Skelettuhren: Ein- und Durchblicke von Arnold & Son, Bianchet, Louis Moinet und MB&F
In der Uhrenindustrie – vor allem der Schweizer – gibt man sich gern verschwiegen. Informationen über Produktionsmengen und darüber, wer für wen welche Komponenten produziert, behält man gern für sich.
Transparenz zeigt man hingegen dennoch gern, und zwar bei den Uhren selbst. Skelettierungen sieht man allenthalben – beziehungsweise durch sie hindurch. Manche treiben dabei die Transparenz mit Saphirglasgehäuse auf die Spitze.
Was für den Betrachter faszinierende Einblicke in die internen Abläufe des mechanischen Innenlebens bedeutet und vermeintlich luftig-leicht und im besten Fall aufwendig dekoriert daherkommt, ist in der Entstehung ein Handwerk höchster Güte. Denn das Entfernen von möglichst viel Material im Uhrwerk und beim Zifferblatt, ohne dessen Stabilität und Funktionalität zu beeinträchtigen, ist eine hohe Kunst für sich.
Dies erfordert Geduld, handwerkliches Geschick und/oder präzise CNC-Maschinen sowie vor allem uhrmacherische Kenntnisse. Für ein gelungenes Endergebnis müssen Ausschnitte auf verschiedenen Ebenen exakt übereinanderliegen, um nicht durch verbliebenes Material wieder verdeckt zu werden.
Arnold & Son – „Nebula 40 Steel Blue Edition“
Der Name Nebula (zu Deutsch „Nebel“) ist ein Verweis auf die riesigen Gas- und Staubwolken im Weltall. Seinen Niederschlag findet er in den identitätsstiftenden, durchbrochenen und anglierten sieben Brücken. Sie sind sternförmig rund um das Kaliber in regelmäßigen Abständen angeordnet und weisen zwar eine identische Form, jedoch je nach ihrer Aufgabe verschiedene Größen auf.

Strahlenförmig zur Mitte hin ausgerichtet, verleihen sie der „Nebula 40 Steel“ strukturelle Stabilität, während sie gleichzeitig als zusätzliche Fixpunkte für die Bauteile des Uhrwerks dienen.
Nach der Einführung der „Nebula 40 Steel“ in Schwarz sowie einer goldenen Jubiläumsausgabe zu 260 Jahren Traditionsgeschichte von John Arnold erweitert nun eine blaue Farbgebung die Ausführungen dieser skelettierten Uhr.

Analog zur harmonisch abgestimmten Abfolge der Brücken sind auch die Komponenten des Kalibers A&S5201 in einer peripheren Kraftübertragungskette angeordnet.
Die zwei großen Federhäuser, die eine stattliche Gangreserve von 90 Stunden ermöglichen, die Unruh und die kleine Sekunde sind entlang vier Symmetrieachsen angeordnet. Diese Geometrie ist ein Markenzeichen der Kollektion.
Die Rückseite der Uhr offenbart weitere Details wie die seitenverkehrt montierte Kronenmechanik, die ein symmetrisches Pendant zum Zentralrad bildet, oder den „Rayons de la Gloire“-Schliff.

- Uhrwerk: A&S5201 (Handaufzug)
- Gangreserve: 90 Stunden
- Materialien: Edelstahl, blaue PVD-Beschichtung, 18-karätige Goldchatons, rhodinierte Appliken, Saphirglas
- Gehäusemaße: 40×9,1 mm
- Wasserdichtigkeit: 3 bar
- Armband: Edelstahl, blaues Alligatorleder oder blauer Kautschuk mit Edelstahlschließe
- UVP: 18.800-19.800 €
Bianchet – „UltraFino“
Ein Tennismatch im Pariser Stadion Roland Garros? Stöße von über 5.000 g. Für die „UlraFino“ ist das kein Problem, verspricht Bianchet. Und dabei bietet der Zeitmesser auch noch ein fliegendes Tourbillon und ein extraflaches Format von unter vier Millimetern – und ganz viel Durchblick.

