Juwelier Skrein in Wien: Eine Erfolgsgeschichte mit neuem Kapitel
Juwelier Skrein in Wien: Eine Erfolgsgeschichte mit neuem Kapitel
Das erfolgreiche Juweliergeschäft Skrein in Wien hat den Generationenwechsel vollzogen. Die neue Geschäftsführerin Marie Skrein nutzte die Gelegenheit, um geladenen Gästen ihre Philosophie näherzubringen und Einblicke in die Werkstatt zu bieten.
Links: Die neue Geschäftsführerin und Designerin Marie Skrein.
Es ist immer sehr inspirierend, Menschen erleben zu dürfen, die in ihrer Nische des Lebens fest verankert sind, sich zutiefst identifizieren mit dem, was sie tun und einen Teil dieser positiven Energie weitergeben.
Das spürt man auch deutlich bei Marie Skrein, die im April offiziell in zweiter Generation die Nachfolge ihres Vaters, des Gründers Alexander Skrein, angetreten hat. Das Geschäft von Juwelier Skrein beschreibt Marie Skrein als eine Mischung aus Goldschmiede und Galerie. Sie selbst entwirft und fertigt Schmuckstücke, doch auch andere Designs von unabhängigen Künstlern werden im Geschäft präsentiert.
Während sie sich vorstellt und ihre persönliche Geschichte mit Schmuck und ihre Art der Arbeit erzählt, merkt man schnell, dass es nicht immer Geradlinigkeit und Konventionalität sein müssen, die zum Erfolg führen. Ganz im Gegenteil: der Mut, mit gewissen Normen zu brechen und eigene Wege zu gehen, wird zum Kern einer starken Identität. Sie zieht Menschen an und stärkt für die Zukunft.
Visionen und Träume, fernab von Geradlinigkeit
Auch die Geschichte von Juwelier Skrein, begründet durch Alexander Skrein, begann eher unkonventionell. So erzählt es seine Tochter und neue Geschäftsführerin: „Mein Vater hatte eine große Schmuckfirma allein mit zehn Leuten in der Verpackung. Der Schmuck ist einfach nur verpackt worden. Nichts war schön – sagte mein Vater.“
Seine Vision von einem erfüllenden Geschäft beschrieb er laut Marie Skrein als „einen Ort, wo es schönen Schmuck gibt, wo ich Kaffee trinken und Zeitung lesen kann“.
Die neue Geschäftsführerin erzählt, es sei lange nur ein Hobby gewesen. Das Geld von der etablierten Firma floss lange Zeit in das Juweliergeschäft – fast zu lange. Doch Alexander Skrein konnte sich mit seiner Vision behaupten.


„Nach sieben Jahren hat mein Vater die andere Firma geschlossen, weil er nur noch das machen wollte, was ihm Freude macht.“
Das besondere an SKREIN: Gründer Alexander Skrein ist selbst kein Goldschmied, doch hat er es geschafft, einen Ort zu schaffen, der für echtes Handwerk und unverkennbares Design steht. Marie Skrein betont:
„Das ist eine Geschichte, die mich berührt und bei jedem Schritt, den ich gehe, beeinflusst. Es hat mir gezeigt, man braucht keinen geradlinigen Weg, keine normale Biografie, um etwas zu erschaffen, das wirklich gut sein kann.“
Vermittlerin zwischen Mensch und Schmuck
Die Geschichte von Marie Skrein, die sie selbst mit dem Schmuck verbindet, begann schon in ihrer Kindheit. Der unkonventionelle Ansatz, Schmuck zu denken, zu entwerfen und wahrzunehmen, ist ihr wohl schon quasi in die Wiege gelegt worden.
„Ich bin mit Schmuck aufgewachsen. Der Schmuck und auch speziell unser Geschäft in der Spiegelgasse ist ein Teil meiner Identität“, erzählt sie und beschreibt, was ein Schmuckstück der Familie Skrein ausmacht:
„Es ist etwas, das neugierig macht. Etwas, das man auf den ersten Blick nicht gleich versteht oder bei dem man sich fragt, warum machen wir das. Eine Erinnerung aus meiner Kindheit ist, dass Menschen wirklich von der Straße hereingekommen sind, um zu sagen, dass man Schmuck doch nicht so machen kann. Das ist etwas, das uns nur bestärkt hat.“
Auch heute noch geht Marie Skrein die Dinge etwas anders an. „Ich sehe mich nicht als Designerin“, erklärt sie, „sondern als Vermittlerin zwischen dem Schmuck und den Menschen.“ Sie beschäftigt sich damit, wie man einen Edelstein, einen Ring oder eine bestimmte Vorstellung und den Menschen zusammenbringen kann, sodass sie perfekt zueinander passen.

Ihre Designs entstehen deswegen auch im Gespräch mit den Kunden. Auf Zeichnungen verzichtet sie lieber und beschreibt stattdessen der Person, die ihr gegenübersitzt, wie das Schmuckstück aussehen wird. Dass Menschen sich wundern, was in der Goldschmiedewerkstatt von Skrein passiert, ist definitiv gewünscht.
„Ich möchte, dass die Menschen sich ein bisschen wundern, was hier passiert. Dass sie es im Laufe des Gesprächs verstehen und dann auch mitmachen, weil es spannend ist – und am Ende das Geschäft verlassen mit einem Schmuckstück, das sie selbst oder jemand anderer ganz lange tragen werden.“
Geschichte eines gelungenen Generationenwechsels
Dass ein erfolgreicher Generationenwechsel in einem Juweliergeschäft stattfindet, ist heute leider gar nicht mehr so selbstverständlich – zu groß ist die Welt und zu vielfältig sind die Möglichkeiten für junge Menschen, sich zu entfalten, doch bei Familie Skrein hat alles geklappt. Auch die Schwester war erleichtert, als Marie Skrein sich entschied, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Ihre Aussage beschreibt ein Sentiment, das wohl viele nachfühlen können.
„Gott sei Dank hast du die Firma übernommen, denn ich könnte nicht an diesem Geschäft vorbeigehen und dann ist da jemand anderer.“
Marie Skrein wird emotional und bestätigt: „Dieser Ort ist ein Zuhause. Wir waren als Kinder hier, wir haben die Atmosphäre gespürt, wir in die Werkstatt gegangen und haben damals verbotenerweise mit unserem Meister Groschen flach gewalzt.“ Diese Erinnerung bringt Marie Skrein zum Lachen: „Ich war also vier oder fünf, als ich begonnen habe, kleine Stücke zu machen.“


