Das war meine Vicenzaoro – Teil 3: Meine liebsten Schmuckstücke von der Messe

Wenn ich Messen wie die Vicenzaoro besuche, freut es mich besonders, mit dem Schmuck, den ich sonst oft nur auf Hochglanzfotos sehe, endlich auf Tuchfühlung zu gehen. Bestaunen, Anfassen, die Qualität spüren, das Licht die Diamanten und Farbedelsteine zum Leben erwecken lassen, tiefere Fragen stellen. Hier kommen meine liebsten Entdeckungen, die mir während der Messe besonders viel Freude gemacht haben.

Anfassen und bewundern: Ringe von Fope. © Insight Luxury

Schmuck, den man erleben muss

Es ist der älteste Spruch der Welt, den man in der Schmuckbranche hört: Schmuck muss man erleben, muss man anfassen, anprobieren. Wie wahr dieser Spruch ist, merke ich immer selbst, wenn ich wieder einmal auf einer großen Messe wie der Vicenzaoro bin. Was mir daran besonders Spaß macht: Ich komme ja vorbereitet zu den Marken. Ich kenne die Kollektionen, die Materialien, die Techniken, doch was ich meist aus der Ferne nur als zweidimensionales Pressebild kennenlernen durfte, wird endlich lebendig und im wahrsten Sinne des Wortes greifbar. 

Dadurch erschließt sich mir so viel mehr, das auf einfachen Bildern verborgen bleibt und nie erlebt werden kann: die echte Physikalität von Schmuck. Das Gewicht, die Bearbeitung der Oberflächen, die Dehnbarkeit von Flex-Schmuck, die Leichtigkeit von Ketten …

Erst, wenn man die Gelegenheit hatte, den Schmuck auf diese Art und Weise kennenzulernen, merkt man, welche Qualität dahinter steckt. Gleichzeitig überrascht mich, welche Stücke mir beim persönlichen Erkunden dann gefallen, die ich vielleicht aus der Distanz wie in einem Katalog nie in Erwägung gezogen hätte. Daher präsentiere ich heute meine persönlichen Lieblinge aus meinem Vicenzaoro-Besuch und versuche, einzufangen, was mich daran verzaubert hat.

Momente, die man selbst erleben muss: Die Flexibilität einer Kette von Fope testen. © Insight Luxury

Picchiotti: Ganz neue Seiten an sich entdecken

Ich gestehe, dass ich als Frau mit einigen klischeehaft weiblichen Dingen nichts anfangen kann – die pinke Phase hatte ich beispielsweise als Kind nie und auch heute wird man nur ein einziges rosafarbenes Kleidungsstück in meinem Schrank finden – eine Bluse, die zugegebenermaßen mehr altrosa ist als knalliges Barbie-Pink. Der Zufall wollte es, dass ich an meinem ersten Messetag ebendiese besagte Bluse trug und am Stand der italienischen Marke Picchiotti einige blumenförmige Schmuckstücke mit pinken Saphiren präsentiert bekam. Das Design nennt sich schlicht „Flowers“ und ist noch ganz neu.

„Flowes“ Ohrstecker und Ring.
Blüte aus pinken Saphiren, umrahmt von Diamanten.

Normalerweise hätte ich diesen Schmuck nicht selbst für mich in Erwägung gezogen, aber ich dachte mir, zusammen mit meiner Bluse gibt das sicherlich ein tolles Foto. Und was soll ich sagen … ich bin ein Fan! Die Farben und Formen des Schmucks hatten eine Frische und Leichtigkeit, die sich gefühlt sofort auf mich übertragen haben. Der Gute-Laune-Effekt war unmittelbar, das Lächeln auf einem gestellten Foto wurde echt. Wow.

Dieses Erlebnis hat mich gelehrt, dass man mit Schmuck ab und zu mutig sein und sich über den Tellerrand hinauswagen sollte. Manchmal ist einem gar nicht bewusst, was einem steht oder welche Seiten und Facetten der eigenen Persönlichkeit das Tragen von gewissem Schmuck noch in einem heraufbeschwören kann. Es war ein echter Moment der Freude für mich.

Picchiotti „Flowes“ Collier im Detail.
Das Collier ist eine überraschende Neuentdeckung für mich.