Für Antrieb und Präzision sorgt das jüngste Werk der Marke, das UT01. Auf die Probe gestellt hat es Bianchet-Markenbotschafter Alexander Bublik. Der Tennisprofi hat die „UltraFino“ bei all seinen Turnieren der vergangenen zwei Monate getragen, einschließlich seines letzten Viertelfinalspiels bei den French Open.

Mit zusätzlichem Gewicht hat ihn die Uhr dabei sicher nicht. Denn das aus Titan gefertigte Uhrwerk mit zentralem Goldrotor mit einer Höhe von 3,85 Millimetern wiegt lediglich acht Gramm und absorbiert Stöße von über 5.000 g. Zum Vergleich: Ein g ist die Beschleunigung, die wir durch die Schwerkraft spüren.

Miniaturisierung allein reichte dabei nicht aus, um die uhrmacherischen Ansprüche so flach zu realisieren. Jede Komponente hat Bianchet neu konzipiert, um Drehmoment, Amplitude, Autonomie und Zuverlässigkeit zu erhalten, ohne dabei das Wesen des Tourbillons und dessen Anblick zu beeinträchtigen.
Das Kaliber UT01 erreicht seine Leistungsfähigkeit durch eine Reihe technischer Lösungen: ein schwebendes Federhaus durch den Verzicht des Sperrrades, ein neu gestaltetes Tourbillon und eine neu gestaltete Hemmung mit großer Schraubenunruh, eine maßgeschneiderte, reibungsreduzierte Aufzugs- und Einstellungsarchitektur sowie ein fortschrittliche Stoßsicherung.
Das Ergebnis ist ein Uhrwerk, das trotz höchster Belastungen seine Präzision beibehält. „Wenn es Bubliks Rückhand aushält, kann es alles aushalten“, betont Bianchet.

Die Architektur der UT01 orientiert sich dabei am legendären Goldenen Schnitt. Ihr Goldrotor besteht aus zwölf ineinander verschlungenen Fibonacci-Spiralen, während die hinteren Brücken konzentrische goldene Kreise bilden, die die Schwungmasse tragen und Stöße absorbieren. Hinzu kommen handgeschliffene Titanbrücken und kontrastierende Texturen.
Dank der aufwendigen Skelettierung ist die technische Ästhetik der „UltraFino“ und ihres UT01 auf der Vorder- und Rückseite der Uhr detailreich zu bewundern. Die Uhr gibt es in verschiedenen Ausführungen.
- Uhrwerk: UT01 (Automatikaufzug)
- Gangreserve: 60 Stunden
- Materialien: Carbon, Titan, Saphirglas
- Gehäusemaße: 40×47,39×8,9 mm
- Wasserdichtigkeit: 5 bar
- Armband: Carbon, Titan oder Kautschuk
- UVP: (60.500-65.500 CHF)
MB&F – „SP One“
Ursprünglich hieß sie „Three Circles“. Und blickt man auf die – und zugleich durch – diese Uhr, dann verwundert das nicht. Denn sie stellt drei schwebende Elemente zur Schau: das Federhaus, die Unruh und das Zifferblatt scheinen den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen – zu sehen durch das kuppelartige Saphirglas. Genaugenommen handelt es sich hier zwar nicht um eine Skelettuhr, ihre Ein- und Durchblicke gewähren ihr einen Platz unter den tickenden Meisterinnen des Weglassens.

Das „glasklare“, leichte Design der „SP One“ wird unterstützt durch das kieselförmige, lünettenfreie 38-Millimeter-Gehäuse. Zugleich behält sie als kleinste und flachste Uhr von MB&F die charakteristische dreidimensionale Architektur der Marke bei. Etwas Unklarheit herrscht lediglich bei der Familienzugehörigkeit. Sie ist angesiedelt zwischen den radikalen „Horogical Machines“ und den klassischeren „Legacy Machines“ und begründet als „SP One“ die neue, undefinierbare Kollektion „Special Projects“.

