Lukas Grewenig: Der neue Designer bei BINDER Jewellery im Interview

BINDER Jewellery hat Lukas Grewenig als neuen Head of Design vorgestellt. Mit Insight Luxury spricht er über seine neue Rolle und seine Inspiration und erzählt, warum Neugier eine der wichtigsten Eigenschaften ist.

Links: Binder Jewellery Ikone: Das preisgekrönte „Perception“ Collier.

Lukas Grewenig ist als Designer der egf Trauringmanufaktur schon seit 2021 Teil der Binder Gruppe und hat für seine Designs bereits einige renommierte Preise gewonnen, darunter den German Design Award, den Inhorgenta Award, den iF Design Award und zuletzt den IDA Design Award.

Mit der Ernennung von Lukas Grewenig zum Head of Design der Gruppe bekräftigt BINDER sein Engagement für exzellentes Design und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Schmuckkollektionen. Insight Luxury hat mit Lukas Grewenig über seine Pläne, Ambitionen und Inspirationen in der Welt des Schmuckdesigns gesprochen.

Lukas Grewenig ist neuer Head of Design bei BINDER Jewellery und FBM.

IL: Lukas, herzlichen Glückwunsch zur neuen Rolle als Head of Design bei BINDER Jewellery und FBM. Wie werden die kommenden Wochen und Monate für dich jetzt aussehen?

LG: Durch meine Arbeit bei der Schwesterfirma, egf, ist mir BINDER natürlich nicht unbekannt. In den nächsten Wochen werde ich noch tiefer in die Materie eintauchen und mich mit meinen Ansprechpartnern kurzschließen. Gerade arbeiten wir einen Onboarding-Plan aus, damit ich Einblicke in die Details der Fertigungsprozesse bekomme. Das war mir in meiner Laufbahn als Designer schon immer wichtig. Jede Firma hat ihre Eigenheiten und Spezialwissen dazu, welche Dinge funktionieren und welche nicht. Genau das werde ich mir jetzt ansehen und dadurch die Manufaktur besser kennenlernen.

IL: Warum sind solche Einblicke für den Designprozess wichtig?

LG: Manche Techniken sehen aus der Distanz ganz spannend aus, können sich aber aus der Nähe als unflexibel herausstellen – andere wirken zunächst eher unzugänglich, bieten aber bei genauem Hinschauen große Potenziale. Das eröffnet mir als Designer plötzlich ganz neue Horizonte, weil ich dadurch entdecke, wo ich mich selbst einbringen kann, um neue Formen zu schaffen.

Armband „Perception“ im zarten Design mit Kettenglieder-Element.
Das ikonische, preisgekrönte Collier „Perception“
Armband „Perception“ mit Highlight aus Diamantpavé.

IL: Die egf Manufaktur fokussiert sich stark auf Ringe, während die Geschichte von BINDER aus der Kette heraus entstanden ist. Ist das ein neues Feld für dich? Welche Erfahrungen aus der Arbeit mit Ringen bringst du mit?

LG: Vieles davon ist tatsächlich nicht neu für mich. Das Schöne an der Schmuckbranche ist ja: Sie ist ein relativ kleines Feld, bei dem man um viele Themen gar nicht herumkommt. Als Designer ist es relativ unüblich, seine ganze Laufbahn in nur einer einzigen Kategorie zu verbringen. Ich komme aus dem Bereich Fine Jewelry und habe in den letzten Jahren auch viel projektbasiert gearbeitet, was immer Berührungspunkte mit anderen Bereichen liefert. Ich habe auch eine Zeit lang in England gelebt und hatte dort mein eigenes Schmucklabel – ebenfalls mit dem Fokus auf Hochwertigkeit. In diesem Bereich habe ich also schon viele Dinge ausprobiert, auf die ich zurückgreifen kann. Natürlich war ich auch immer mit anderen Designern im Austausch bei Themen, die für die Trauringwelt eher keine Rolle gespielt haben. Daher freue ich mich um so mehr, dass Nick und Stefan (die Geschäftsführung Nick Binder und Stefan Schiffer, Anm. d. Red.), mit der neuen Aufgabe an mich herangetreten sind.

IL: BINDER Jewellery hat eine sehr klare und erkennbare Designsprache. Welchen Blick hast du als Designer auf die bestehenden Kollektionen der Marke?

LG: Mich fasziniert bei BINDER vor allem die Kombination aus zwei Eigenschaften: der große Stellenwert, den das Design einnimmt und gleichzeitig der angewandte handwerkliche Aspekt in der Manufaktur, der tief in der Geschichte des Unternehmens verwurzelt ist. Keiner dieser Aspekte steht für sich allein. Mich begeistert die Tradition des Machens, des Herstellens, des Könnens und die gleichzeitige Freude am Design. Wenn man auf so etwas zurückgreifen kann, ist das einfach toll – und gleichzeitig eine spannende Herausforderung, denn die Ansprüche an mich selbst sind sehr hoch. Bei einer Manufaktur mit diesem Level an Expertise erfordert das Einbringen der Designideen besonders viel Know-How. Es soll relevant sein und gleichzeitig die Herkunft der Fertigung repräsentieren.