Nanis: Süßer Schmuck für den Spieltrieb

Die „Reverse“ Kollektion von Nanis ist schon seit ihrer Veröffentlichung vor ein paar Jahren einer meiner Lieblinge. Was mir daran immer besonders gefallen hat, ist das Design mit den Wendeseiten, das durch eine einfache Drehung der edelsteinbesetzten Kugel, der „Nanis-Boule“ gewechselt werden kann. Der technische Aspekt des Drehscharniers, das leicht zu handhaben ist und entsprechend einrastet, ist ein cleveres Stück Technologie. Die Auswahl an Designs, mit Farbedelsteinen auf der einen und einem verspielten Pavé auf der anderen, ist groß. 

Die Nanis „Reverse“ Ringe in allen vier Größen und mit ihren Wendeseiten. © Insight Luxury

Neu ist dieses Jahr, dass Nanis eine Mini-Version der „Reverse“ Kollektion lanciert hat, die sich „Reverse Baby“ nennt. Damit gibt es die Kollektion nun insgesamt in vier Größen. Das Design und die Mini-Version der Ringe haben bei mir beim Anprobieren den Spieltrieb geweckt. Es macht unglaublich viel Spaß, die Schmuckelemente mal auf die eine, mal auf die andere Seite zu drehen, die verschiedenen Styles zu kombinieren und auch mit den größeren Geschwistern zu kombinieren. Die Baby-Größen gibt es inzwischen auch noch für andere Designs von Nanis und eröffnet dadurch noch mehr Möglichkeiten zum fröhlichen Mix & Match – eines der Dinge an Schmuck, die einfach immer Spaß machen. 

„Reverse Baby“ Ringe mit Farbedelsrein-Seite.
„Reverse Baby“ Ringe mit der Pavé-Seite.

A.Odenwald: Massiver Spaß

Der Messestand der Firma Dettinger und ihrer Marke A.Odenwald ist ein Ort, an dem ich mich sehr lange aufgehalten habe, weil ich mich einfach durch das gesamte Schmucksortiment fühlen und tasten musste. In der Kommunikation vor der Messe hat Odenwald schon klargemacht: Egal, wie der Goldpreis sich entwickelt, wir fertigen weiterhin unseren massiven Goldschmuck und werden weiterhin viel Material verwenden.

Diese Tatsache, die fest zur Identität von A.Odenwald gehört, ist der Grund, warum man den Schmuck die ganze Zeit berühren möchte und einfach nicht die Finger davon lassen kann. Haptik ist das Stichwort. Das Gewicht in der Hand ist ebenso angenehm wie das Gefühl an den Fingern, es fühlt sich geschmeidig an, hochwertig und gleichzeitig irgendwie… verlässlich. Das Design aus massivem Gold gibt mir das gute Gefühl, dass der Schmuck präsent ist und alles mitmacht, was ich vorhabe. Die besonderen Formen des Schmucks und Farben aus Saphiren in all ihren natürlichen Farbnuancen tun ihr Übriges, um ihn zu etwas Besonderem zu machen. Deswegen kann ich keinen einzelnen Favoriten benennen, sondern weiß für mich: Den Schmuck von Odenwald zu berühren und damit zu spielen, sei es mit den drehbaren Ringen, mit den Kugelanhängern oder mit den Colliers, war ein schönes Erlebnis, das in einem stressigen Messealltag die Batterien wieder aufladen kann.

Al Coro: Antike Erhabenheit und ein Stück Geschichte

Ab und zu begegnet man einem Schmuckstück, dem es gelingt, sich in einen ganz besonderen Mantel der Erhabenheit zu hüllen. Einen großen Anteil daran hat natürlich auch das Storytelling. Während der Vicenzaoro habe ich während meines Besuchs bei Al Coro meine Faszination für Ringe der „La Piazza Roma“ Kollektion entdeckt. Das Herzstück dieser Linie sind antike römische Münzen, die Al Coro von einem Münzkontor bezieht – ein echtes Stück Geschichte aus dem 4. Jahrhundert, geprägt während der Herrschaft von Konstantin dem Großen. Als jemand, der sich für Geschichte interessiert und in der Nähe eines alten Limes-Gebiets aufgewachsen ist, freue ich mich einfach, dass so eine Idee in Form von Schmuck existiert. Der Kontrast zwischen der antiken, dunkel patinierten Münze und dem modernen Ringdesign aus warmem Roségold spricht eine ganz eigene Sprache und bringt eine besondere Faszination mit sich. Der Einsatz von kleinen Brillanten ist das i-Tüpfelchen für ein Stück Luxus, das Schätze der Erde und der Menschheitsgeschichte miteinander in Einklang bringt. Kleines Gimmick außerdem: In der Seitenansicht wird deutlich, dass die Form des Rings dem Kolosseum in Rom nachempfunden ist.

