Geneva Watch Days 2025: Czapek und der gute Roboter der „Antarctique Rattrapante „R.U.R.“

Im Science-Fiction-Genre und unter Kulturpessimisten sind Roboter ein beliebtes Topic – meist negativ konnotiert. Nicht so bei Czapek. Die Uhrenmarke Czapek nähert sich spielerisch dem Roboter-Thema und kehrt die Machtverhältnisse einfach um.
„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“ am Handgelenk
„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“

Umgesetzt wird dies mit der neuen, auf 77 Exemplare limitierten „Antarctique Rattrapante „R.U.R.“: Unter dem grau-metallisierten Saphirglaszifferblatt belebt ein Roboter die sichtbar gewordene Mechanik mit einer Animation.

Sobald die Chronographenfunktion aktiviert wird, wechseln seine Augen die Farbe: Beim Start leuchten sie gelb – eine Hommage an die Shrikes aus dem Film Mortal Engines –, beim Stoppen färben sie sich rot, und beim Zurücksetzen auf null erstrahlen sie in Blau.

„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“
„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“

Der Roboterkopf, erschaffen vom Czapek-Partner MD’Art, ist aus Titan gefertigt, wurde gefräst, von Hand poliert und per Laser graviert. Seine Augen sind jeweils in drei Neonfarben von Hand mikro-lackiert.

Czapek lässt seinen Roboter sprechen

Ein genauerer Blick offenbart weitere Details, die das „R.U.R.“-Zifferblatt von den früheren „Antarctique Rattrapante“-Modellen unterscheiden. Dazu gehören der weiße Chronographenzeiger sowie der blau eloxierte Rattrapante-Zeiger mit weißer Spitze. Auf der äußeren Chronographenskala und den beiden Hilfszifferblättern repräsentieren außerdem „XX“-Symbole die Sprache des Roboters – eine eigens für „R.U.R.“ erfundene Sprache, die sich an das Yautja-Alphabet aus den Predator-Filmen anlehnt und mit dem „X“ von Xavier de Roquemaurel spielt.

Nahaufnahme Zifferblatt der „Antarctique Rattrapante „R.U.R.“

„Als wir 2021 die ‚Antarctique Rattrapante‘ einführten, schlug einer unserer Aktionäre sofort vor, einen Roboter in das Uhrwerk zu integrieren – als eine Hommage an die Schönheit der Mechanik“, erzählt Xavier de Roquemaurel, CEO von Czapek & Cie.

„Da die ständige Suche nach mechanischer und ästhetischer Schönheit zentral für unsere Philosophie der Uhrmacherkunst bei Czapek ist und wir ständig neue Wege beschreiten möchten, war die Idee eines Roboters – ein verspielter Mix aus Ästhetik und Mechanik – sofort faszinierend. Aber der eigentliche Impuls für diese Idee liegt weiter zurück.“

Karel Čapek verlieh einst dem Begriff Roboter seine heutige Bedeutung

Die Entdeckung des Czapek-Teams, dass das Wort „Roboter“ exakt ein Jahrhundert zuvor von einem Herrn Čapek (in der tschechischen Schreibweise) der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde, machte die Idee eines „Rattrapante“ mit Roboter unwiderstehlich.

Karel Čapek, ein bedeutender tschechischer Intellektueller, war zutiefst besorgt über den wissenschaftlichen Materialismus des frühen 20. Jahrhunderts. Sein Theaterstück „R.U.R. – Rossum’s Universal Robots“, das von künstlichen Menschen handelt, die für Fabrikarbeit gebaut werden, sich jedoch gegen ihre menschlichen Herren auflehnen, war eine kritische Auseinandersetzung mit der Entmenschlichung durch Industrialisierung, Wissenschaft und Technik.

Die Uraufführung des Stückes fand 1921 in Prag statt, und binnen zwei Jahren wurde es in 30 Sprachen übersetzt. Die Originalausgabe befindet sich heute im Museum für ScienceFiction in Yverdon, Schweiz.

Roboterkopf der „Antarctique Rattrapante „R.U.R.“
„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“

In den frühen Fassungen seines Stücks nannte Čapek seine künstlichen Wesen zunächst „labori“, abgeleitet vom lateinischen labor für Arbeit. Erst auf Anregung seines Bruders Josef entschied er sich für „roboti“ – auf Englisch „robots“. Interessanterweise taucht das Wort bereits 1839 im Oxford English Dictionary auf, dort jedoch im Zusammenhang mit einem mitteleuropäischen Fronarbeitssystem, bei dem Abgaben in Form von Zwangsarbeit geleistet wurden.

