Secondhand-Uhren-Markt: Wer hatte 2024 die Nase vorn?

Der Online-Uhrenmarktplatz Chrono24 hat anhand der eigenen Transaktionsdaten vom 1. bis zum 31. Dezember 2024 die Zweitmarkttrends des vergangenen Jahres analysiert und einen klaren Gewinner ermittelt. Einbezogen wurden Marken und Modelle, die auf dem Secondhandmarkt einen Anteil von mindestens einem Prozent aufweisen.

Zur Analyse nutzt Chrono24 das Analysetool ChronoPulse, welches umfangreiche Einblicke in Preisentwicklungen von Uhren ab Januar 2019 gewährt. Zugrunde gelegt werden dabei reale Verkaufszahlen.

Die Trendmarken in 2024

Cartier führt demnach das Feld klar an. Die Marke steigerte im vergangenen Jahr ihren Marktanteil um 23,8 Prozent gegenüber 2023. Damit setzt die französische Marke, die zum Schweizer Richemont-Konzern gehört, seinen Aufstieg im Pre-owned-Markt fort.  So lag im Jahr 2020 Cartiers Transaktionsvolumen auf Chrono24 noch bei drei Prozent, 2024 waren es bereits rund fünf Prozent (+66 Prozent).

Cartier baut Führung aus

Neben Cartier hat Vacheron Constantin als Zweitplatzierter seinen Marktanteil ebenfalls zweistellig ausgebaut (12 %). Dahinter liegt auf Rang drei die Rolex-Schwester Tudor mit einem Plus von 8,6 Prozent. Sie gehört laut Chrono24-Analyse trotz sinkender Preise seit 2022 aktuell zu den zehn umsatzstärksten Marken im Zweitmarkt für Luxusuhren.

Auch Seiko verzeichnete mit 7,4 Prozent einen signifikanten Anstieg (Platz vier). Omega (4,9 %), Jaeger-LeCoultre (3,4 %) und TAG Heuer (3 %) belegen mit guten Zuwächsen die Plätze fünf bis sieben.

Hermès holt auf

Im Vergleich der weniger etablierten Luxusuhrenproduzenten (Marktanteil von unter einem Prozent) gab es bei Hermès mögliche Anzeichen für einen neuen Trend: Die französische Luxusmarke legte um 55,6 Prozent zu. Auch Piaget und Universal Genève, kürzlich von Breitling erworben, haben um rund 50 Prozent zugelegt.


Kommentar: „Es bleibt spannend!“

„Die entscheidende Frage ist, ob sich diese Aufholjagden bestimmter Marken auch auf dem Primär-Markt beobachten lassen – bereits jetzt oder in Zukunft. Folgt man dem Uhrenreport 2024 von Morgan Stanley und LuxeConsult, dann ist dies nicht der Fall und sobald auch nicht geschehen. Stattdessen werde die Polarisierung der ‚Big Five‘ weitergehen. Und auch bei einer Langzeitbetrachtung der Chrono24-Zahlen dominiert nach wie vor Rolex den Pre-owned-Markt mit einem erdrückenden Marktanteil von aktuell 34,2 Prozent. Cartier folgt erst auf Platz vier mit 5,2 Prozent. Die beiden anderen Marken mit wachsenden Marktanteilen in 2024 tauchen hier erst auf Platz acht (Tudor) oder gar nicht in der Top 10 auf. Allerdings ist die Dynamik im Uhrenmarkt groß und schneller als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Hinzu kommt, dass eine neue Generation ins kaufkraftstarke Alter kommt, welche möglicherweise andere Vorstellungen von Luxus, Status und Markentreue hat. Es bleibt spannend – und das ist auch gut so!“

Antje Heepmann (Uhrenjournalistin)


Die Trendmodelle 2024

Ein Blick auf die Marktanteilsentwicklung der einzelnen Uhrenmodelle zeigt, welche Modelle den Cartier-Trend maßgeblich geprägt haben: Die „Tank“ verzeichnete ein Wachstum von 30,9 Prozent, gefolgt von der „Santos“ mit 27,7 Prozent – damit belegen beide Modelle die ersten beiden Plätze.

Auf Rang drei folgt die „Complications“ von Patek Philippe mit einem Zuwachs von 13,6 Prozent. Die Top-Fünf komplettieren die „Black Bay“ von Tudor (12,3 %) und die „Navitimer“ von Breitling (11,9 %). Dahinter reihen sich die „Pilot“ von IWC (6,9 %), Omega Seamaster (5,9 %), die „Calatrava“ von Patek Philippe (5,2 %) und „Speedmaster“ von Omega (4,1 %) ein.

Die gefragtesten Designs

Bei den Gehäuseformen dominierten 2024 Ellipse-förmige Uhren mit einem Anstieg von 15,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Zifferblattfarbe lagen besonders goldene Farbgebungen im Trend (+16 %), bei den Materialien Roségold (+9 %).

Der starke Anstieg von römischen Zahlen auf den Zifferblättern (+10,7 %) weist auf den allgemeinen Cartier-Trend hin. Bei den Gehäuseformen wird dieser auch im längeren Verlauf sichtbar: Seit 2020 haben rechteckige Uhren im Schnitt jedes Jahr um sechs Prozent an Marktanteil gewonnen und damit so viel wie keine andere Form.

„Insgesamt zeigen diese Entwicklungen, dass Marken mit klarem Design-Code, Heritage und strategischer Preispolitik die besten Chancen haben, ihren Marktanteil auszubauen. Wir sind gespannt, ob die Aufsteiger ihren Trend 2025 fortsetzen werden. Sie haben dazu alle Karten in der Hand.“

Balazs Ferenczi

„Seit 2020 vergrößert Cartier seinen Marktanteil jedes Jahr um durchschnittlich 13 Prozent. Damit hat sich die französische Luxusuhrenmarke zum viertbeliebtesten Uhrenhersteller am Zweitmarkt entwickelt, getrieben von den ikonischen wie erfolgreichen Cartier ‚Santos‘ und ‚Tank‘. Am Erstmarkt ist sie bereits seit Jahren die Nummer zwei“, zieht Balazs Ferenczi, Head of Brand Engagement bei Chrono24, den Vergleich zwischen Primär- und Secondhandmarkt.

„Eine ähnliche Entwicklung weist nur Vacheron Constantin auf. Die Genfer Manufaktur gewinnt zunehmend Marktanteile im High-End-Segment und überzeugt durch hohe Qualität, vergleichbar mit Patek Phlippe oder Audemars Piguet, ist aber preislich attraktiver“, so der Uhrenexperte weiter.

Vacheron Constantin schließt auf

„Mit der kürzlich lancierten ‚222‘ in Stahl hat sie zudem das Interesse auf dem Zweitmarkt erneut befeuert. Aktuell wird die neue ‚222‘ dort zum dreifachen Listenpreis gehandelt. Das Modell wurde zudem, wie auch die ‚Royal Oak‘ von Audemars Piguet sowie die ‚Nautilus‘ von Patek, von Gerald Genta designt. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass Vacheron Constantin dabei ist, langfristig Anschluss zu finden“, erläutert Balazs Ferenczi.

Modell 222 von Vacheron Constantin
„Historiques 222“ von Vacheron Constantin

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