Marie Skrein hat eine Goldschmiedelehre absolviert, für sie eher eine Absicherung, weil zu dieser Zeit noch gar nicht klar war, ob sie die Firma übernehmen würde. Deswegen findet sich in Marie Skreins Lebenslauf auch ein Jura-Studium und eine Ausbildung zur Psychotherapeutin, neben der Ausbildung zur Gemmologin beim Gemological Institute of America (GIA).
Diese Mischung aus Erfahrungen und Fähigkeiten ist es, die Marie Skrein ihren umfassenden Blick auf das Thema Schmuck ermöglicht – und eine tiefe Wertschätzung, für ihre Aufgaben.

„Ich glaube, es ist nicht selbstverständlich, einen Job zu haben, der so oft Freude macht und einen so dankbar macht. Das ist ein echtes Privileg.“
Marie Skrein
Marie Skrein meint, sich in ein gemachtes Nest gesetzt zu haben, sieht es aber gleichzeitig als Herausforderung, eine Firma weiterzuführen, die so gut läuft. 2017 stand allerdings Alexander Skrein einmal davor, das Geschäft zu verkaufen, die Nachfrage der Tochter dürfte etwas überraschend bekommen sein. Doch danach blieb Skrein weiterhin in Familienhand und Marie Skrein wurde nach und nach in immer mehr Aufgabenbereiche eingebunden. Ein Sprung ins kalte Wasser war der Generationenwechsel also nicht. Ein Teil der Geschäftsführung lag schon seit 2021 in Maries Hand.
Schmuckstücke, die berühren und bewegen
Für Marie Skrein spielt beim Schmuck nicht nur eine Rolle, wie schön er ist, sondern auch wer dahinter steckt. Das betrifft sichtbare und benennbare Dinge wie zum Beispiel Recycling-Gold, mit dem der Juwelier seit 2013 arbeitet, aber auch unsichtbare Dinge wie Goldschmiede, die den Schmuck fertigen und ihre Lebens- und Arbeitssituation.
Das ist wichtig, da Juwelier Skrein auch Schmuckstücke von anderen, unabhängigen Künstlerin im Geschäft verkauft. Auf Produkte aus asiatischen Ländern wie Thailand möchte Marie Skrein verzichten, denn aufgrund einer häufig starken Intransparenz kann sie faire Arbeitsbedingungen für die Menschen dort nicht garantieren.


Das Leitmotiv bei Skrein wiederholt Marie Skein während ihres Vortrags immer wieder:
„Wir machen, was uns gefällt und hoffen, dass es anderen auch gefällt. Wenn uns etwas nicht gefällt, machen wir keine Kompromisse, denn dann hat der Schmuck keine Kraft. Lieber nehmen wir in Kauf, dass es auch einigen Leuten nicht gefällt.“
Der Spaß an der Sache muss gegeben sein. Neben klassischen Goldschmiede-Verfahren wie der Arbeit mit Wachsmodellen hat sich Skrein auch mit modernen Techniken wie 3D-Modellen von Schmuck beschäftigt. Diese kommen sparsam zum Einsatz, immer in der Kombination mit echter Handarbeit. Reine 3D-Modelle von Schmuck möchte Marie Skrein nicht: „Es fehlt an Wärme und man spürt das. Man kann sich alle möglichen Maße und Formen errechnen. Aber man kann sich keine Emotionen errechnen.“


Durch den Einfluss von Marie Skrein haben viele Designs mit ausgewählten Farbedelsteinen ihren Weg in die Kollektionen gefunden. Die Inspiration der Geschäftsführerin und Designerin kommt dabei oft aus dem Alltag – zum Beispiel von einem bunten Eis am Stiel.
„Mir ist wichtig, dass das Schmuckstück einen Charakter hat und im Endeffekt ein stiller Begleiter ist und sich nie aufdrängt dabei.“
Am Ende hat der gewundene Lebensweg von Marie Skrein, der auch Psychotherapie beinhaltet, in ihrer Tätigkeit einen runden Abschluss gefunden. „Ich höre sehr oft, dass die Gespräche sehr nah sind an Psychotherapie. Das Spezielle ist, dass ich zu Beginn zwei, manchmal drei Menschen vollkommen fremd sind und es entwickelt innerhalb von kurzer Zeit ein Raum, in dem die Distanz überwunden wird und Vertrauen entsteht. Daraus werden Schmuckstücke, die wirklich berühren können und die man gerne trägt.“
Im Moment spaltet sich das Angebot von Juwelier Skrein in etwa 40 Prozent Atelierschmuck und 60 Prozent Eigenanfertigungen. Schmuck, der nicht gefällt, wird ganz gemäß der Familienphilosophie ganz kompromisslos eingeschmolzen und zu neuen, faszinierenden Kunstwerken verarbeitet.