Durch Čapek erhielt der Begriff eine völlig neue Bedeutung: Er wurde zum Synonym für humanoide Maschinen in der Science-Fiction-Literatur und im Film. Sein Drama bereitete den Boden für dystopische Erzählungen wie Terminator oder Blade Runner.

Ein Jahrhundert nach „R.U.R.“ wirken Čapeks Fragen aktueller denn je – angesichts von Automatisierung, künstlicher Intelligenz, cloud-basierten Machtstrukturen, transhumanistischen Debatten und der immer komplexeren Beziehung zwischen Mensch und Technik.

Czapek hat seinen Roboter im Griff

Und zwar mit dem Kaliber SHX6, welches Czapek gemeinsam mit Jean-François Mojon von dem unabhängigen Uhrmacherunternehmen Chronode mit Sitz in Le Locle entwickelt hat: ein Schleppzeiger-Chronograph (Rattrapante), dessen Mechanik nicht im Verborgenen, sondern auf der Zifferblattseite präsentiert wird.

Zeichnung der Blick durch den Gehäuseboden der „Antarctique Rattrapante „R.U.R.“ auf das Kaliber SHX6
Kaliber SHX6 von Czapek

Statt wie üblich auf der Rückseite, rückt hier die Rattrapante-Mechanik ins Zentrum: Eine dreiachsige Mittelbrücke trägt das patentierte Minutenrad und den Schleppzeigermechanismus. Zwei Säulenräder strukturieren das Werk – das obere bei 12 Uhr steuert den Chronographen, das untere bei 6 Uhr die Rattrapante-Funktion. So werden Einkuppeln, Eingreifen der Klemmen und das präzise Zusammenspiel von Drückern und Rädern sichtbar.

Montage Kaliber SHX6 von Czapek

Besonderes Augenmerk liegt auf dem Roboterkopf, der gemäß dem Prinzip form follows function direkt über dem Chronographen-Säulenrad sitzt. Jede Betätigung des Start-, Stopp- oder Rückstell-Drückers führt zu einer Farbänderung seiner Augen – ein spielerischer Hinweis auf den Mechanismus.

Die Umsetzung erwies sich als anspruchsvoll. Das richtige Finish für den Roboterkopf erforderte zahlreiche Versuche mit Texturen und Oberflächen, um Tiefe und Kontraste optimal herauszuarbeiten. Auch die Farbwahl der Augen wurde intensiv getestet, um Leuchtkraft und Differenzierung zu maximieren.

Da jede kleinste Veränderung das Gleichgewicht des Ganzen beeinflusst, entwickelte Chronode eine spezielle Halterung, die eine präzise Ausrichtung aller Zahnräder und Komponenten beim Einbau des Kopfes ermöglicht.

Ein versteckter Mechanismus im Mechanismus: der Isolator

Zeichnung der „Antarctique Rattrapante „R.U.R.“ und des Kalibers SHX6

Ein Schleppzeiger-Chronograph gehört zu den anspruchsvollsten Komplikationen der Uhrmacherkunst. Er unterscheidet sich vom normalen Chronographen durch Klemmen, die bei Aktivierung des Rattrapante-Drückers eines der Chronographenräder sofort blockieren. Das andere Rad läuft beziehungsweise zählt währenddessen weiter. Werden die Klemmen wieder entriegelt, holt der blockierte Zeiger seinen „Zwilling“ wieder ein (frz. „rattraper“ = einholen).

Im Inneren des Schleppzeiger-Mechanismus verbirgt sich bei der „Antarctique Rattrapante R.U.R.“ eine weitere Mechanik: der Isolator. Mithilfe eines Hebels ermöglicht er die vollständige Entkopplung der beiden Chronographen-Sekundenräder, ohne dabei Reibung im restlichen Uhrwerk zu erzeugen. Dies reduziert deutlich etwaige Gangabweichungen bei Nutzung der Rattrapante-Funktion.

Das fein finissierte Kaliber SHX6 bietet 60 Stunden Gangreserve und wird vom 42,5-Millimeter-Edelstahlgehäuse, welches bis zwölf bar wasserdicht ist und durch den Saphirglasboden den Blick auf sein Innersten freigibt.

„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“ von Czapek
„Antarctique Rattrapante „R.U.R.“

(UVP 58.000 CHF)

Suchbegriff eingeben und Enter drücken