Swatch Group: Ein US-Investor mischt die Aktionärsversammlung auf
Bei der ordentlichen Generalversammlung der Aktionärinnen und Aktionäre der Swatch Group, welche am 21. Mai online stattgefunden hat, wurden alle vom Verwaltungsrat gestellten Anträge angenommen. Überdies wurde die Kandidatur von Steven Wood für den Verwaltungsrat mit 79,2 Prozent Gegenstimmen abgelehnt.
Ein US-Amerikaner fordert die Hayek-Dominanz heraus
Der Investor hatte im Vorfeld der Versammlung mit seiner Kandidatur für den von der Familie Hayek dominierten Verwaltungsrat für Aufsehen gesorgt. Die Angehörigen des 2010 verstorbenen Swatch-Group-Gründers Nicolas Hayek besetzen auch wichtige Positionen in der Geschäftsleitung.
Der Verwaltungsrat besteht aus sieben Personen. Dazu gehören CEO Nick Hayek, seine Schwester Nayla Hayek sowie deren Sohn Marc Hayek. Hinzu kommt Daniela Aeschlimann als Vertreterin der Ammann Group. Sie ist die Tochter vom ehemaligen Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der von 1998 bis 2010 selbst im Swatch-Group-Verwaltungsrat saß.
Die Familien Hayek und Ammann sind außerdem seit Jahrzehnten befreundet, und die Ammann-Gruppe ist direkt an der Swatch Group beteiligt. Stimmtechnisch ist Aeschlimann also der Hayek-Seite zuzurechnen, die somit die Mehrheit hat.
Auch den übrigen drei Mitgliedern wird aufgrund ihrer jeweils mindestens 15-jährigen Zugehörigkeit zum Verwaltungsrat immer wieder ihre Unabhängigkeit abgesprochen. Es handelt sich um den Lindt-&-Sprüngli-Präsidenten Ernst Tanner, den Astronauten Claude Nicollier und den ehemaligen Nationalbankdirektor Jean-Pierre Roth.
Zwei Aktienarten der Swatch Group
Es gibt zwei Aktienarten von der Swatch Group. Namen- und Inhaberaktien. Die Swatch-Namenaktien haben einen fünfmal niedrigeren Nominalwert als die im SLI (Swiss Leader Index) gelisteten Inhaberaktien, bieten aber das gleiche Stimmrecht. Die Familie Hayek hält so zwar nur 26 Prozent des Kapitals, aber knapp 45 Prozent der Stimmen.
Wood hält mit seiner Beteiligungsgesellschaft Greenwood Investors lediglich 0,5 Prozent des börsennotierten Konzerns. Für eine Kandidatur als Vertreter der Inhaberaktionäre für einen Sitz im Verwaltungsrat reicht das aus.
„Wir verwalten ein Vermögen von 150 Millionen Dollar, und die Swatch Group ist unsere größte Position – sie macht aktuell über ein Viertel unseres Vermögens aus. Wir wollen mehr kaufen. Wir versuchen, mehr Kapital zu beschaffen, um unsere Position auszubauen. Wir wollen so viel Kapital wie möglich in dieses Unternehmen zu den aktuellen Kursen investieren“, erläutert er sein Ansinnen.
Steven Wood kritisiert die Swatch-Group-Strategie
Was aus seiner Sicht nicht gut bei der Swatch Group läuft, erläuterte Steven Wood im Interview mit dem Schweizer Magazin The Market:
„Ich habe mit über dreißig Branchenführern gesprochen, sowohl ehemaligen Führungskräften der Swatch Group als auch einigen, die für Wettbewerber wie LVMH oder Richemont arbeiten, und sie alle bestätigen meine Ansicht. Nick Hayek, CEO der Swatch Group, hat beim Aufbau der Einstiegsmarken hervorragende Arbeit geleistet, doch bei den Premiummarken besteht noch Verbesserungspotenzial“, sagte er im Interview mit dem Schweizer Magazin The Market.
