My jewellery month of September: Under the weight of the gold price
Der September im Schmuck lässt sich sehr gut durch den Filter des angestiegenen Goldpreises betrachten. Der beeinflusst nämlich sehr viel. Investitionsverhalten, Kauflaune, Designs … und setzt auch so manch einen unter Druck, bisherige Wege zu überdenken oder sich genau darin bestärkt zu sehen. Meine Gedanken zum Umgang mit einer neuen Normalität.
Goldschmuck ohne Kompromisse: Perlen aus 18 Karat Gelbgold in einem Ketten-Design von Yana Nesper. © Insight Luxury
Was tun mit dem Goldpreis? Eindrücke von der Vicenzaoro
Ein Faktor, der zur Zeit in der Welt des Schmucks bei allem mitschwingt, ist der Goldpreis. Zum aktuellen Zeitpunkt, am frühen Nachmittag des 6. Oktober, liegt der Preis für die Feinunze Gold bei 3.932,96 US-Dollar. Von Woche zu Woche klettert er höher, ohne Aussicht auf ein Ende. Wie soll man/kann man/darf man mit diesem Thema, das zu einem so festen – wenn auch ungeliebten – Begleiter geworden ist, eigentlich umgehen?
Der perfekte Ort, um Stimmungen einzufangen, war für mich Anfang September die Vicenzaoro-Messe in Italien. Die Gelegenheit, so viele internationale Aussteller zu treffen, habe ich genutzt, um mich umzuhören, welche Lösungen und Strategien die Hersteller zur Zeit verfolgen. Die Antworten sind durchaus vielfältig.

Lifestyle-Schmuck: Beliebt durch Preis und Design
Wer ein gemischtes Sortiment aus Gold- und Silberschmuck führt, der wird wohl feststellen, dass Silber für immer mehr Konsumenten zu einer beliebten Alternative wird. Dazu zählt nicht nur Schmuck, der wirklich im Silber-Look daherkommt, sondern auch vergoldeter Silberschmuck. Die Wahrheit ist nämlich auch, dass viele Konsumenten gar nicht so sehr zwischen „Gold“ und „goldfarben“ unterscheiden – Hauptsache, das Design gefällt. Kurz: es ist alles Gold, was glänzt! Wenn dann auch noch die Qualität stimmt, kann eigentlich niemand etwas falsch machen.
Dieses Bild vermittelte mir etwa die dänische Lifestyle-Schmuckmarke Sif Jakobs, die sowohl Silberschmuck mit Zirkonia als auch Schmuck aus 14 Karat Gold mit synthetischen Diamanten verkauft. Die 18-karätig vergoldeten Designs sind durchaus beliebt und sind auch nicht unbedingt günstig. Ein minimalistisch gestalteter Halsreif aus der neuen „Palermo“ Kollektion kostet in Vergoldung und mit Zirkoniabesatz stolze 779 Euro – und ist dennoch eins der beliebtesten Stücke. Anekdotisch ist dieses Beispiel ja durchaus, aber wenn bei Sif Jakobs fröhlich eingekauft wird, dann muss die Marke ja etwas richtig machen. Sicherlich spielen wie immer Design und Marketing eine große Rolle. Das beweist aber auch, dass es nach wie vor funktioniert, sich ansprechend zu präsentieren und an dieser Stelle nicht nachzulassen. Lifestyle-Schmuck punktet nicht zuletzt von seinen vielen trendorientierten Designs und der Tatsache, dass im Vergleich zur Fine Jewelry mehr Kollektionen im Jahr vorgestellt werden. Der schnelle Wechsel ist eine bewusste Strategie, setzt auf den „Novelty Faktor“ und ermöglicht es den Schmuckfans gleichzeitig, Schnäppchen zu ergattern, wenn die entsprechende Kollektion nicht mehr „in season“ ist.

