Die Schweiz und die US-Zölle: Trump hat gut lachen
Donald Trump ist der erste US-Präsident, der sich als Gast des Offiziellen Zeitnehmers – aktuell Rolex – das Finale der US Open in Flushing-Meadows angesehen hat. Und zumindest zeitweise hatte er trotz deutlich vernehmbarer Buh-Rufe der Zuschauer ob der Verzögerungen durch seine Anwesenheit viel Spaß daran.
Mit ihm gelacht haben weitere Anwesende in der Rolex-Lounge, vermutlich auch der Rolex-CEO Jean Frédéric Dufour. Dies verriet er in seiner Erwiderung auf den Brief der US-Senatorin Elizabeth Warren, der dem Fernsehsender CNBC vorliegt und von diesem veröffentlicht wurde.
Die Demokratin fragt ihn darin, ob er seine Beziehung zu Präsident Trump nutzen würde, „um lukrative Zollbefreiungen für Rolex-Produkte zu erhalten.“
In der Replik von Dufour, die Warren nun auf der Plattform X veröffentlicht hat, verneint der Schweizer dies ausdrücklich: „Es gab keine inhaltlichen Diskussionen über Zölle, Handelspolitik oder andere offizielle Angelegenheiten.“
Er begründet die Einladung in seinem Antwortbrief wie folgt: „Rolex ist seit langem stolzer Sponsor der US Open und engagiert sich für sportliche Erfolge und internationale Freundschaft. Einladungen dieser Art erfolgen auf Grundlage langjähriger Tradition und im Geiste überparteilichen Engagements und Respekts.“
Damit hätte man es belassen können. Hat es Jean Frédéric Dufour aber nicht.
Stattdessen findet sich folgende – für Irritationen sorgende – Passage in seinem Brief an die Senatorin:
„Präsident Trump, der keine rhetorische Gelegenheit auslässt, fragte scherzhaft, ob er ohne die Zölle eingeladen worden wäre – ein Moment, der allgemeines Gelächter auslöste und, wie man sich vorstellen kann, eine schnelle Rückkehr der Aufmerksamkeit auf die sich entfaltende Aufregung auf dem Platz auslöste.“
Man fragt sich: Was gibt es da zu lachen? 39 Prozent Zoll, das kann so manchem Schweizer Unternehmen in einer der Exportbranchen des Landes das Genick brechen. Man fragt sich weiter: Weshalb berichtet Dufour diese fragwürdige Anekdote überhaupt? Wo Rolex doch eigentlich die Verschwiegenheit par excellence ist.
Oder weiß Rolex mehr? Diese Frage wiederum wirft Rob Corder von WatchPro auf. Denn anders als beispielsweise die Marke Patek Philippe, deren Uhren in den USA seit Mitte September 15 Prozent mehr kosten, hat Rolex bislang noch keine an den 39-Prozent-Zoll angepassten Preiserhöhungen durchgeführt. Auch gibt es keine Gerüchte darüber.
Andere Schweizer Uhrenunternehmen hingegen, wie Richemont oder die Swatch Group, erhöhen ebenfalls die Preise oder haben dies bereits getan. Auch Margenkürzungen für den Einzelhandel gehören zu den Maßnahmen. Die offiziellen Verhandlungen zwischen den USA und der Schweiz sind derweil auf politischer Ebene ins Stocken geraten.
„Wir haben in letzter Zeit einige gute Fortschritte erzielt. Die Verhandlungen dauern noch an, aber ich habe keine Hoffnungen auf einen baldigen Abschluss“, wird Rahul Sahgal, Geschäftsführer der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, von der Financial Times zitiert.