„Sie haben die richtigen Produkte, leiden aber unter einer geschlossenen Kultur und verpassten Umsetzungsmöglichkeiten. Sie sollten offen für neue Führungskräfte mit frischen Ideen sein.“

„Ich weiß nicht, wie sich diese geschlossene Unternehmenskultur bei der Swatch Group entwickelt hat, aber ich weiß, dass sie sich stark von der des Gründers Nicolas Hayek Sr. unterscheidet.“
Steven Wood, US-Investor
Hintergrund ist, dass die Swatch Group das Jahr 2024 mit einem massiven Minus bei Umsatz (-14,4 %) und Gewinn (-75 %) abgeschlossen hat. In der Konsequenz wächst bei den Anlegern die Unzufriedenheit. Auch bei Steven Wood.
Er würde nach eigenem Bekunden frische Perspektiven als Mitglied des Verwaltungsrates einbringen.
„Ich habe Nick Hayek gesagt, dass meine Philosophie darin besteht, die Ideenvielfalt zu erweitern. Der Grund, warum ich mich selbst nominiert habe, ist, dass ich immer freundlich und kollegial sein und niemals stören werde. Das habe ich Nick garantiert“, betont Wood im Interview.
LVHM, Richemont – die Konkurrenz als Vorbild
Zu seinen Ideen gehört es, die Prestigemarken wie Breguet, Blancpain und Harry Winston zu stärken.
„Sie müssen in ein erstklassiges Kundenerlebnis investieren und massenhaft Personalisierungsprogramme implementieren, die auf Knappheit und Exklusivität setzen. Genau das machen ihre Konkurrenten wie Richemont und LVMH sehr gut. Der Luxusgütermarkt ist hart umkämpft.“
Sein Argument: „Der Markt für Einstiegsuhren unter 3.000 Schweizer Franken ist in den letzten zwanzig Jahren nicht gewachsen. Er schrumpfte sogar um 1,3 Prozent pro Jahr. Das High-End-Segment hingegen, Uhren über 3000 Franken, ist jährlich um 6,5 Prozent gewachsen. Darauf sollte sich die Swatch Group konzentrieren. Es ist fast so, als ob der Konzern kein Interesse an Luxusmarken hätte.“
Mit dem Einbringen seiner Ideen wird der US-Amerikaner nun noch weiter warten müssen. Bei der Abstimmung über seine Kandidatur für den Verwaltungsrat erhielt er nun 79,2 Prozent Gegenstimmen, wie die Swatch Group in einer kurzen Veröffentlichung heute mitgeteilt hat.
Allerdings konnte er 62 Prozent der Inhaberaktionärs-Stimmen auf sich vereinen. Diese Diskrepanz kann sich nur dadurch erklären, dass Woods eigentlicher Gegenkandidat, Jean-Pierre Roth, mehr Stimmen erhalten hat. Im Ergebnis erklärte die Swatch Group, dass der ehemalige Banker im Verwaltungsrat verblieben würde.
Auf dem Nachrichtendienst X kommentiert Wood: „Ich bin sehr dankbar für die 61,9 Prozent der Inhaberaktionäre, die für mich gestimmt und sich für neue Perspektiven im Verwaltungsrat der Swatch Group ausgesprochen haben. Von Anfang an habe ich dem Swatch-Verwaltungsrat klar gemacht, dass ich nicht gekommen bin, um jemanden zu ersetzen, auch nicht Jean Pierre Roth.“
Wood kritisiert aber das Abstimmungsvorgehen, wie der Schweizer Tagesanzeiger berichtet:
„Leider war aufgrund der unsachgemäßen Einladung zur Generalversammlung und der unklaren Abstimmungsanweisungen weder den Inhaberaktionären noch mir klar, dass eine Stimme für Herrn Roth eine Stimme gegen mich war. (…) Wir werden unsere nächsten Schritte sorgfältig prüfen, einschließlich der Möglichkeit, eine außerordentliche Generalversammlung zu beantragen.“