Der Goldpreis steigt erneut: Was bedeutet das für die Schmuckindustrie
Der Goldpreis ist auf dem besten Weg, die 4.000-Dollar-Marke für eine Feinunze zu knacken. Auch die Schmuckbranche reagiert in vielerlei Hinsicht auf diese Marktentwicklung und auf die daraus entstehenden Herausforderungen. Eine Zusammenfassung der aktuellen Situation.
Goldpreis auf Rekordjagd mit Beschleunigung
Meine letzte Meldung zum Goldpreis ist noch gar nicht so lange her. Am 4. September habe ich die letzte Zusammenfassung zum Thema geschrieben – und der Monat ist noch nicht ganz um. Nun stehen wir bereits vor einer neuen Rekordzahl – die Entwicklung des Goldpreises nimmt eine Geschwindigkeit auf, mit der vielleicht manche Experten in dieser Form nicht gerechnet hätten: Der Sprung von 3.500 US-Dollar pro Feinunze auf 4.000 US-Dollar sollte im ersten Halbjahr 2026 erreicht werden, so damals mein Wortlaut. Nun haben wir den 30. September und der Preis liegt aktuell bei 3.807,60 US-Dollar pro Feinunze. Puh, da muss man erst einmal verschnaufen.
Zum Nachlesen: Hier gehts zum Goldpreis-Artikel vom 4. September.

Goldpreis und die Schmuckindustrie: 5 Lektionen zum Mitnehmen
Eine liebe Kollegin aus den Niederlanden, Esther Ligthart, hat die Entwicklungen so gut zusammengefasst, dass mir nichts bleibt, als ihre Informationen für INSIGHT LUXURY entsprechend aufzubereiten. Hier sind ihre sechs Kernpunkte zum Thema.
- Eine rasante Veränderung am Edelmetallmarkt
Die Fördermenge von Gold ist nahezu so niedrig wie während der Corona-Pandemie, doch der Wert von Goldschmuck ist in die Höhe geschnellt. Auch die Nachfrage nach recyceltem Gold ist in der zweiten Jahreshälfte 2025 so hoch wie seit der Pandemie nicht mehr. Die Nachfrage nach Platinschmuck ist stark gestiegen und wird vor allem durch China befeuert.
- Storytelling im Schmuck zählt
Trotz der gestiegenen Preise ist die Nachfrage nach Goldschmuck stark – vor allem, wenn er mit den Werten der Kunden übereinstimmt: Dazu gehören das Qualitätsversprechen, die Identität der Marke und die emotionale Bedeutung für den Träger oder die Trägerin. Design und Storytelling spielen deswegen eine ebenso wichtige Rolle wie der reine Materialwert.
- Der Recycling-Begriff wird neu definiert
Zumindest in Deutschland und Österreich ist recyceltes Gold Gang und Gäbe. Man schätzt, dass etwa 80 bis 90 Prozent des im Umlauf befindlichen Goldes bereits ein vergangenes Leben hatte. Doch angesichts des gestiegenen Goldpreises bekommt auch das Recycling-Gold international eine neue Bedeutung. Organisationen wie CIBJO, der Responsible Jewelry Council (RJC) und der London Boullon Market sind dabei, die Begrifflichkeiten in diesem Bereich zu vereinheitlichen. Dabei geht es mehr als nur um die Bedeutung des Wortes “recycelt“, sondern auch um Vertrauen und Glaubwürdigkeit – zu lockere Definitionen bergen ein Risiko für Greenwashing.
- Verantwortungsvolle Beschaffung ist keine option, sondern Pflicht
Auch wenn Gesetze und Nachhaltigkeits-Initiativen in der EU wie das Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das Lieferkettengesetz schleppend vorangetrieben werden, sind Regelungen zu Nachhaltigkeitsbehauptungen bereits bindend. Wer damit wirbt, nachhaltig und mit Recycling-Material zu arbeiten, muss diese Behauptungen nachweisen können.
- Gleichberechtigung und Inklusion sind Branchentreiber
Der Großteil des Schmucks wird von Frauen getragen, doch in der Führungsebene agieren nach wie vor mehr Männer. Neue Mentorenprogramme wie die Watch & Jewellery Initiative 2030 und das Engagement des International Precious Metal Institute zeigen, dass hier eine Veränderung stattfindet, die Widerstandsfähigkeit und Vertrauen in der Branche erhöht.
Quellen: Esther B.J. Lighthart/LinkedIn