Die Swatch Group widerspricht möglichem Börsenrückzug
Nick Hayek selbst hat immer wieder damit kokettiert, den Uhrenkonzern von der Börse zu nehmen. Dass er das Geschäft mit Aktien nicht mag, daraus hat er ebenfalls nie einen Hehl gemacht.
Davon zeugen Äußerungen wie diese gegenüber der Schweizer Handelszeitung: „Die Börse ist und bleibt zu großen Teilen ein Casino, das von Gerüchten lebt und unglaublich kurzfristig ausgerichtet ist.“
Im September letzten Jahres – nach einem mehr oder weniger konstanten Abschwung der Konzernaktie – gab er der Handelszeitung ein weiteres Interview, und auch darin ging es um einen möglichen Börsenrückzug.
Auf die Anmerkung der Interviewerin, dass die Swatch Group eine Familienfirma par excellence und es ein Vermächtnis sondergleichen sei, sie wieder vollkommen in die Hände der Familie zu geben, sagt er: „Vermächtnis ist nicht das Thema. Aber ja, wir überlegen uns, was wir tun können.“
„Man kommt nicht umhin zu denken, dass es dem Swatch-Group-Chef auch ein wenig Freude bereitet, Unklarheiten zu schaffen und stehenzulassen. Vor allem, wenn es um die von ihm so ungeliebten Börse geht.“
Antje Heepmann (Uhren-Journalistin)
Gestern hat Nick Hayek anlässlich der Veröffentlichung des wenig erfreulichen Geschäftsberichtes 2024 (die Zahlen waren bereits Ende Januar bekannt gegeben worden) deutlichere Worte zum Thema Börse gefunden.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte er: „Wenn wir von der Börse weggehen, heißt das, dass wir Schulden machen müssen als Familie. Und Schulden lieben wir gar nicht.“ Denn diese würde die Unabhängigkeit des Unternehmens zerstören, so Hayeks Argumentation.
Es ist also nach wie vor lediglich eine „Zweckgemeinschaft“ mit der Börse. „Die Leute meinen, wenn jemand nicht nach den Regeln der Börse spielen will, dann soll er gefälligst nicht mehr an der Börse sein. Und wir sagen: nein, wir können durchaus an der Börse sein – aber unsere Kultur, unsere Identität behalten wir.“
Dies tue man auch für die fast 30.000 Aktionäre, die Mitarbeiter sowie Kunden der Swatch Group, betonte Nick Hayek gegenüber AWP: „Diese Aktionäre identifizieren sich mit unserer Kultur. Wir arbeiten vor allem für unsere Mitarbeiter und für unsere Kunden.“
Apropos Familie Hayek, die der Konzernchef Hayek nach eigenem Bekunden vor Schulden bewahren möchte und welche Hauptaktionärin der Swatch Group ist sowie über Namen- und Inhaberaktien über 40 Prozent der Stimmrechte hat.
Nick Hayek, welcher seit 2003 Vorsitzender der Geschäftsleitung und seit 2010 Mitglied des Verwaltungsrates der Swatch Group ist, ist 70 Jahre alt – ein Nachfolger ist aber bislang nicht offiziell benannt. Nicolas George Hayek, sein Vater und Gründer der Swatch Group, verstarb übrigens völlig unerwartet im Alter von 82 Jahren an Herzversagen in seinem Unternehmen in Biel.
Gefragt, wann er als CEO zurücktreten werde, sagte er: „Ich weiß es nicht. Sie wollen mich schon loswerden.“ Allerdings würde der Swatch-Group-Verwaltungsrat natürlich sehr genau wissen, was zu tun sei, wenn es so weit sein wird.
Überdies sind bereits wichtige Posten mit Familienmitgliedern besetzt. So ist Marc Hayek, Sohn seiner Schwester und Swatch-Group-Präsidentin Nayla Hayek, sowohl im Verwaltungsrat als auch in der Konzernleitung vertreten.