Überraschen kann Thomas Baillod, Gründer der jungen Marke aus Neuenburg. Das fängt schon bei dem Namen an. Mehrmals wurde ich während der INHORGENTA gefragt, wie man BA111OD denn ausspricht. Und dabei ist die Antwort ganz einfach: wie Baillod. Und weshalb dann die „komplizierte“ Schreibweise.
Überraschung 1: Ein unaussprechlicher Name
„Es gibt drei Gründe dafür“, so der Schweizer. „Der erste und offizielle Grund ist natürlich, dass er für meinen Nachnamen steht. Aber dieser Name gehört ja nicht mir alleine, sondern auch meiner Familie. Daher fand ich es arrogant, diesen Namen für ein Projekt zu verwenden, welches nur mit mir zu tun hat.“
„Der zweite Grund ist, dass ich nach einem Namen gesucht hatte, den man nicht aussprechen kann. Ich denke, das ist mir gelungen.“
Thomas Baillod
„Die Idee war, dass man so schnell eine Konversation in Gang bringt. Ich habe es selbst erlebt, als ich meinen ersten Prototypen getragen habe. Jedes Mal, als jemand auf mein Handgelenk geschaut hat, wurde ich gefragt: Welche Marke ist das? Und wenn Sie nicht in der Lage sind, den Namen auszusprechen, dann müssen Sie erklären, was Sie da tragen. Das hat für mein Konzept eine entscheidende Bedeutung“, erläutert Baillod seine Form des Marketings alleine schon über den Namen.

„Und der dritte Grund ist, dass sich mein phygitaler Ansatz im Namen niederschlagen sollte. Die Schrift ist sehr klassisch und steht für die traditionelle Uhrmacherkunst. Dann gibt es aber auch die 1 und die 0, und das entspricht dem digitalen Binärcode.“
Überraschung 2: Unschlagbarer Preispunkt
Ein Swiss-Made-Tourbillon für unter 8.000 €. Eine Swiss-Made-Dreizeigeruhr mit zertifiziertem Automatikwerk Soprod P024 für unter 1.000 €. Wo gibt’s denn so was?

Bei BA111OD. Und das hat etwas mit den Kosten zu tun. „Ein Haupt-Kostenpunkt beim Vertrieb ist das physische Geschäft, in dem jemand auf den Kunden wartet. Die Person selbst ist gar nicht so wichtig, aber der Service, den diese Person leistet, ist es. Service ist also der zweite große Kostenpunkt beim Vertrieb. Und an dritter Stelle kommt das Lager, um die Uhren für die Präsentation vorrätig zu haben. Wenn Sie also in ein Geschäft kommen, erhalten Sie Service, Storytelling und Sie können die Uhr sehen und fühlen. Es ist ein emotionales Erlebnis“, so Baillod.

„Das alles macht etwa 50 Prozent des Preises für den Endkunden aus. Wenn wir uns das auf internationaler Ebene inklusive eines Distributors ansehen, steigt dieser Anteil noch, der eigentlich nichts mit dem reinen Produkt, sprich der Uhr, als solches zu tun hat.“
Thomas Baillod
Aus diesem Grund hat Thomas Baillod sein phygitales Vertriebskonzept entwickelt. Dafür hat er PoS, Service und Lager völlig neu gedacht.
Überraschung 3: Rolle rückwärts zum Juwelier?
Die Verkaufsstrategie basiert auf sogenannten „Afluendors“, einem Begriff, den Thomas Baillod selbst geprägt hat. Dabei können diese Afluendors (Käufer einer Uhr der Marke) unter anderem das Recht weitergeben, Uhren von BA111OD zu erwerben. Die Marke selbst kümmert sich jedoch um die Transaktion, den Versand und den Kundendienst.
Jeder, der eine BA111OD-Uhr kauft, erhält automatisch die Möglichkeit, Tokens zu verdienen, indem er eine andere Uhr der Marke an jemand anderen verkauft. Eine App verfolgt all diese Transaktionen und Interaktionen und ermutigt die Afluendors, BA111OD-Uhren weiter zu bewerben und zu verkaufen.“

Aber dabei wollte es Baillod nicht belassen und sucht seit einiger Zeit auch die Zusammenarbeit mit Einzelhändlern – bei angemessenen Margen für den Händler und ohne unangemessene Preiserhöhungen. Heißt im Umkehrschluss: Baillod selbst verzichtet auf eine mögliche, höhere Marge.
Auf der INHORGENTA hat er nun seine Suche fortgesetzt und zugleich seine Uhren vorgestellt, welche nicht nur mit dem Preispunkt, sondern auch mit dem Design punktet, welches komplett Inhouse von Liliane Murenzi entwickelt wurde.
Überraschung 4: Auffällig und eigenständig
Hingucker-Qualitäten beweist zum Beispiel das Modell „CHPTR_Δ“ (liest sich Chapitre Delta), deren typisches Kennzeichen eine asymmetrische Zeitanzeige ist. Neu ist die 40-Millimeter-Version in verschiedenen Looks:

ein zweifarbiges Design aus Stahl mit goldgelber PVD-Beschichtung (CHPTR_Δ.9), eine anthrazitgraue Version mit einer mit natürlichen schwarzen Diamanten besetzten Lünette (CHPTR_Δ.7 )und eine ebensolche Version ohne diamantbesetzte Lünette (CHPTR_Δ.6 ) sowie ein klassisches Stahlmodell (CHPTR_Δ.8), das dem 44-Millimeter-Bestseller der Linie von 2024 ähnelt. Hinzu kommen verschiedene Armbandvarianten.

Die „CHPTR_Δ“ (liest sich Chapitre Delta) zeichnet sich aus durch die Dualität zwischen der kreisförmigen Minutenanzeige und den in einem Dreieck eingeschlossenen hypozykloidischen Bewegungen der Stunden im Vordergrund. Letztere schreitet mal schneller und mal langsamer voran – so wie man den Gang der Zeit auch unterschiedlich schnell erlebt.
„Ich habe schon immer gewusst, dass in der Uhrmacherei irgendetwas nicht rund läuft.“
Thomas Baillod
Während der Minutenzeiger das Zifferblatt wie üblich in einer Stunde umrundet, wird die Stunde von einem kleinen Punkt angegeben, der in einer nicht linearen Interpretation der Zeit einem hypozykloidischen Pfad innerhalb eines Dreiecks folgt. Verantwortlich dafür zeichnet sich das Automatikwerk mit BA111OD-Manufakturmodul 09310 mit hypozykloider Zeitanzeige auf Basis von Soprod M100.

Die ursprüngliche Idee für ein derartiges Werk hatte Designer Diego Böttger-Zevallos. Machen Sie sich einfach mal den Spaß, drehen Sie die Uhr – oder ein Bild davon – und betrachten sie von verschiedenen Blickwinkeln. Dann steht da mal Module 09310 und mal, auf dem Kopf gelesen, „Module Diego“. So zollt Thomas Baillod dem ursprünglichen Werksentwickler Diego Böttger-Zevallos Tribut.
UVP 3.250 bis 4.150 €.
Überraschung 5: Ganz schön smart
Wer eine BA111OD kauft, bekommt automatisch Swiss-Made-NFC-Technologie beziehungsweise ein smartes Uhren-Saphirglas dazu. Damit kann eine Verbindung zwischen der physischen und der digitalen Welt hergestellt werden – wenn der Besitzer der Uhr dies wünscht.
Durch Scannen der Uhr kann über das NFC-Glas die eigene Visitenkarte oder ein beliebiger vorbestimmter Link direkt auf das Handy des Gegenübers übertragen werden.