Interview mit Lissy Ossig: Gewinnerin des Young Designers Corner Award 2024
Seit 2012 fördert die Gemworld/Munich Show mit dem Young Designers Corner Award junge Talente. Wie die Erfahrung, an diesem Wettbewerb teilzunehmen und zu gewinnen, aussehen kann, erzählt die junge Schmuckdesignerin Lissy Ossig, die 2024 den ersten Platz gewann. Eine inspirierende Geschichte für den Nachwuchs in der Welt des Schmucks.
Links: Design von Lissy Ossig. Kristallanhänger aus goldplattiertem Silber mit Aquamarin. © Lissy Ossig

Über Lissy Ossig
Lissy Ossig studiert Schmuckdesign an der Hochschule Pforzheim und ist aktuell dabei, ihr letztes Studiensemester bis zum Bachelor-Abschluss zu vollenden. Schon früh entdeckte die 22-Jährige ihr Interesse an Kunst und an der Arbeit mit Händen. Das führte sie zunächst dazu, kleine Skulpturen mit Tiermotiven zu modellieren. Der Sprung zum Schmuck kam durch den Wunsch, etwas zu schaffen, bei dem eine stärkere Verbindung zu Menschen besteht. Schmuck vereint in sich künstlerische und skulpturale Aspekte, doch man kann ihn bei sich am Körper tragen, stellt Lissy Ossig fest. Schmuck ist etwas, das so gut wie jeder besitzt, doch persönliche Erinnerungen und Emotionen machen ihn wertvoll. So entstand der Wunsch, jemand zu sein, der besondere Schmuckstücke herstellt.
Wer verfolgen möchte, was Lissy Ossig macht, kann auch ihren Instagram-Account besuchen unter https://www.instagram.com/lissyossig/
INSIGHT LUXURY: Lissy, wie bist du dazu gekommen, dich für den Young Designers Corner Award zu bewerben?
LISSY OSSIG: Das war eigentlich eher zufällig. An der Hochschule in Pforzheim, wo ich studiere, gibt es viele Wettbewerbe, die ausgeschrieben werden. Bei dieser Gelegenheit habe ich einen Flyer von der Gemworld gesehen und mich darauf beworben.
IL: Kannst du uns etwas zu deinem Design erzählen, mit dem du den Award gewonnen hast?
LO: Das Wettbewerbsschmuckstück für den Young Designers Corner Award ist ein Ring aus Silber, der aussieht wie ein natürlicher Kristall, der sich um den Finger schmiegt. In der Mitte sitzt ein geschliffener Granat mit einem fast pinken Farbton.
Schon als Kind habe ich mir gerne Kristalle angeschaut und bin dafür auch auf Messen gegangen. Edelsteine sind ja ein wichtiges Thema im Schmuck, doch gleichzeitig sieht man sie immer nur in ihrer perfekten, geschliffenen Form. In der Natur sehen sie ganz anders aus.

Mit meinem Schmuckstück wollte ich diese zwei Formen verbinden und zeigen, dass beides seine Schönheit und Faszination hat. Gleichzeitig wollte ich das Motiv des Edelsteins, das im Schmuck natürlich schon ein altes und gleichzeitig wichtiges Thema ist, mal auf eine andere Art umsetzen.
Ich modelliere meine Schmuckstücke immer selbst und was mir dabei am meisten Spaß macht, ist, den Schmuck in Wachs entstehen zu lassen. Ich habe jede einzelne kleine Kristallstruktur von Hand modelliert und dann in Silber gießen lassen.
IL: Wie schaffst du es, die Kristalle bei deinem Schmuck so naturgetreu aussehen zu lassen?
LO: Ich habe tatsächlich selbst ein paar Kristalle zuhause, die ich mir mal gekauft habe. Die Inspiration kommt von einem etwas rötlichen Edelstein namens Vanadinit. Ich habe sie mir genau angeschaut und dabei die Wachstumsstruktur betrachtet. In meinem Schmuck habe ich keinen Kristall genau kopiert, sondern die Art und Weise verstanden, in der die Kristalle wachsen, und versucht, das im Wachs in einer neuen Form nachzubilden, die zu einem Ring passt.
Ich denke, es geht darum, dass man Dinge wahrnimmt und genau beobachtet, sodass man es in Schmuck umsetzen kann. Aber das braucht viel Zeit und Geduld.

IL: Ist bei dem Entstehungsprozess auch mal etwas schiefgegangen?
LO: (lacht) Natürlich! Es ist bei fast jedem Teil so, dass es bei der Modellierphase einmal in zwei Hälften bricht, wenn man zu viel Druck ausgeübt hat. Aber das kann man glücklicherweise alles wieder reparieren und zusammenfügen.
IL: Dein persönliches Interesse an Kristallen passt ja sehr gut zur Gemworld, wo du den Young Designers Corner Award gewonnen hast.
LO: Ja, und es hat mir dort sehr gut gefallen. Ich komme eigentlich aus der Stuttgarter Gegend und kannte die Messe vorher nicht. Dort gibt es sehr viel Inspiration für mich – natürlich durch die verschiedenen gewachsenen Kristalle, aber auch durch die Dinosaurier-Skelette, die dort ausgestellt sind. Ich hätte Lust, auch irgendwann mal einen kleinen Dinosaurier zu modellieren. Wer weiß? Durch die verschiedenen Kristalle, die ausgestellt werden, bekomme ich Lust, irgendwann auch einmal eine andere Kristallstruktur auszuprobieren.

IL: Da du letztes Jahr den Young Designers Corner Award gewonnen hast, findet man dich dieses Jahr auch mit einem eigenen Stand auf der Messe, richtig?
LO: Genau! Ein Teil meines Preises war, dass ich dieses Jahr meinen Schmuck auf der Messe präsentieren darf, und ich freue mich schon sehr darauf. Ich habe meine Kristallkollektion erweitert und bin noch tiefer eingetaucht in die verschiedenen Strukturen und Formen.

IL: Was hat sich seit deinem Wettbewerbsgewinn letztes Jahr getan?
LO: Die Gemworld und der Young Designers Corner Award haben mich sehr motiviert und mir Mut gemacht, meinen Weg weiterzugehen, mit der Gestaltung, die ich mit meinem Kristallschmuck angefangen habe. Ich würde mich gerne selbstständig machen und meinen Schmuck verkaufen. Gerade bin ich dabei, das alles in die Wege zu leiten. Im Moment bin ich im letzten Semester meines Bachelor-Studiums. Danach möchte ich loslegen. Auf der Gemworld kann man meinen Schmuck aber jetzt schon kaufen.






