Mein Schmuckmonat Juli: Sich selber finden in wirtschaftlichen schweren Zeiten

Der Schmuck-Monat Juli war gefühlt sehr ruhig, aber ich glaube, das täuscht. Im Hintergrund brodelt es und trotz aller Bemühungen, gut gelaunt und optimistisch mit der Lage umzugehen, schwingt die Unsicherheit immer mit. Wie kann man damit umgehen? Ich versuche, ein paar Beispiele herauszupicken, die ein Anker sein könnten oder richtungsweisend.

Dauerthema Diamanten: Bye bye Lab-Grown?

Der Top-Performer meiner Artikel im Juli war – mal wieder – dem Thema Diamanten gewidmet. Genauer gesagt, der möglichen Abkehr von Labordiamanten. Es ist natürlich ein Dauerbrenner und in Wahrheit könnte ich jeden Monatsrückblick wahrscheinlich nur dem Marktkampf zwischen synthetischen und natürlichen Diamanten widmen. 

Hier geht’s zum Artikel: https://insight-luxury.com/2025/07/03/schmucktrend-in-den-usa-abkehr-von-diamanten/

Belegen kann ich es nicht, aber nach meinen vielen Gesprächen mit Branchen-Insidern interpretiere ich die starke Resonanz auf den Beitrag so: Die Leser dieses Beitrags haben sich auf die Information gestürzt in der Hoffnung, dass es stimmt. Dass der Trend der Labordiamanten endlich vorbei ist und sie im Abgrund der Irrelevanz verschwinden. 

Für alle, die es nicht gelesen haben und nicht lesen wollen: Der Beitrag beinhaltet im Wesentlichen, dass auf der JCL Show in Las Vegas allgemein weniger Diamantschmuck beobachtet wurde. Stattdessen war mehr hochwertiger Goldschmuck ohne Edelsteine zu entdecken. 

Das kann ein lokales, oder zeitlich begrenztes Phänomen sein. Vielleicht ist es aber auch ein Indiz dafür, wie es allgemein weitergehen könnte. Denn genau so entstehen ja Trends. Wer diese Lösung für sich implementieren möchte und sie für sinnvoll erachtet, dem steht dabei ja nichts im Wege. 

Diamanten im Brillantschliff. © Edgar Soto/ Unsplash.com
Diamanten im Brillantschliff. © Edgar Soto/ Unsplash.com

Der Wunsch nach Kontrolle und Vorhersehbarkeit

Warum also Goldschmuck und keine Diamanten mehr? Weil Gold seit jeher als stabile und verlässliche Wertanlage gilt. Der Goldpreis ist enorm gestiegen, knackt einen Preisrekord nach dem anderen. Aber Gold ist nicht neu, Gold ist nicht disruptiv, wie es die Labordiamanten sind. Gold ist sicher, Gold ist treu. Und Preisveränderungen nach oben sind uns dann doch lieber als Preisveränderungen nach unten, wie bei den synthetischen Diamanten, die inzwischen noch ein Zehntel ihres Preises seit Markteintritt kosten. 

Wer bei der Gestaltung von Schmuck ganz und gar auf Diamanten verzichtet, muss auch nicht das Risiko eingehen, sich unangenehmen Fragen von Kunden zu stellen. Dieses Hindernis, diese Kauf- oder Verkaufshürde wird gleich mal eliminiert. Ist ja auch nicht doof. Der Markt passt sich an, the show must go on.

Aber es ist schwer, zwischen allen wirtschaftlichen und weltlichen Wirren einen sicheren Hafen zu finden. Die neuen Zölle von US-Präsident Trump – 35 Prozent für die Schweiz und 25 Prozent für Indien – sind eine schwere Bürde für die Uhren- und Schmuck-Industrie und werden sich  – wenn auch zeitversetzt – in irgendeiner Form auch in irgendeiner Form bei uns niederschlagen. Die gegenseitige und internationale Abhängigkeit von Lieferketten wird oft erst sichtbar durch starke, wirtschaftliche Einschnitte – ein gutes Beispiel dafür ist die Corona-Pandemie.

