WEMPE 137: Exklusiver Blick hinter die Kulissen mit Marko Jünemann
WEMPE 137, die neue Diamantschmuckmarke von Wempe schlägt ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Juweliers auf. Im exklusiven Interview gibt Marko Jünemann, Chief Marketing Officer bei Wempe, spannende Einblicke in die Entstehungsgeschichte der neuen Marke und spricht über Sinn und Wert eines Alleinstellungsmerkmals und besondere Erkenntnisse zur emotionalen Verbindung von Menschen zu Diamanten.

INSIGHT LUXURY: Herzlichen Glückwunsch zur eigenen Diamantschmuckmarke WEMPE 137! Ein tolles Projekt! Wie gliedert man eine Eigenmarke erfolgreich in ein Schmucksortiment ein, das von hochkarätigen Marken geprägt ist?
MARKO JÜNEMANN: Ich glaube, das Allerwichtigste bei der Entwicklung einer Marke ist, seine Hausaufgaben gut zu machen, mit einer sorgfältigen Planung und Umsetzung. Das beginnt mit einer Marktanalyse, bei der man sich dezidiert mit den Produkten und dem Branding auseinandersetzen sollte. Das geht so weit, dass man auch über die Produktion, die Vermarktung und eine Media-Strategie nachdenken muss, um erst einmal eine Lücke für die Positionierung zu finden.

Insbesondere in einem Umfeld, wo man mit sehr hochkarätigen und sehr bekannten Marken zu tun hat, wie das bei uns als Juwelier ja der Fall ist, muss man darauf einen starken Fokus setzen. Das bedeutet, ich muss mich fragen: Was ist denn der Mehrwert dieser Marke und dieser Produkte und ist das profilierend genug? Gibt es einen Unterschied zwischen bestehenden Produkten am Markt und dem Neuen, was ich in den Markt kommunizieren möchte?
Daraus ergibt sich, dass es kein vergleichbares Produkt sein sollte, wie das bei uns mit WEMPE 137 der Fall ist. Wir bringen nicht den 125. Einkaräter mit Brillantschliff auf den Markt. Die Antwort liegt bei WEMPE 137, also im patentierten Wempe-Cut. Das ist der Grund, warum wir diesen Schliff als wesentliches Herzstück in dieser Marke etabliert haben.
IL: Der Wempe-Cut existierte bereits, allerdings noch ohne eigene Marke, richtig?
MJ: Genau. Diesen Cut gab es ein Stück weit versteckt im Schmucksortiment, in der Marke “By Kim“ innerhalb der Kollektion. Wir haben in der Vergangenheit bereits den Wempe-Cut kommuniziert, dass wir in der Lage sind, über unser Schmuckatelier in Schwäbisch Gmünd auch Einzelanfertigungen umzusetzen.
Diese Kraft, verbunden mit dem, was Menschen wirklich wollen, und in einen Diamanten hineinprojizieren, ist so unglaublich – das hat uns dazu aufgefordert, über eine eigene Marke nachzudenken. Nicht zuletzt, da wir diesen Wunsch nach einer eigenen Marke für den Wempe-Cut auch vielfach von unseren Kunden gehört haben.


IL: Ist WEMPE 137 also direkt auf Kundenfeedback hin entstanden?
MJ: So konkret war es tatsächlich noch nicht. Man hat unseren eigenen Schliff aber als unheimlich stark und auch als sehr differenzierend empfunden.
So ein neuartiger und zertifizierter Diamantschliff richtet sich ja auch hauptsächlich an Menschen, die sich im Diamantbereich schon etwas auskennen. Sie verstehen die Unterschiede und wissen beispielsweise, dass es sich bei einem Brillanten um einen Schliff handelt und nicht um das Material Diamant. Das wird sehr häufig durcheinandergewürfelt.
Es ist mir wichtig, darüber zu sprechen: Der Wempe-Cut hat in seiner Entwicklung zwei Jahre benötigt, bis er an einem Punkt war, der eine Zertifizierung möglich machte. Wenn man sich die reine Schleifzeit anschaut, braucht ein Diamant im Wempe-Cut in etwa acht Stunden, bis er geschliffen ist. Technisch gesehen, werden 65 Facetten im oberen Bereich des Diamanten eingeschliffen und 72 im unteren Teil. Jeder natürliche Diamant, der geschliffen wird, ist ein Unikat, aber für den Wempe-Cut gilt das besonders. Nachdem er geschliffen wurde, wird der Diamant durch ein freies, internationales Institut wie das GIA zertifiziert. Dass es sowas wie ein GIA-Zertifikat für Diamanten gibt, muss ich wissen, um diese Qualität zu begreifen, die dahintersteckt.


