Das GIA ändert Bewertungsstandards für synthetische Diamanten

Das Gemological Institute of America (GIA) ist eine der wichtigsten Instanzen zur Bewertung und Zertifizierung für Diamanten. Auch synthetische Diamanten können Zertifikate erhalten. Das GIA will seine Standards für synthetische Diamanten nun anpassen.

Links: Natürlicher Rohdiamant und geschliffener Naturdiamant. © Natural Diamond Council

Keine 4Cs für Labordiamanten

Die 4Cs gelten als der allgemeine Bewertungsstandard für Diamanten, wo nach Reinheit, Farbe, Schliff und Carat bewertet wird. Auch für Labordiamanten wurde eine Bewertung nach diesen vier Kriterien möglich – eine Art Ritterschlag für die synthetischen Steine, da ein Diamantzertifikat von einem renommierten Institut wie dem Gemological Institute of America (GIA) oder International Gemological Institute (IGI) als verlässlicher Qualitäts- und Sicherheitsgarant für Diamanten dienen. 

Das GIA hat nun bekannt gegeben, synthetische Diamanten nicht mehr nach den Standards der 4Cs bewerten zu wollen. Farbe und Reinheit werden demnach für Labordiamanten nicht mehr geprüft. Stattdessen sollen die Steine nach den Kriterien „premium“ und „standard“ klassifiziert werden.

Diese neuen Standards für Labordiamanten sind noch nicht final definiert, sollen aber die Farbe, die Reinheit und die Oberfläche der Labordiamanten betreffen, heißt es in einem Statement des GIA. Laut Aussagen des Instituts sollen Labordiamanten, die nicht die minimalen Qualitätsanforderungen erfüllen, keine Bezeichnung erhalten. 

Diamanten im Brillantschliff. © Edgar Soto/ Unsplash.com
Diamanten im Brillantschliff. © Edgar Soto/ Unsplash.com

Unterschiede verstehen helfen

Laut Aussagen von GIA Executive Vice President, Tom Moses, fallen 95 Prozent aller Labordiamanten auf dem Markt in denselben eng definierten Qualitätsbereich bei Farbe und Reinheit und begründet die neuen Bewertungspläne:

„Daher ist es nicht mehr relevant für das GIA, von Menschen hergestellte Diamanten die Nomenklatur zu verwenden, die für die Farbe und Reinheit von natürlichen Diamanten entwickelt wurde.“

Das GIA möchte laut eigenen Aussagen mit den neuen Bewertungsstandards dabei helfen, die wichtigen Unterschiede bei der Herkunft der beiden Produkte zu verstehen. 

Das GIA begann mit der Bewertung von synthetischen Diamanten im Jahr 2006. Seit 2020 wurden auch die Standards der 4Cs für synthetische Diamanten angewandt, das Wort „synthetisch“ wurde im 2019 aus dem Vokabular in den Bewertungen gestrichen. Ein Schritt, der für Fans der Labordiamanten wie ein Ritterschlag gewertet werden könnte.

Preisverfall macht Zertifizierung irrelevant

Die Kehrtwende, die das GIA nun einläutet, hat auch mit den Preisen für Labordiamanten zu tun. Das Diamantinstitut bewertet weniger als 5 Prozent der Steine, die synthetisch hergestellt wurden, doch laut Aussagen des GIA macht eine Zertifizierung der Steine bei den aktuellen Preisen keinen Sinn mehr.

Der Natural Diamond Council (NDC), der sich für Aufklärung über die positiven Aspekte der Industrie mit natürlichen Diamanten engagiert, begrüßt den Schritt des GIA sehr. Für die gemeinnützige Organisation ist die Entscheidung des Diamantinstituts ein Schritt, der bei der klaren Trennung zwischen synthetischen und natürlichen Diamanten hilft.

Neue Richtlinien als Zeichen einer gescheiterten Marketingstrategie?

Ein Pionier im Markt mit synthetischen Diamanten ist die Firma ALTR Created Diamonds mit Sitz in New York. Das Unternehmen begann bereits 2017 mit der Produktion von Labordiamanten und auch der größte je gezüchtete pinke Labordiamant stammt von ALTR. Amish Shah, der CEO von ALTR Created Diamonds, interpretiert die Entscheidung des GIA ganz anders. In einem LinkedIn-Post schreibt Shah:

„Die Entscheidung des GIA, sein Bewertungssystem für Labordiamanten zu überarbeiten, fühlt sich weniger nach Innovation an, sondern nach einer Neupositionierung, nachdem es dem Institut nicht gelungen ist, den Marktanteil zu dominieren. Ist das ein schlauer Schachzug, um relevant zu bleiben oder ein Versuch, einen Rückzug als bewusste Strategie zu vermarkten?“

Auch Amish Shah geht auf die Freudenmeldung des Natural Diamond Council ein. 

„Der Natural Diamond Council sieht das als einen Gewinn für ‚Reinheit‘, aber seien wir ehrlich: Es riecht nach einer Industrie, die darum kämpft, die Differenzierung aufrechtzuerhalten, weil die Labordiamanten sogar in das Premium-Segment eindringen. Wenn dein Produkt von den Konsumenten nicht mehr nachgefragt wird, passt du dich dann an oder verpackst du das ganze Narrativ einfach neu? Labordiamanten sind nicht nur Mitbewerber, sie schreiben die Regeln neu und kein Schrauben stellen beim Bewertungsprozess wird daran irgendetwas ändern.“

Quellen: Gemoligical Institute of America, JCK online, Natural Diamond Council, LinkedIn

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