Das war meine Vicenzaoro – Teil 1: Die Stimmung unter den Ausstellern

Vicenzaoro von Anfang bis Ende. Ich habe mich vom 5. bis zum 9. September in die Schmuckwelt Italiens gestürzt. Natürlich gab es viele wunderbare Schmuckstücke zu bestaunen, aber auch viele spannende Gespräche und Einblicke in die Stimmung der Hersteller und Einkäufer. Diese beleuchte ich in Teil 1 meiner Kolumne.

Links: Live in Vicenza bei mehrheitlich sonnig warmem Spätsommer-Wetter. © Insight Luxury

Mein „Jagdgebiet“ auf der Vicenzaoro

Während ich noch immer meine plattgelaufenen Füße erhole, zücke ich den Stift – oder eher die Tastatur – und mache mich an einen von mehreren Nachberichten zur September-Ausgabe der Vicezaoro. Heute beginne ich mit einem kleinen Stimmungsbarometer …

Wenn ich auf der Vicenzaoro bin, bewege ich mich im Großen und Ganzen zwischen vier Hallen hin und her. Die Ausstellerbereiche tragen Namen wie „Icon“, „Look“ „Glam Room“ oder „Contemporary“ – konkret heißt das: exklusiver und teurer Markenschmuck (Halle 7) in der einen Halle, mittelpreisige Aussteller, die kein eigenes Branding als Marke verfolgen (Halle 4) und designorientierte sowie lifestylige Marken, die eher aus dem preislichen Einstiegsbereich kommen (Halle 1).

Halle 7, mit der Crème de la Crème des Schmucks, erinnert ein bisschen an die Halle B1 auf der Inhorgenta, mit dem Unterschied, dass man in Vicenza noch ein paar teure Marken mehr findet, wobei einige davon aus Italien stammen. Hier war die Stimmung am Freitag und auch am Samstag eher ruhig – man konnte durchaus einige Kunden an den Ständen beobachten, aber voll sieht anders aus.

Einblick in Halle 7 „Icon“ mit Luxus-Schmuckmarken.
Halle 1 „Glam Room“ mit Lifestyle- und Designmarken.

Geringe Erwartungen als neues Normal?

Auch gegen Ende der Messe, als ich noch einmal bei vielen Marken aus Halle 7 nachgefragt habe, schien sich das in den weiteren Tagen kaum geändert zu haben. Der Sonntag und Montag waren sehr gut besucht – hauptsächlich von italienischen Juwelieren, die die freien Tage in der Arbeitswoche zum Messebesuch genutzt haben. Doch auch hier: der wahre Trubel spielte sich ganz woanders ab – in Halle 1, wo die Lifestyle-Marken sitzen. Mir wurde die Stimmung dort von einer Einkäuferin wie ein summender Bienenstock beschrieben. Die Aussteller in Halle , mit denen ich gesprochen habe, gaben sich selbst auch sehr zufrieden.

Halle 4, wo die Brot-und-Butter-Ware aus dem qualitativen Bereich zu finden ist und sich mit mehr als 700 Standnummern auch die meisten Schmuckhändler befinden, dürfte es auch gut zugegangen sein, das ist allerdings aufgrund der eng gesteckten Standstruktur ein wenig ungenauer nachzuvollziehen. Stichprobe von der Binder Gruppe, die in Halle 4 mit der Marke acredo vertreten waren: Es wurden durchaus einige neue Aufträge geschrieben.

Steht es nun also schlecht um den glamourösen Luxus? Die Stimmung an den Ständen war nicht schlecht, sondern eher pragmatisch. Viele scheinen sich an das neue Normal gewöhnt zu haben, dass Einkäufer aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten ihr Geld momentan lieber im eigenen Portemonnaie lassen – ein Trend, der international zu beobachten ist. Die September-Ausgabe ist traditionell etwas schlechter besucht als die Januar-Ausgabe: Klar, für die meisten Hersteller ist die Präsentation der Neuheiten im 1. Quartal schon gelaufen und es kommt oft nur wenig Neues dazu. Deswegen sind die Erwartungen gefühlt auch nicht so hoch für diesen Termin. Positiv ist, dass die Hersteller im September dann trotzdem in Vicenza sind und den Termin nicht ausfallen lassen – Repräsentation ist wichtig!

Sonnige Feierabendstimmung vor Eingang West, wo Besucher nach dem Messetag noch für einen Drink zusammenkommen.

Belohnt wird der Einsatz dann tatsächlich mit neuen Kunden, die viele so gar nicht auf dem Schirm hatten: Einige Aussteller bekamen Besuche und neue Aufträge aus Ländern wie Albanien oder Rumänien, wo das Interesse daran, sich mit schönem Schmuck auszustatten, relativ hoch sein dürfte. Vielleicht liegt es am Ende dann auch an der Einstellung, mit der man seine Geschäfte macht. Deutsche hätte man – wie immer – auf der Vicenzaoro gerne mehr gesehen, aber realistischerweise geht das Netzwerken und Einkaufen für viele Juweliere erst im Februar mit der Inhorgenta wieder los.

Ein kleiner Shout-out von mir geht an die Kollegen der Goldschmiedezeitung, die am Samstag das „German Get-Together“ organisiert haben – das kleine Cocktail-Event direkt nach der Messe war gut besucht und hat sicherlich Potenzial, viele Menschen in einem produktiven Umfeld zusammenzubringen.

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