Eine echte antike römische Münze, interpretiert als modernes Schmuckstück.
Die Seitenansicht offenbart die Form des berühmten Kolosseums in Rom.

Brusi: Schmuck, der die Natur sprechen lässt

Die Mailänder Schmuckmarke Brusi verfolgt mit ihren Designs den Ansatz eines „natürlichen Juwels“, bei dem nicht der Entwurf am Anfang steht, sondern die Form der natürlichen Edelsteine, die Gestalt des Schmuckstücks vorgibt. Ich liebe organischen Schmuck! Weiche Formen bringen Harmonie und Natürlichkeit mit sich, die meiner ästhetisch geprägten Seele Ruhe schenken. Als würde man klassische Musik hören, nur visuell. 

Die Schmuckstücke von Brusi präsentieren Farbedelsteine im asymmetrischen Rosenschliff, die mit viel Gespür für Schönheit und Formen zusammengestellt wurden. Besonders deutlich wird das in den Ringen, von denen ich einfach die Augen – und Finger – nicht lassen konnte. Schön ist auch, dass Brusi es schafft, Farbedelsteine wie Smaragd, Rubin und Saphir, die oft nur in den High Jewelry Lagen vieler Marken zu finden sind, in eine leistbare Klasse der Fine Jewelry zu rücken. (Preise für Rubin- oder Saphirringe aus der „Shapes“ Kollektion liegen bei rund 3.000 bis 5.000 Euro) Rubine haben dann nicht hohe Reinheit, die tiefrote Farbe, die als Taubenblut bekannt ist, sondern ein fröhliches rosarot, bei dem man die Lebendigkeit in den Einschlüssen erkennen kann. Ich finde das fantastisch. Dieser Schmuck macht mir einfach Freude und zeigt mir, dass Schönheit in so vielen Formen existiert und es manchmal nur Menschen mit besonderem Gespür – in diesem Fall Brusis Designer Andrea Codari – braucht, um ihre persönlichen Entdeckungen mit der Welt zu teilen und die Augen für diese Formen des Besonderen zu öffnen. 

„Shapes“ Ring mit rosaroten Saphiren im Rosenschliff.
„Shapes“ Ring mit Smaragden im Tropfenschliff.

Cammilli Firenze: Atemberaubende Dreidimensionalität

Künftig muss ich mich noch daran gewöhnen, nach dem erfolgreichen Rebranding diese Marke nicht mehr Annamaria Cammilli, sondern Cammilli Firenze zu nennen. Doch, wie mir auf der Messe erklärt wurde: Die Präsenz der namensgebenden Designerin schwingt immer mit. In diesem Sinne: Mein tiefster Respekt für Signora Cammilli, die es geschafft hat, ihren Hintergrund aus der Bildhauerkunst so deutlich und faszinierend in edlen Schmuck umzusetzen. 

„Hypnose“ Ring von Cammilli Firenze mit matten Oberflächen in Beige-Gold und Anthrazit, gepaart mit Brillanten.

Durch ihre dreidimensionalen Formen und das eigens patentierte “Aeterna“ Finish, das dem Schmuck seine besonderen Oberflächen verleiht, entsteht ein lebendiges und einzigartiges Bild, an dem man sich nicht satt sehen kann. So organisch, so schön, so faszinierend, so facettenreich. Die Zeit bleibt stehen, wenn man das Privileg hat, sich durch so viele Kollektionen und Designs zu tasten, sie immer wieder zu drehen und zu wenden und stets eine neue faszinierende Perspektive zu entdecken. Die Vielseitigkeit der Farben und Formen im Zusammenspiel mit edlen Farbedelsteinen ist nahezu unendlich. Beim Gedanken daran möchte ich einmal aufseufzen. 

„Firenze“ Ring mit sanftem Wellenmuster und Pavé aus Rubinen und Brillanten.
„Couture“ Ring mit Beige-Gold, weißen Brillanten und grünem Turmalin.

Unter dem Strich war die Messe vieles, aber eines ganz besonders: einfach nur schön!

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