„Meister des Lichts“: Tissot stellt die „PRC 100 Solar“ und eine (fast) unsichtbare Form der Energiegewinnung vor

„PRC 100 Solar“ 39 mm von Tissot
„PRC 100 Solar“ 39 mm von Tissot
Sonnen- sowie künstliches Licht für den Antrieb einer Uhr zu nutzen, ist keine neue Erfindung. Abgesehen von den ursprünglichen Sonnenuhren – bei denen jedoch nicht Energie, sondern der Schattenwurf unseres Fixsterns genutzt wurde – gibt es Solaruhren für das Handgelenk bereits seit Jahrzehnten.

Echte Design-Highlights waren die ersten lichtbetriebenen Uhren jedoch nicht. Die Technik und die dazu erforderlichen Solarzellen schränkten die Schaffenskraft der Designer doch arg ein.

Mittlerweile haben mehrere Uhrenhersteller ihre eigenen Technologien entwickelt, welche zum einen kaum noch sichtbar und zum anderen mehr gestalterische Freiheit bieten. Tissot selbst hat seit 2014 mit den lichtbetriebenen „T-Touch“-Versionen entsprechende Zeitmesser im Portfolio. Hier stecken die Solarzellen – wie bei den meisten anderen Anbietern von Solaruhren auch – unter dem Zifferblatt und fangen auf diese Weise das Licht für das Quarzwerk und den Akku ein.

Lightmaster: Uhrenglas und Solarzelle verschmelzen zu einer Einheit

Hierfür hat sich die Swatch-Group-Marke die Unterstützung der zum Konzern gehörenden Unternehmen Nivarox (Spezialist für Bestandteile des Schwingsystems und der Hemmung), ETA (Uhrwerksproduzent) und EM Microelectronic (Spezialist für stromsparende, miniaturisierte Mikrochips für Uhren) gesichert.

Konstruktionszeichnung der „PRC 100 Solar“
Konstruktionszeichnung der „PRC 100 Solar“

Die Gruppe hat also ihre ganze industrielle Power ausgespielt, um das Thema Solaruhr neu anzugehen. Lightmaster nennt Tissot selbstbewusst das Ergebnis – frei übersetzt „Meister des Lichts“ – und spricht gar „von einem neuen Kapitel in Sachen Zeitmessung“.

Lightmaster-Technologie von Tissot
Lightmaster-Technologie von Tissot mit Solarpaneel mit Wabenstruktur unter dem Uhrenglas.

Und dieses hat eine Wabenstruktur, welche mit dem Uhrenglas verbunden wird. Insgesamt nehmen die mikroskopisch kleinen Solarzellen weniger als einen halben Quadratzentimeter Platz ein. Das in Sachen Effizienz optimierte Solarpaneel wird mit einer Art Kleber unlösbar mit dem Uhrenglas verbunden und überträgt mit einem sogenannten Zebra-Anschluss Energie an das verbrauchsarme Swiss-Made-Quarzwerk F06.615 für die 39-Millimeter-Version beziehungsweise F05.615 für das 34-Millimeter-Modell.

Die „PRC 100 Solar“ beeindruckt mit Gangreserve und Ladegeschwindigkeit

Überschüssige Energie wird in einem wiederaufladbaren Akku gespeichert, der mit einer vollen Ladung eine stattliche Dunkelgangreserve von 14 Monaten bietet. In puncto Ladegeschwindigkeit erweist sich die neue Tissot als echter Renner. Zehn Minuten Tageslicht beziehungsweise knapp zwei Stunden künstliches Licht reichen für eine 24-stündige Akkulaufzeit aus.

„PRC 100 Solar“ 39 mm von Tissot
„PRC 100 Solar“ 39 mm von Tissot

Sollte die Energie doch einmal zur Neige gehen, dann signalisiert dies die End-of-Energy-Anzeige, indem der Sekundenzeiger auf Vier-Sekunden-Intervalle umgestellt wird. Wird die Uhr einer Lichtquelle ausgesetzt, nimmt der Zeiger je nach Lichtintensität nach einiger Zeit seinen regulären Rhythmus wieder auf. Dies hat keinen Einfluss auf die Genauigkeit der angezeigten Uhrzeit.

Hergestellt wird die Licht in Strom umwandelnde Wabenstruktur bei Nivarox in La Chaux-de-Fonds. Dass es um Hightech geht, wird deutlich, wenn man durch die Produktionsräume geht.

Darf man die selbst entwickelten Maschinen noch schutzlos bestaunen, so kann man die menschliche Arbeit an Lightmaster lediglich durch Fensterscheiben betrachten, hinter denen von Mitarbeitern in Schutzbekleidung die notwendigen Herstellungsschritte durchgeführt werden, bis hin zur Qualitätskontrolle, bei der jedes einzelne mit der Solarstruktur bestückte Uhrenglas geprüft wird. Erst dann gelangt ist in die Uhrenmontage, wo die „PRC 100 Solar“ entsteht.

