten somit „nebenbei” einen Schnellkurs in Holzbearbeitung.

Auch für die Montage des Gehäuses und die Herstellung eines speziellen Halterahmens für das Kleben der Frontscheibe in den Holzleisten der Tür erarbeiteten sich die Beteiligten gemeinsam das Fachwissen.

Hundertprozentige Fertigungstiefe

Aus den Rahmenbedingungen zur Herstellung kann abgeleitet werden, dass jede Großuhr, die von einer oder einem Auszubildenden erstellt wird, ein Unikat ist, das sich unter anderem in Details wie Zeigern und Zifferblatt unterscheidet, weil hier die Freiheit der eigenen Gestaltung gegeben ist.

„Tatsächlich erreichen wir eine hundertprozentige Fertigungstiefe in der eigenen Ausbildungswerkstatt. Und man muss es klar sagen: Ein solches Projekt mit all den anspruchsvollen Tätigkeiten verläuft auf Meisterniveau. Die Fertigung der Großuhr, so wie wir sie ausführen, geht weit über den Ausbildungsrahmenplan des Uhrmacherhandwerks hinaus. Zwar arbeiten angehende Uhrmachermeister in der Meisterschule auch mit Großuhren. Allerdings wird das Räderwerk zur Verfügung gestellt, während unsere Auszubildenden es komplett selbst fertigen. Wir haben alles von Anfang an in Eigenregie umgesetzt. Die dabei erworbenen Fähigkeiten und die Anforderungen an die Problemlösungskompetenz sind die ideale Vorbereitung für die Gesellen- und Meisterprüfung. Insofern haben unsere Auszubildenden Vorteile gegenüber anderen Betrieben, wo dies nicht stattfindet“, erläutert Hermann-Josef Müller.

„Wie hoch die Qualität unserer Ausbildung insgesamt ist, zeigt die Tatsache, dass unsere Auszubildenden oft mit überdurchschnittlichen Ergebnissen abschneiden.”

Hermann-Josef Müller
Stolz präsentiert Ben Moroff die Großuhr mit der Nummer 001. Er ist der erste Auszubildende bei Sinn Spezialuhren, der einen solchen Zeitmesser mit all seinen technischen Details und anspruchsvollen Feinheiten selbst gefertigt hat.
Stolz präsentiert Ben Moroff die Großuhr mit der Nummer 001. Er ist der erste Auszubildende bei Sinn Spezialuhren, der einen solchen Zeitmesser mit all seinen technischen Details und anspruchsvollen Feinheiten selbst gefertigt hat.

Die Großuhr und ihre Eigenschaften

  • H 80 cm x B 25 cm x T 14 cm
  • Seilzug-Regulator mit loser Rolle, kugelgelagert
  • Gegengesperr für kontinuierliche Kraftübertragung während des Aufzugvorgangs
  • Grahamhemmung
  • Carbon-Pendelstange mit  Reguliertischchen für Feinregulierung
  • Veredelung der Platinen mit Perlschliff (außen und innen)
  • Polierte und gebläute Schrauben
  • Polierte und bombierte Zeiger
  • Gehäuse aus Vollholz in Nuss, Eiche oder Kirsche mit seitlicher Verglasung
  • Neusilberzifferblatt mit selbst gefertigten, vergoldeten Appliken
  • Erhalt des Uhrmacherhandwerks

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