Leider müssen wir damit rechnen, dass die Zölle für unsere vielen internationalen Handelspartner ein ähnlicher Einschnitt sein könnte. Die gefühlte Ruhe in der Schmuckbranche nehme ich daher als ein Abwarten da. Lieber mal nichts tun. Aber, ist das der richtige Weg?

Schmuck von noën Jewellery

Marken-Identität stärken und pflegen

Mich beeindrucken in diesem wirtschaftlichen Kontext Geschichten wie von noën Jewellery, Binder Jewellery oder Wempe – um bei Beiträgen aus dem Juli zu bleiben. 

Geschichte 1: noën lebt mit Stolz, Überzeugung und Selbstbewusstsein seine Identität als eine Marke, die echte Nachhaltigkeit, Umwelt- und Menschenfreundlichkeit pflegt – und das entlang der gesamten Lieferkette. Das macht den Schmuck gleich in mehrerlei Hinsicht wertvoll. Die Marke mag nicht so bekannt und glanzvoll erscheinen wie viele andere, größere Luxuslabels. Aber was zählt ist, wie Menschen über einen reden, wenn man nicht dabei ist, um zuzuhören. 

Manchmal sind es Empfehlungen, die mich zu bestimmten Menschen oder Marken bringen und es freut mich immer, wenn ich selbst den positiven Eindruck bestätigen kann. Ich glaube daran, dass Gutes sich auf Dauer durchsetzt.

Hier geht’s zum Artikel: https://insight-luxury.com/2025/07/30/noen-jewellery-schoenheit-mit-verantwortung/

Geschichte 2: Juwelier Wempe hat eine eigene Diamantschmuckmarke, Wempe 137, vorgestellt. Dem allgemeinen News-Beitrag folgt bald ein Interview mit Chief Marketing Manager Marko Jünemann, der mir tiefe Einblicke in die Entstehung er Marke vermitteln konnte. Auch hier lese ich Begeisterung, Überzeugung, Werte und Engagement heraus, die eine festes und klares Bild von einer starken Identität zeichnen. Das bindet Menschen an den Juwelier und an seine Produkte.

Hier geht’s zum Artikel: https://insight-luxury.com/2025/07/08/diamantschmuck-mit-alleinstellungsmerkmal-wempe-lanciert-wempe-137/

Geschichte 3: Meine persönliche Erfahrung mit dem Marktstart und Aufstieg von Binder Jewellery. Der Slogan der Marke lautet auch noch passenderweise “Wertvolle Verbindungen”. Um die geht es eben in Wahrheit immer. Sie entstehen durch ein gutes Produkt und die Menschen dahinter. Auch Binder hat eine starke Identität als Familienunternehmen, als Firmengruppe mit einer tiefen Geschichte und Menschen, die der Marke und ihrem Portfolio zur Sympathie verhelfen.

Hier geht’s zum Artikel: https://insight-luxury.com/2025/07/15/perception-die-ikone-von-binder-jewellery/

Fazit: Alle drei Marken oder Unternehmen, die ich genannt habe, machen auf einem fundamentalen Level etwas richtig: Eigene Werte, Überzeugungen und eine klare Identität schaffen eine eigene Form von Stabilität, die attraktiv auf uns wirkt.

Die Marken vermitteln uns das Gefühl, an etwas festhalten zu können, das nicht so leicht veränderlich ist und vom Sturm der Zeit davon geweht werden kann. Ich weiß, was ich bekomme. Die Welt ist irgendwie in Ordnung.

Wirtschaftlich bedeutet das: Konsumenten finden immer wieder zu diesen Marken und Produkten zurück, empfehlen sie weiter, haben einen positiven Bezug zu ihnen und leisten ihren Beitrag, damit das Unternehmen auch in Zukunft bestehen bleiben kann.

Wer eine starke Identität hat, hat auch das Selbstbewusstsein, in Krisenzeiten etwas auf die Beine zu stellen, aktiv zu bleiben und sich nicht zu verstecken. Wichtig ist, die Überzeugung dahinter. Sie ist nicht alles, aber ihre Rolle sollte man nie unterschätzen.

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