Das Herzstück der „SP One“ – das Uhrwerk – ist um die drei Schlüsselelemente jeder mechanischen Uhr herum aufgebaut: Federhaus, Unruh und Zifferblatt. Jede Komponente ist nicht nur gut zu sehen, sondern wurde so konzipiert, dass sie den Eindruck erweckt, als würde sie mitten in der Luft schweben.
Dank des Saphirglases auf der Vorder- und Rückseite der Uhr sieht es so aus, als würden diese Elemente sich der Erdanziehungskraft entziehen. Es ist jedoch die gut durchdachte Architektur des Uhrwerks, die diesen faszinierenden Schwebe-Effekt erzeugt.
Die meisten Komponenten werden geschickt hinter den drei Schlüsselelementen versteckt, sodass deren Ästhetik im Mittelpunkt steht. Je weniger Brücken, Schrauben und Räder, desto besser.
Rund um dieses Uhrwerk befindet sich das, was Max Büsser (Inhaber und Kreativdirektor von MB&F) scherzhaft „das Amphitheater“ nennt: ein viereckiger Höhenring, der die Erhabenheit griechisch-römischer Theater ausstrahlt und, wie ein Gladiator in der Arena, die Komplexität des Uhrwerks hervorhebt.

Dreht man die SP One um, ist die andere Seite der Arena zu entdecken: Sie zeigt die sorgfältige Finissierung von Hand und die MB&F-typische Detailgenauigkeit. Alle Räder werden von Hand angliert, es werden markante Chatons verwendet und bei der Finissierung erzeugen satinierte, polierte sowie mikrogestrahlte Oberflächen ein ausgewogenes Gesamtbild.
- Uhrwerk: Inhouse-Kaliber (Handaufzug)
- Gangreserve: 72 Stunden
- Materialien: Platin, Roségold, Saphirglas
- Gehäusemaße: 38×12 mm
- Wasserdichtigkeit: 3 bar
- Armband: Kalbsleder mit Dornschließe aus Weiß- oder Roségold
- UVP: 63.000 CHF
Louis Moinet – „Time to Race“
„Die Geschichte des Automobilrennsports hat unzählige Legenden hervorgebracht. Dieses Jahr möchte ich zwei neue Kreationen würdigen: die ‚Rush‘ in intensivem Metallicblau und die ‚White Fuji‘ in leuchtendem Weiß mit roten Akzenten. Beide Uhren basieren auf demselben Prinzip: ein Farbcode, eine Glückszahl, ein Unikat“, erläutert Jean-Marie Schaller, CEO & Creative Director von Louis Moinet.

Heißt, dass sich jeder Käufer seine ganz persönliche einstellige oder zweistellige Glückzahl auswählen kann, die auf der Vorderseite der Uhr erscheint, zusammen mit einem speziellen Farbcode, welcher an die Rennhistorien in den verschiedenen Ländern erinnert. Diese Farben wurden speziell ausgewählt, weil sie die legendärsten Autos im Motorsport verkörpern. Um eine eindeutigere Fahrzeugidentifizierung zu gewährleisten, wurden im Motorsport bis Ende der 1960er-Jahre nationale Farben vergeben. Diese Tradition ist bis heute im kollektiven Gedächtnis der Motorsport-Community präsent.

Beide „Time to Race“-Chronographen zeigen die gewählte „Glückszahl“ unübersehbar auf weiß lackiertem Hintergrund bei 6 Uhr – das Pendant zu den Startnummern bei einem Rennevent. Diese lackierte Scheibe dient zugleich als Zifferblatt für Stunden und Minuten.
Dabei sind die beiden Stopper dank Titan Grade 5 für das 18-Gramm-Gehäuse echte Leichtgewichte. Überspannt wird es von einer 15 Gramm auf die Waage bringenden Saphirglaskuppel. Diese erlaubt den ungetrübten Blick auf das Innenleben, welches aufgrund der Skelettierung ebenfalls wenig ins Gewicht fällt.

Der Höhenring kombiniert eine Tachometerskala mit einer 60-Sekunden-Anzeige. Er umschließt ein Zifferblatt aus ebenfalls leichter Kohlefaser und hebt den Chronographenmechanismus hervor. Mit einem Monodrücker kann dieser ausgelöst werden.
- Uhrwerk: Automatikkaliber LM96
- Gangreserve: 48 Stunden
- Materialien: Titan, Carbon
- Gehäusemaße: 40,7 mm
- Wasserdichtigkeit: 5 bar
- Armband: Kautschuk
- UVP: auf Anfrage