Deswegen richtet sich die Marke 137 eher an Diamantliebhaber, die sich zumindest mit ein paar Kriterien wie zum Beispiel den 4Cs auskennen. Diese Menschen sehen auch den Unterschied im Funkeln, wenn sich das Licht bricht – insbesondere wenn ich zwei Einkaräter im Vergleich habe, bei denen der eine im klassischen Brillantschliff geschliffen ist und der andere im Wempe-Cut.
Was eher erklärungsbedürftig ist, ist die hohe Güte und Qualität der Handwerkskunst, die sich dahinter verbirgt. Dazu muss man wissen, dass ein klassischer Brillant 57 Facetten hat und der Wempe-Cut hingegen 137. Wenn man nur von dieser Zahl ausgeht, impliziert das schon um ein Vielfaches mehr an Aufwand und Kunstfertigkeit. Ich muss also einen Zugang zum Thema Diamanten haben und mich damit auseinandergesetzt haben, um zu erkennen, wie besonders das ist.
IL: Das heißt, als gewisses “Insider-Thema” setzt diese neue Diamantschmuckmarke auch ein besonderes Verhältnis zwischen dem Juwelier und seinen Kunden voraus. Sie haben die WEMPE 137 gemeinsam mit einem engen und vertrauten Kundenstamm entwickelt. Wie darf man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?
MJ: Tatsächlich ist das wirklich ein spannendes Thema: Unser Ansatz war absolut kollaborativ – darauf und auf eine Begegnung auf Augenhöhe haben wir sehr viel Wert gelegt. Zu Beginn haben wir in mehreren Städten Deutschlands sogenannte Fokusgruppen initiiert. In diesen Gruppen waren Wempe-Kundinnen und -Kunden, die etwas bei uns erworben haben, aber auch Kunden, die bereits den Wempe-Cut bei uns gekauft haben. Das Erlebnis dabei hat uns besonders interessiert. Teil der Gruppen waren auch Wempe-Kenner, die weder Uhren noch Schmuck bei uns gekauft haben, sondern auf eine andere besondere Art und Weise mit Wempe verbandelt sind und einen Zugang zu uns haben, beispielsweise aufgrund einer Familienhistorie.
Uns war aber auch bewusst, dass das, was Menschen sagen, im Zweifelsfall nicht immer das ist, was sie meinen. Deswegen hatten wir auch die Unterstützung durch eine Tiefenpsychologin, die noch einmal aus ihrer Perspektive nachgefragt und eigene Impulse eingebracht hat. Sie hat wirklich alles aus den Menschen herausgekitzelt und sehr tiefgründige Gefühle und Motivationen aufgedeckt.

Das war uns auch wichtig, denn wir wollen ja eine Verbindung schaffen zu dem, was Menschen in Diamanten sehen, was sie hineinprojizieren und was sie darin festhalten wollen. Daraus entsteht ein gewisses Spannungsfeld und Fragen: Wie wichtig ist es denn, dass etwas getragen oder zur Schau gestellt wird? Ist es eher ein persönliches Geheimnis, das mit dem Stein zu tun hat?
Bei diesen spannenden Begegnungen habe ich große Offenheit erlebt – vor allem bei den Wempe-Kunden, die uns sehr zugewandt sind und sehr positiv über uns sprechen. Wir haben von sehr tiefgründigen Erlebnissen und Emotionen gehört, die diese Menschen mit Wempe verbinden und auch ganz generell mit Diamanten, Diamantschmuck und Schmuck im Allgemeinen.
So konnten wir die Erwartungen festhalten: Was möchte man selbst in den Schmuck mit einbringen, was will man festhalten, verewigen. Wir haben das drei Monate lang gemacht und Schritt für Schritt die Aussagen der Teilnehmer in Konzepte übersetzt und sind damit in der nächsten Fokusgruppe wieder ins Rennen gegangen. Wir haben alles gegengeprüft und weiterentwickelt, bis ein finales Markenkonzept entstanden ist. Viele Impulse waren nicht nur spannend, sondern überraschend. Ich kann sagen, dass wir beispielsweise den Markennamen WEMPPE 137 von uns aus selbst nie gewählt hätten.
IL: Das ist wirklich spannend! Wie kam es dazu?
MJ: Der Name geht auf Kundenwünsche zurück, denn die Zahl 137 wird von vielen als besonders mystisch empfunden. Besonders die Zahlen 3 und 7 haben ja in vielerlei Kontext eine besondere Bedeutung. Die Zahl hat viele neugierig gemacht und bei den befragten Männern in unseren Fokusgruppen hat das zu einer Postrationalisierung geführt: 137 ist eine hohe Zahl, insbesondere im Vergleich mit 57 Facetten im Brillantschliff – daher sind sie auch bereit, mehr Geld auszugeben, weil sie den Wert als höher ansehen.
In meinen viereinhalb Jahren bei Wempe habe ich noch kein Markenkonzept und kein Kampagnenkonzept erlebt, das so viel positives Feedback bekommen hat wie WEMPE 137.
Marko Jünemann
IL: Gibt es noch weitere Erkenntnisse, wenn es um den menschlichen Bezug zu Diamanten geht?
MJ: Der Wunsch, etwas zu vererben und an kommende Generationen weiterzugeben, war ein interessantes Thema. Durch die Arbeit in unseren Fokusgruppen haben wir schnell gemerkt, dass darin etwas Instinktives steckt. Dass Diamanten häufig mit Zeitlosigkeit und Ewigkeit in Verbindung gebracht werden, ist nichts Neues.
Spannend ist aber, dass wir durch die tiefenpsychologische Erforschung herausgefunden haben, dass unsere Kunden nicht so gerne diejenigen sein möchten, die ein Erbe erhalten. Vielmehr möchte man sich selbst über das eigene physische Leben hinaus verewigen und derjenige sein, der etwas weitergibt, was in der Welt verbleibt. Man möchte sich selbst ein Denkmal setzen. Das gilt generell für Schmuck, besonders aber für Gold und Diamanten.

