Richemont meldet Gewinnsprung – entspannt zurücklehnen kann sich die Luxusgüterbranche dennoch nicht
Das am 31. März geendete Geschäftsjahr 2024/25 bescherte dem Luxusgüterkonzern ein Plus beim Gewinn in Höhe von 17 Prozent auf 2,75 Milliarden €. Dazu trug primär das starke Schmucksegment bei.
Richemont steigerte auch seinen Umsatz, und zwar um vier Prozent auf 21,4 Milliarden €. Das Umsatzplus im dritten Quartal betrug sogar zehn und im vierten Quartal acht Prozent (zu aktuellen Wechselkursen).
Daraus zu folgern, dass das Luxusgeschäft wieder wie geschmiert läuft, wäre voreilig. Blickt man zudem auf die anderen großen Konzerne, ergibt sich ein uneinheitliches Bild.
Luxus läuft, aber nicht rund
Hérmes verzeichnete im ersten Quartal 2025 ein Umsatzplus von 8,5 Prozent und überholte damit LVMH. Das Unternehmen musste im selben Zeitraum ein Umsatzminus in Höhe von drei Prozent hinnehmen. Die Gucci-Mutter Kering traf es mit einem Rückgang von 14 Prozent in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres besonders hart. Ebenso hoch war der Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr bei der Swatch Group. Der Konzern wird erst nach Ablauf des ersten Halbjahres neue Zahlen bekannt geben.
Ganz allgemein sehen die Prognosen für die globale Luxusgüterbranche nicht besonders rosig aus. Das Beratungsunternehmen Bain & Company gab gerade erst die Prognose ab, dass die Umsätze mit Luxusgütern im laufenden Jahr weltweit um zwei bis fünf Prozent zurückgehen werden.
Das Unternehmen verweist in dem Bericht unter anderem auf die Aussage von Analysten, wonach viele Luxusmarken den Nachfrageanstieg nach dem Ende der Pandemie genutzt haben, um ihre bisher größten Preiserhöhungen der letzten Jahre vorzunehmen. Dies hätte einer Umfrage zufolge dazu geführt, dass sich viele Luxuskäufer beim Kauf neuer Produkte im vergangenen Jahr zurückgehalten hätten.
Richemont habe sich in puncto Preiserhöhungen hingegen zurückgehalten, betont Gründer und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert. Wir sind bei der Preisfestsetzung fair.“ Das würde dem Unternehmen nun zugutekommen und dafür sorgen, dass die Kunden den Marken des Konzerns treu bleiben würden. „
„Anders als manche Mitbewerber haben wir den Nach-Corona-Boom nicht genutzt, um die Preise übermäßig zu erhöhen.“ Entsprechend sei die Kundschaft dem Unternehmen treu geblieben.
Johann Rupert
Uhrensegment entwickelt sich negativ
Blickt man die jüngsten Richemont-Geschäftszahlen an, wird deutlich, dass das Geschäft mit dem Luxus für Richemont aber nicht überall gleich gut läuft. Das gilt sowohl für die Art des Produkts als auch hinsichtlich der Geografie.
So performten Richemonts Schmucksegment mit den Marken Buccellati, Cartier, Van Cleef & Arpels sowie Vhernier im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von acht Prozent auf 15,3 Milliarden € hervorragend.
Im Uhrensektor hingegen lief es für den Konzern nicht gut. Die neun Specialist-Watchmakers-Marken (Cartier zählt Richemont nicht dazu) bescherten im Geschäftsjahr 2024/25 einen deutlichen Umsatzrückgang von 13 Prozent auf 3,283 Milliarden €.
Umsatzeinbruch in China
Wie bei allen Luxusunternehmen macht der Nachfragerückgang in China auch Richemont zu schaffen. Zusammen mit Hongkong und Macau betrug das Umsatzminus 23 Prozent. Demgegenüber stünden aber die gestiegenen Ausgaben der Festland-Chinesen im Ausland.
„Ich erwarte, dass China zurückkommen wird“, sagte Rupert anlässlich der Bekanntgabe der aktuellen Geschäftszahlen. „Wann, weiß ich nicht.“ Denn so der Richemont-Chef: „Die Chinesen haben hohe Ersparnisse, stehen aber noch immer unter dem Eindruck der Pandemie.“
Dabei sei er froh, dass er in der Luxusgüterbranche und nicht im Industrie- oder Technologiesektor tätig sei. Diese müssten sich mehr Sorgen machen, wie die Entwicklung bei E-Autos zeigt. „Wenn ich auf China schaue, bin ich froh, dass wir Luxusgüter herstellen und keine Autos“, so Rupert.

„Wir haben Glück. Denn die Chinesen lieben auch Luxus – aber es ist ihnen bislang nicht gelungen, in einen Markt einzudringen, der von jahrhundertealten Herstellern geprägt ist“, führte er weiter aus. Diese Resilienz werde der Luxusbranche auch helfen, die aktuelle US-Zoll-Strategie zu überstehen, auch wenn man nicht wisse, wie sich die Lage in sechs Monaten in den USA darstellen werde.
Positive Entwicklung außerhalb Chinas
Im Jahresverlauf wuchsen allerdings die meisten anderen Regionen sowohl zu aktuellen als auch zu konstanten Wechselkursen zweistellig und konnten so den Rückgang im asiatisch-pazifischen Raum mehr als ausgleichen, teilt Richemont mit.
Bemerkenswerte Wachstumsraten verzeichneten Europa (+10 %), Amerika (+16 %), Japan (+25 %) und der Nahe Osten und Afrika mit (je +15 %) (zu aktuellen Wechselkursen).
Händlernetz wird nicht weiter verringert
das Netz von unabhängigen Händlern hatte Richemont in zurückliegenden Jahren massiv reduziert, sodass mittlerweile 76 Prozent des Umsatzes in den eigenen Geschäften beziehungsweise über die eigenen Onlinekanäle generiert werden.
Dieser Anteil soll nicht weiter steigen, so Johann Rupert. „Wir sind gut aufgestellt – es braucht keine neue Expansionswelle.“ Überdies deutete Richemont-CEO Nicolas Bos an, dass man die Zusammenarbeit mit Juwelieren möglicherweise wieder intensivieren werde.