IL: Das heißt, du wirst jetzt nicht mit einem weißen Blatt Papier beginnen.

LG: Das stimmt. Ich arbeite bereits jetzt schon sehr eng mit Nick zusammen. Als Designersuche ich mir generell gerne „Sparringspartner“, mit denen ich mein Wissen und meine Perspektiven teilen kann. Jeder bringt eigene Erfahrungen und einen eigenen Stil mit, den man im Lauf der Jahre entwickelt hat. Ich finde, es gehört dazu, dass man sich in diesem Rahmen auch gegenseitig etwas challenged.

Im Moment geht es für mich darum, zu verstehen, wo das Team die Marke BINDER sieht und wie sie sich weiterentwickeln soll. Deswegen fange ich natürlich nicht mit einem weißen Blatt Papier an, sondern versuche, Kontinuität zu erspüren und weiterzuentwickeln.

IL: Sicherlich wirst du auch deine eigenen Spuren im Design hinterlassen.

LG: Natürlich möchte ich etwas Eigenes beitragen und neue, aufregende Elemente einbringen. Das Schöne ist ja auch, dass BINDER eine sehr tiefgreifende Geschichte hat und gleichzeitig eine sehr junge Brand ist. Das gibt mir die Möglichkeit, das Fahrwasser, in dem wir uns bewegen, ein Stück weit zu verlassen und die Zukunft mitzugestalten.

IL: Wie sehr passt man sich als Designer dem bestehenden Stil an und wie viele eigene Vorlieben bringst du mit?

LG: Ganz voneinander trennen lässt sich das sicherlich nicht – aber ich denke, das sollte auch gar nicht das Ziel sein. Natürlich habe ich meinen eigenen Stil, doch in meiner Laufbahn als Designer entwickelt man Werkzeuge, um möglichst neutral in den Entwicklungsprozess zu starten. Ich sammle viele Einflüsse und versuche im ersten Schritt, das Konzept nüchtern zu betrachten. Wenn es aber um das konkrete Design geht, empfinde ich es als positiv, wenn man die individuelle Handschrift erkennen kann. Jedes Design darf einen eigenen Charakter haben, denn das macht es ja schließlich aus.

IL: Wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben? Welche Designs springen dir ins Auge, wenn du zum Beispiel über eine Schmuckmesse läufst?

LG: Diese Frage finde ich sehr spannend. Ich glaube, mein persönlicher Stil wechselt oft. Als Designer fühle ich mich stark zu konzeptuellen Arbeiten hingezogen. Wenn ich über eine Schmuckmesse laufe, sehe ich weniger die Materialien und Elemente, sondern halte Ausschau nach neuen Techniken und Ideen und frage mich, wie sie umgesetzt wurden.

„Perception“ Collier im organischen Loop-Design.
Ring „Perception Loop“ mit Diamantpavé.

IL: Es geht also um den Entdeckergeist beim Schmuckdesign …

LG: Genau. Ich glaube, die wichtigste Eigenschaft im Design ist die Neugier. Inspiration findet man nicht nur auf Messen, sondern im Grunde in jedem Schaufenster, an dem man vorbeiläuft. Es muss auch gar kein Schmuck sein. Ich finde viele andere handwerkliche Disziplinen wahnsinnig spannend. Wie geht jemand aus der Keramik mit Oberflächen um? Wie geht jemand, der mit Stoff arbeitet, mit Mustern um?
Ich hatte in England den Luxus, in einem Studio zu arbeiten, wo noch viele andere, teilweise sehr nischige Handwerksdisziplinen vertreten waren – zum Beispiel Korbflechten. Ich frage mich immer, wie man solche Techniken auf Schmuck anwenden kann. Wenn ich also durch die Stadt gehe, bleibe ich oft vor Geschäften stehen, die Objekte aus Glas, Keramik oder Holz machen. Ich finde faszinierend, wie Menschen aus diesen Bereichen Probleme gelöst haben.

IL: Stichwort Problemlösung: Was hältst du persönlich von Künstlicher Intelligenz als Designtool? Kann KI tatsächlich bei Problemlösung mit echten Designs helfen, oder produziert sie nicht mehr als schöne Bilder?

LG: Ich glaube, das ist ein ganz interessantes Thema, zu dem wir auch innerhalb der BINDER Gruppe immer wieder diskutieren. Durch mein begrenztes Ausprobieren würde ich sagen, dass KI in meiner Arbeit noch keinen großen Nutzen hat, außer um ab und zu ein interessantes Bild zu generieren. Es ist bisher eher eine Spielerei. Allerdings bewegt sich in diesem Bereich gerade so schnell so viel, dass es mich nicht wundern würde, wenn ich diese Frage in einem Jahr ganz anders beantworte.

Lukas, wir danken dir für das Gespräch.

Annegret Moser

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