Entwicklungen zum Louvre-Schmuckraub: Weitere Festnahmen und teilweise Geständnisse

Nach dem Schmuckraub aus dem Pariser Louvre sind inzwischen insgesamt sieben Personen festgenommen worden, teilweise Geständnisse wurden abgelegt, doch der Schmuck selbst bleibt nach wie vor verschwunden. Haben die Ermittler eine wertvolle Chance verstreichen lassen?

Die Ermittlungsfortschritte bisher

Die französische Polizei arbeitet weiterhin fieberhaft an der Aufklärung des spektakulären Schmuckraubs im Louvre, der sich am 19. Oktober ereignete. Eine Woche nach dem Vorfall konnten bereits zwei Tatverdächtige, ein 34- und ein 39-jähriger Mann festgenommen werden. Einer der beiden Männer war bereits im Begriff, sich ins Ausland nach Algerien abzusetzen, der zweite Mann wollte Frankreich ebenfalls verlassen, eine Flucht nach Mali war offenbar geplant. Inzwischen haben beide ein Teilgeständnis abgelegt und befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

Insgesamt hatte die Polizei eine Fahndung nach vier Tätern eingeleitet: Zwei von ihnen sollen mithilfe einer Hebebühne in die Galérie d’Apollon des Louvre eingedrungen sein, zwei weitere wahren mutmaßlich Diebstahl beteiligt, um die Flucht auf Motorrollern zu ermöglichen. Die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau erklärte am Mittwoch, es sei nicht auszuschließen, dass neben den vier mutmaßlichen Dieben eine deutlich größere Gruppe an der Tat beteiligt war. Womöglich gebe es eine „höhere Ebene“ von Auftraggebern.

Am vergangenen Abend, dem 30. Oktober gelangen der Polizei weitere Festnahmen. Insgesamt fünf weitere Verdächtige konnten im Großraum Paris aufgegriffen werden, berichtete Staatsanwältin Beccuau. Unter den Festgenommenen befindet sich offenbar auch ein Hauptverdächtiger, der Teil des Einbrecherteams vor Ort gewesen sein soll. Laut Beccuau besitzen die Ermittler DNA-Spuren, die den Mann mit dem Juwelendiebstahl in Verbindung bringen. Die vier übrigen Tatverdächtigen können möglicherweise weitere Informationen zum Tathergang liefern, erklärte die Staatsanwältin.

Sicherheitslücken im Museum und Kritik am Innenminister 

Die kulturelle und historische Bedeutung der geraubten napoleonischen Juwelen ist unschätzbar hoch – der Vorfall schlägt nicht nur in Frankreich, sondern international große Wellen. Auch, weil sich der Raub ereignete, während der Louvre für Besucher geöffnet war und die Besucher während des Vorfalls evakuiert werden mussten.

Dass der Raub überhaupt möglich war, könnte nicht nur auf besonders professionelle Kriminelle, sondern auch auf Sicherheitsmängel im berühmten Louvre-Museum zurückzuführen sein. Diese sollen schon seit zwei Jahren bekannt sein und wurden erst nach dem Einbruch geprüft – nicht nur im Louvre, sondern frankreichweit. Warnungen bezüglich der Standards im Fall des Louvre wurden mehrfach ausgesprochen. 

Es gibt Stimmen, die aufgrund der Mängel einen Rücktritt des französischen Innenministers Laurent Nuñez fordern. 

Laut Aussagen des Pariser Kultusministeriums sollen die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den Vitrinen funktioniert haben. Alarmierte Museumsmitarbeiter hätten außerdem zum Zeitpunkt des Schmuckraubs sofort eingegriffen. Die fünf Beschäftigten hätten die Räuber in die Flucht geschlagen, so die Erklärung. Infolgedessen konnten Teile der Ausrüstung mit Beweisspuren sichergestellt werden, da die Täter diese zurücklassen mussten. Offenbar hatten die Räuber den Plan, den Tatort in Brand zu stecken.

Außerdem konnte eine wertvolle Krone von Kaiserin Eugénie gerettet werden, da die Täter diese bei der Flucht fallen ließen – allerdings wurde das wertvolle Artefakt dabei beschädigt.

Gerettete Krone von von Kaiserin Eugénie de Montijo. © AFP

Von den übrigen 8 Juwelen im Wert von mehr als 88 Millionen Euro fehlt unterdessen nach wie vor jegliche Spur. Doch Laure Beccuau hat offenbar noch Hoffnung, dass die wertvollen Schmuckstücke der Nation zurückgegeben werden können.

Schmuck soll im Darknet angeboten worden sein, Louvre reagierte nicht

Unterdessen werden weitere Hinweise bekannt, die bisher nur vom amerikanischen Magazin JCK online zitiert werden. JCK online beruft sich auf das israelische Nachrichtenmagazin Ynet, welches schreibt, die geraubten Juwelen seien der israelischen Sicherheitsfirma CGI Group zum Kauf angeboten worden sein. Die Hinweise wurden das Management des Louvre weitergegeben worden sein, doch wurden diese dem Bericht zufolge ignoriert. 

Tzvika Naveh, CEO der CGI Group, erklärte, man habe eine verschlüsselte Nachricht bekommen, die auf den Besitz von zumindest einem Teil der gestohlenen Juwelen hindeutet. Ein vermeintlicher Repräsentant der Diebe wollte den Erwerb der Beute diskutieren und dabei ein begrenztes Verhandlungszeitfenster von 24 Stunden offen halten. Laut Naveh wollten die Täter ihre Beute schnell loswerden, da sie sich auf der Flucht befänden. Die Sicherheitsfirma hatte diese Informationen an ihren beauftragenden Kunden weitergegeben, der wiederum den Louvre kontaktierte.

CEO Naveh kritisierte den Louvre. Das Museum habe über einen Zeitraum von sechs Tagen hinweg nicht reagiert, dadurch habe die Sicherheitsfirma die Glaubwürdigkeit bei den Kriminellen verspielt und dem Louvre sei die reale Chance entgangen, einen Teil der gestohlenen Juwelen zurückzuerobern. Navehs Fazit: „Leider scheint es so als hätten Ego und Zögerlichkeit eine Rolle gespielt.“

Tzvika Naveh erklärte außerdem, man habe bereits vor Monaten in der italienischen Zeitung „Il Tempo“ gewarnt, im Darknet werden Pläne, den Louvre zu überfallen, diskutiert. Dabei soll das berühmte Portrait der Mona Lisa das Ziel gewesen sein. 

Der Louvre dementiert unterdessen Ynet zufolge, direkten Kontakt mit der CGI Group gehabt zu haben. Die israelische Firma beteuert ihrerseits, der Kontakt habe über einen italienischen Zweig stattgefunden haben und dass eine Versicherungsfirma, die in Bezug zum Louvre steht, an der Kommunikation beteiligt gewesen sei.

Quellen: tagesschau.de, plattformj.ch, JCK online, ynetnews.com

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