Mitarbeiterin bei Nivarox Tissot Swatch Group

Lightmaster: Schweizer Technologie trifft Schweizer Design

Dass es eine Wabenstruktur geworden ist, hatte übrigens keinen technischen Hintergrund. Die Entwickler hätten sich auch mit anderen Formen begnügt. Da man aber je nach Lichteinfall und Blickwinkel die Solarstruktur zumindest vermuten kann, haben die Designer auf Waben bestanden. Eine gute Entscheidung, wie ich finde.

Sonne, Bienen, Blüten, Waben, energiereicher Honig – die Assoziationskette stimmt.

Entscheidend hingegen war, dass die Solarzellenstruktur nicht unter oder auf dem Zifferblatt platziert wird, damit hier volle Designfreiheit bestehen bleibt. Stattdessen sitzt sie nun unter dem Uhrenglas.

„PRC 100 Solar“ 34 mm von Tissot
„PRC 100 Solar“ 34 mm von Tissot

Erster Einsatzort dieser „Licht-Meister“-Technologie ist die neue „PRC 100 Solar“, eine Quarzuhr, welche der auswechselbaren Batterie abgeschworen hat und stattdessen auf die Lightmaster-Wabenstruktur setzt. Nahezu unsichtbar, wandelt sie die Energie um und speichert sie in dem wiederaufladbaren Akkumulator, um das Quarz-Solar-Uhrwerk anzutreiben. Licht, Zeit und Temperatur können der Solarpaneele übrigens nichts anhaben, eine optische Veränderung müssen Trägerin und Träger nicht befürchten.


Kommentar: Solar  – es darf gern ein wenig mehr sein!

Auch wenn die Lightmaster-Technologie die Gestaltungsmöglichkeiten des Zifferblatts nicht einschränkt, präsentiert Tissot die Solarfunktion mit den neuen „PRC 100 Solar“-Modellen zunächst in eher schlicht gestalteten Zeitmessern einer Linie, die bereits Mitte der 2000er-Jahre auf den Markt kam. Und die Marke tut gut daran, denn so steht zur Einführung erst einmal die Technik im Vordergrund, die nun Zug um Zug auf andere Designs und andere Kollektionen transferiert werden kann. Und vielleicht auch auf Zeitmesser der Tissot-Schwester-Marken der Swatch-Group-Familie.

Antje Heepmann bei Nivarox

In meinen Augen wäre bei Tissot eine ähnliche Strategie, wie sie Citizen seit vielen Jahren verfolgt. wünschenswert. Der japanische Hersteller brachte mit der „Crystron Solar Cell“ 1976 die weltweit erste analoge, lichtbetriebene Armbanduhr auf den Markt und nannte die Technologie Eco-Drive.

Damit wird heute ein Großteil der nicht-mechanischen Modelle der Marke angetrieben. Auf diese Weise hat man der Welt viele Millionen zu entsorgende Batterien erspart.

Ob die Swatch Group diesen aus meiner Sicht wünschenswerten Schritt gehen wird? Schließlich gehört zur Gruppe auch der Batteriehersteller Renata. Aber der Swatch-Group-Chef Nick Hayek ist bekannt dafür, unkonventionelle und emotionale Entscheidungen zu treffen. Bestes Beispiel ist wohl die „MoonSwatch“, Omegas legendäre „Moonwatch“ im Gewand einer „Plastik“-Swatch. Sie spaltete die Uhren-Community – und wurde zum Mega-Erfolg. Und bezieht ihre Energie aus einer Batterie.


Die Kollektion „PRC 100 Solar“

Optisch setzt die neue Solar-Uhr Tissot auf das bekannte Design der „PRC 100“, welche in den 2000er-Jahren eingeführt wurde. Hingucker ist die markante zwölfeckige Lünette, welche beim 39-Millimeter-Modell passend zum Gehäuse aus Edelstahl pur oder schwarz PVD-beschichtet gefertigt wird. Diese umgibt ein Sonnenschliff-Zifferblatt in den Farben Silber, Tiefblau oder Schwarz.

„PRC 100 Solar“ von Tissot
„PRC 100 Solar“ von Tissot

Gesichert wird die „PRC 100 Solar“ an einem Band aus Leder oder Edelstahl. Dank Schnellwechselsystem muss man sich nicht auf eine Option festlegen.

Das größere Modell ist ebenso wie die „PRC 100 Solar“ mit 34-Millimeter-Durchmesser bis zehn bar wasserdicht. Letzteres zeigt sich mit Gehäuse, Band und Lünette aus Edelstahl pur, in Kombination mit PVD-Rosegold-Elementen oder komplett in PVD-Gelbgold. Für das Zifferblatt wählte Tissot hier die Farben Silber, Hellblau und Gold.

„PRC 100 Solar“ 34 mm von Tissot
„PRC 100 Solar“ 34 mm von Tissot

Im Dunkeln läuft die „PRC 100 Solar“ dank ihrer Gangreserve nicht nur unbeeindruckt weiter, sie leuchtet auch des Nachts, dank Superluminova auf Zeigern und Indizes.

„PRC 100 Solar“ 39 mm von Tissot
„PRC 100 Solar“ 39 mm von Tissot

(UVP 445-545 €)

Tissot Kampagne zur „PRC 100 Solar“ mit dem britischen Schauspieler Archie Renaux
Tissot Kampagne zur „PRC 100 Solar“ mit dem britischen Schauspieler Archie Renaux

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