Stein, Struktur, Identität: Wie Louis Vuitton und Biver das „Hard-Stone“-Thema 2025 prägen
Uhren mit Naturstein-Zifferblättern entwickeln sich 2025 zu einem der sichtbarsten Gestaltungsthemen in der Haute Horlogerie. Zwei Neuheiten setzen dabei Akzente: Louis Vuitton erweitert seine Escale-Linie um limitierte Modelle aus Türkis und Malachit, während Biver die Automatique-Kollektion um elf Varianten mit Stein- und Emailzifferblättern ausbaut. Beide Marken nutzen das Material nicht als dekorative Randnotiz, sondern als zentrales gestalterisches Element – und definieren damit einen Trend, der über den reinen Technikfokus hinausgeht.

Hard-Stone bezeichnet in der Uhrmacherei dekorative, besonders dichte und widerstandsfähige Mineralien – etwa Onyx, Jade, Malachit, Türkis, Obsidian oder Quarzit –, die zu Zifferblättern oder Gehäuseelementen verarbeitet werden. Sie zeichnen sich durch natürliche Maserungen, Farbvariationen und individuelle Strukturen aus, sind jedoch aufgrund ihrer Sprödigkeit technisch anspruchsvoll zu bearbeiten.
Louis Vuitton: Mineralien als konstruktives Element
Bei den neuen Escale-Modellen von Louis Vuitton steht die Verarbeitung des Minerals im Mittelpunkt. Die Uhren besitzen nicht nur ein Zifferblatt aus Türkis oder Malachit, sondern auch einen massiven Steinring, der in das 40-Millimeter-Platingehäuse integriert wird. Da die Struktur der Steine stark variiert, musste die Gehäusearchitektur neu konzipiert werden – von Proportionen bis zu Befestigungspunkten. Jeder Stein wurde einzeln selektiert, um Maserung, Farbverlauf und Stabilität sicherzustellen.


Louis Vuitton – Escale Malachite und Turquoise (Bilder: Louis Vuitton)
Der technische Kern bleibt dennoch klassisch: Das automatische Kaliber LFT023 mit Mikrorotor liefert 50 Stunden Gangreserve und ist durch den transparenten Boden sichtbar. Die Modelle erscheinen mit Saffiano-Lederband und sind jeweils auf 30 Exemplare limitiert. Die Kombination aus präziser Mechanik und empfindlichen Naturmaterialien zeigt einen gestalterischen Ansatz, der die Uhr als Objekt zwischen Handwerk und Materialstudie versteht.
Biver: 11 neue Automatique-Modelle mit Stein- und Emailarbeiten

Auch Biver setzt in der Automatique-Kollektion 2025 verstärkt auf Hard-Stone-Dials. Elf neue Varianten nutzen Materialien wie Mahagoni-Obsidian, Lavendel-Jade oder Quartzite; hinzu kommen Emailzifferblätter und Guillochestrukturen. Das Automatikkaliber JCB-003 bleibt unverändert, doch ästhetisch richtet sich die Linie stärker auf kunsthandwerkliche Vielfalt aus.
Während Naturstein-Zifferblätter mittlerweile häufiger anzutreffen sind – etwa aus Onyx, Quarzit oder Meteorit – positioniert sich Biver damit klar im Bereich manufakturorientierter Materialkompetenz. Die Kollektion unterstreicht, dass die Wahl des Materials und dessen Verarbeitung zunehmend als Differenzierungsmerkmal dient.


Warum Hard-Stone aktuell an Bedeutung gewinnt
Für Uhrenmarken in Europa und speziell in Deutschland ergibt sich daraus ein klarer Lerneffekt: Materialästhetik entwickelt sich zu einem relevanten Verkaufsargument. Nicht mehr allein Komplikationen, Gangautonomie oder Werkarchitektur bestimmen die Wahrnehmung, sondern Hersteller entdecken zunehmend, dass auch die Fähigkeiten besondere Materialien bearbeiten zu können zum „Craftsmanship“ gehören und damit Potenzial bietet sich abzugrenzen und damit dem Wunsch der Verbaucher nach mehr Individualität nachkommen zu können. Auf der einen Seite spielen die sichtbare Handarbeit im Material selbst – Maserung, Textur, Einzigartigkeit eine wichtige Rolle und auf der anderen Seite – wir haben bereits darüber berichtet – sind es innovative Materialien auch bei den Gehäusen und Armbändern eine zunehmend in den Fokus der Hersteller gelangen.
Herausforderungen: Komplexität und Kosten

Die Verarbeitung von Natursteinen bleibt anspruchsvoll. Sie erhöht Ausschussquoten, erfordert Neuentwicklungen in der Konstruktion und führt zu höheren Material- und Fertigungskosten. Gleichzeitig bietet sie Marken die Möglichkeit, sich deutlich vom Standardsegment abzuheben – ein Vorteil in Märkten wie Deutschland, in denen Markenwert und Fertigungstiefe eine besonders große Rolle spielen.

Eine neue Entwicklung im Uhrenmarkt
Sowohl Louis Vuitton als auch Biver zeigen, wie stark Materialkompetenz und Handwerksdetails den Charakter einer Uhr prägen können. Während Louis Vuitton den Stein als strukturellen Teil des Gehäuses interpretiert, nutzt Biver die Vielfalt der Mineralien für eine breitere ästhetische Ausdrucksform. Gemeinsam markieren beide Marken eine Entwicklung, die den Uhrenmarkt als fortgesetzter Trend beeinflussen dürfte: weniger Fokus auf Feature-Wettläufe, mehr Wertschätzung für Material, Textur und die sichtbaren Fähigkeiten der Handwerker.






