Schmuck- und Uhrenbranche: Glänzende Zahlen – und doch wachsende Sorgen

Die Außenhandelszahlen der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie wirken auf den ersten Blick beeindruckend. Der Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BVSU) hat seine Statistik für das dritte Quartal 2025 veröffentlicht – und die exportierten Warenwerte steigen deutlich. Doch hinter den glänzenden Zahlen verbirgt sich eine Realität, die viel differenzierter ist.

Exportsprung dank Edelmetallpreisen – nicht dank echter Nachfrage

Zwar steigen die Exportwerte im Schmuckbereich im Jahresvergleich um beachtliche 23,6 Prozent im dritten Quartal, insgesamt sogar um 29,1 Prozent in den ersten neun Monaten des Jahres. Doch dieser Zuwachs spiegelt vor allem eines wider: dramatisch gestiegene Edelmetallpreise.

Gold ist in fünf Jahren um fast 80 Prozent teurer geworden, Silber um über 40 Prozent. Entsprechend steigt der monetäre Wert der exportierten Waren, ohne dass real mehr verkauft wird. Eine höhere Nachfrage lässt sich aus den Zahlen daher nicht ableiten.

Auch bei Uhren zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Exporte legten nominal um 6,1 Prozent zu, die tatsächliche Marktdynamik bleibt jedoch verhalten.

Tabelle mit Exportzahlen
Tabelle mit Exportzahlen

Alle hier veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf Import- und Exportwerte und nicht auf Verbraucherpreise. Die Zahlen werden erhoben vom Statistischen Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland und geben keine Ergebnisse einzelner Unternehmen wieder. Die Daten können im Nachgang vom Statistischen Bundesamt korrigiert oder angepasst werden. Es gelten die Zahlen der jüngsten Veröffentlichung.

Quelle: Bundesverband Schmuck und Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V. 19.11.2025

Importe steigen ebenfalls – aber die Stimmung bleibt gedämpft

Auf der Importseite zeigt sich ein vergleichbares Muster. Schmuckimporte steigen um deutliche 44,3 Prozent, wobei vor allem Rohstoffe und Halbzeuge dominieren. Die Uhrenimporte bleiben nahezu stabil.

Dennoch: Die Stimmung in vielen Unternehmen ist zurückhaltend. Hohe Rohstoffpreise verteuern Lagerhaltung, Finanzierung und Versicherungen. Die Konsumneigung bleibt gedämpft, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten belasten den Markt zusätzlich.

BVSU-Hauptgeschäftsführer Guido Grohmann bringt es auf den Punkt:
„Die glänzenden Zahlen lassen die Lage besser aussehen, als sie ist.“

Tabelle mit Importzahlen
Tabelle mit Importzahlen

Alle hier veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf Import- und Exportwerte und nicht auf Verbraucherpreise. Die Zahlen werden erhoben vom Statistischen Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland und geben keine Ergebnisse einzelner Unternehmen wieder. Die Daten können im Nachgang vom Statistischen Bundesamt korrigiert oder angepasst werden. Es gelten die Zahlen der jüngsten Veröffentlichung.

Quelle: Bundesverband Schmuck und Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V. 19.11.2025

Herausforderndes Umfeld – und ein Vierklang aus Krisen

Unternehmen kämpfen nicht nur mit den Edelmetallpreisen, sondern auch mit:

  • geopolitischen Krisen und Kriegen
  • Handelskonflikten
  • einer schwachen Binnenkonjunktur
  • Zurückhaltung im Handel

Besonders seit dem Ende der Frühjahrsmessen sind Händler deutlich vorsichtiger geworden. Das dritte Quartal zeigt bereits einen markanten Rückgang im Vergleich zum zweiten.

Ausblick: Hoffnung auf Weihnachten, Sorgen für 2026

Für das vierte Quartal 2025 und das Jahr 2026 erwartet der Verband eine weitere Abkühlung. Gleichzeitig hofft die Branche, dass die vielen Aktionen und Events der letzten Monate Früchte tragen – gerade mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft, das traditionell zu den wichtigsten Umsatztreibern gehört.

Das heißt?

Die Außenhandelszahlen der deutschen Schmuck- und Uhrenbranche glänzen – aber dieser Glanz täuscht. Hinter den starken Zahlen stehen vor allem Preis- und Währungseffekte. Die reale Marktlage bleibt angespannt, und viele Unternehmen sehen sich wachsenden Herausforderungen gegenüber.

Die Branche blickt daher mit pragmatisch und mit ganz vorsichtigem Optimismus, aber auch mit realistischen Erwartungen in die nahe Zukunft.

Es müsste so dringend mal ein positives Signal für die Wirtschaft geben, aber leider beschäftigt man sich dort, wo man es setzen könnte, lieber mit sich selbst und hält an Werten und Ideen fest, die niemanden weiterbringen.

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