Dazu passt auch, dass der Handelsverband Deutschland, der mit seinem Konsumbarometer im September ein recht düsteres Bild zeichnete, für den Oktober nun doch ein bisschen anders berichtet. Die Prognose, die Konsumlaune in Deutschland werde bis zum Jahresende abnehmen, hat sich nicht bewahrheitet, denn die Ausgabelaune ist inzwischen wieder etwas gestiegen – vielleicht auch schon mit einem leichten Augenmerk auf das nahende Weihnachtsgeschäft.
Übrigens noch einmal fürs Protokoll: Die Messehalle der Vicenzaoro, in denen vor allem der designorientierte Schmuck und der Lifestyle-Schmuck beheimatet sind, war enorm gut besucht. Wie wunderbar, wenn das bedeutet, dass Einkäufer und Einkäuferinnen diesen Herbst und Winter noch schöne Accessoires finden dürfen, die Freude machen, aber das Budget nicht allzu sehr belasten.
Fine Jewelry: Selbstbewusstsein durch Identität und Qualität
Im Fine Jewelry und High Jewelry Bereich habe ich Ruhe und Gelassenheit erlebt. Ja, die Verkäufe und Bestellungen könnten besser sein, aber da die meisten teuren Schmuckmarken auf eine lange Geschichte und Handwerkstradition zurückblicken, bleibt ihnen nicht anderes übrig, als unumstößlich die zu sein, die sie sind, und an der eigenen Identität festzuhalten. Das soll nicht nach Verzweiflung klingen. Ich empfinde es als Selbstvertrauen, das Stabilität vermittelt.
Auf den Punkt gebracht hat es Jacqueline Corrolli, Sales Director von Al Coro. Auf die Frage, wie der Hersteller aus Köln mit dem Goldpreis umgeht, antwortete sie:
„Wir sind eine Marke. Und Marke schafft Vertrauen.“
Das ist ein Spruch, an dem man unbedingt festhalten sollte, denn dahinter verbirgt sich so viel. Wir alle wünschen uns bei unserem Konsum ein hohes Maß an Verlässlichkeit. Teure Marken im Schmuck glänzen durch ihren hohen Qualitätsanspruch, ein gutes Maß an Transparenz und die Langlebigkeit der Stücke, die so hergestellt wurden, dass sie immer wieder repariert werden können, sollte denn wirklich einmal ein Schaden entstehen. Die Nahbarkeit, der direkte Kontakt zum Hersteller – auch wenn der Juwelier als Service-Anbieter dazwischen steht – ist unglaublich wertvoll, wenn es darum geht, teure Ausgaben zu rechtfertigen. Die klare Identität der Schmuckmarken, ihre Philosophie und Geschichte helfen dabei, Werte und das Gefühl von Wertigkeit zu vermitteln – dann fällt es euch leichter, die gestiegenen Preise zu rechtfertigen.

Innovation und Handwerkskunst als Erfolgsfaktoren
Außerdem spielt auch das Thema Handwerkskunst eine sehr große Rolle. Passenderweise hat auch die INHORGENTA für das kommende Jahr das Thema „Craftsmanship“ zum Leitthema der Messe ausgerufen. Eine wunderbare Gelegenheit, um Einblicke hinter die Kulissen zu geben. Das gibt den Marken die Chance, ihre Expertise zu zeigen, das Storytelling zu vertiefen und allgemein zum (verdienten) Glanz und Glamour der Schmuckindustrie beizutragen.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Image von Innovation und technischen Spielereien sehr stark der Uhrenindustrie überlassen wird – dabei gibt es auch in der Schmuckwelt viele technische Geheimnisse zu entdecken, die für ein besonderes Design oder Funktionalität sorgen, zum Beispiel bei dehnbarem Schmuck oder wandelbarem Schmuck mit unsichtbaren Verschlüssen jeglicher Form. Es gibt viel zu erleben und die innovativen Schmuckdesigns zeigen, dass die Schmuckindustrie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht stillsteht und die besten Voraussetzungen hat, um interessant und attraktiv zu bleiben.