IL: Gab es auch Ideen in den Fokusgruppen, die nicht in die Realität hätten umgesetzt werden können?
MJ: Es ist tatsächlich überraschend, wie viel Einigkeit es über die Gruppen hinweg gab und wie viel Klarheit herrschte. Es war sehr deutlich, was unsere Kunden möchten und was sie ablehnen. Wie bereits erwähnt, spricht WEMPE 137 etwas sehr Instinktives an, das in uns Menschen steckt. Es geht um Ursprünglichkeit, eine Verbindung zur Natur. Es polarisiert nicht. Man muss sich nicht auf eine bestimmte Zielgruppe festlegen – es hat beispielsweise nichts mit der Altersstruktur zu tun. Die Zeitlosigkeit der Diamanten hat einen weiteren Aspekt. Mit den Worten unserer Kunden ausgedrückt: Wir möchten, dass sich das Thema Diamant moderat weiterentwickelt. Man möchte nicht brechen mit Gewohnheiten. Es gab nicht die Erwartung, dass das Design wahnsinnig ausgefallenes sein muss. Man möchte es still und zurückhaltend, mit dem QuietLuxury Gedanken umgesetzt wissen und nichts zur Schau stellen. Auch das ist eine tiefenpsychologische Erkenntnis: Der Schmuck ist wie ein Geheimnis, das man für sich behalten möchte.
Für uns war das fantastisch, weil es bedeutet, dass wir uns auf unsere klassische Juwelierkunst bei Wempe konzentrieren dürfen. Falls es Wünsche nach komplexeren Designs gibt, bleibt uns aber immer die Option einer individuellen Anfertigung.
IL: Wie ist die allgemeine Resonanz unter den Kunden, die WEMPE 137 als etwas ganz Neues erleben?
MJ: Die Resonanz ist sehr positiv. In meinen viereinhalb Jahren bei Wempe habe ich noch kein Markenkonzept und kein Kampagnenkonzept erlebt, das so viel positives Feedback bekommen hat wie WEMPE 137. Sicherlich auch aufgrund der Umstände, die ich geschildert habe: Es spricht Urinstinkte an. Man blickt auf eine Welt, mit der man sich sehr schnell verbunden fühlt, die nicht polarisiert und dadurch auch wenig Ablehnung erfährt. Damit ist es uns gelungen, das Konzept unserer Marke in die Welt zu kommunizieren, sodass es sich dauerhaft etablieren kann. Wir setzen den Fokus auf Natürlichkeit von Diamanten, denn dafür steht Wempe.


IL: Wie wichtig ist es, ein Alleinstellungsmerkmal wie einen eigenen Schliff zu haben?
MJ: Die Diamantkompetenz ist eine der Stärken von Wempe. Durch die Befragung unserer Kunden haben wir feststellen können, dass sie sehr stark darauf vertrauen, bei uns das Allerbeste zu bekommen, wenn es um Güte, Qualität und Natürlichkeit von Diamanten geht. Eine weitere Stärke ist die Handwerkskunst. Mit einem Schmuckstück aus unserem Atelier in Schwäbisch Gmünd und einem geschliffenen Diamanten bekomme ich ein Unikat, in das viele Stunden Arbeit geflossen sind.
Wenn man beides, Diamantkompetenz und Handwerkskunst, miteinander verbindet, war es naheliegend, den Wempe-Cut als ein Alleinstellungsmerkmal zu etablieren, das wir authentisch und verbunden mit unseren Stärken glaubhaft kommunizieren können. Es ist kein Marketing-Gag.
Jede Marke und jeder Juwelier muss aber für sich selbst bewerten, wo man im heutigen Wettbewerb ein Alleinstellungsmerkmal definieren und glaubhaft umsetzen kann. Nur weil es bei uns ein Schliff ist, muss das nicht für jeden anderen Juwelier gelten. Man muss schon genauer in das Portfolio blicken. Nicht jeder Juwelier hat beispielsweise eine eigene Marke.
IL: Gibt es schon weitere Pläne für die Zukunft mit WEMPE 137?
MJ: Wir planen, die Marke im Kollektionsportfolio zu erweitern. Seit etwas mehr als einem Jahr haben wir einen neuen Designer bei uns im Wempe-Team, Patrick Sieroslawski. Mit ihm gemeinsam haben wir noch einmal dezidiert einen Blick auf die Marke geworfen und das Wissen, das wir aus unseren Fokusgruppen haben, in die Produkte übersetzt. Im zweiten Halbjahr 2026 möchten wir neue Kollektionen und Produkte vorstellen.