A Moment at Parmigiani Fleurier

Der erste Eindruck – ist oft mehr als nur eine Momentaufnahme. Er ist Gefühl, Atmosphäre, Echtheit. Genau das suchen wir, wenn wir Marken begegnen: jenseits von Inszenierung, dort, wo Leidenschaft, Handwerk und Geschichte spürbar werden. Für unsere Serie „A Moment at the Maison“ haben wir uns auf den Weg in die Schweiz gemacht, um diese Momente in den großen Uhrenhäusern einzufangen.

Teil 2 unserer Serie: „A Moment at the Maison“ – A Moment at Parmigiani Fleurier

Parmigiani Fleurier gehört sicher zu den außergewöhnlichsten Uhrenherstellern überhaupt – und das nicht nur, weil sie wirklich schöne Uhren bauen. Das Besondere liegt zum einen in der noch jungen Historie der Marke – im kommenden Jahr wird Parmigiani gerade einmal 30 Jahre alt – und zum anderen im Anspruch an sich selbst: in puncto Gestaltung, Fertigungstiefe, Know-how und im Auftritt, der nie laut ist.

Tonda PF Skeleton Steel Platinum Slate Green – eine wirklich schöne Uhr.

Ich will es hier eigentlich nicht vorwegnehmen, aber die Momente, die ich in Fleurier verbringen durfte, spiegelten dies sehr eindrucksvoll wider:

Der Weg nach Fleurier

führt über teilweise gewundene Straßen durch die bezaubernde Landschaft des Schweizer Jura. Schon jetzt kann man sich vorstellen, dass es vor zwei- oder dreihundert Jahren im Winter hier kaum ein Durchkommen gab – und warum die Menschen dort Zeit hatten, sich Gedanken über die Zeit selbst zu machen und begannen, Uhren zu bauen.

In Fleurier angekommen, gelangt man vor den Hauptsitz von Parmigiani Fleurier: eine prachtvolle, aber nicht überdimensionierte Villa, die zunächst dem Gründer Michel Parmigiani als Wohnsitz diente und heute der operative Sitz der Marke ist.

Hauptsitz von Parmigiani Fleurier

Schon an diesem Punkt zeigt sich Luxus – ja –, aber nicht laut, nicht übertrieben. Betritt man das Haus, setzt sich der Eindruck fort: gedämpfte Farben, hochwertige Materialien, liebevoll modern gestaltete Räume – alt trifft gekonnt auf neu.

Nach einer kurzen Begrüßung ging es diesmal auch gleich in eines der wesentlichen Herzstücke der Manufaktur: die Restaurationsabteilung.

Warum Herzstück?

Genau hier liegt der Ursprung der Manufaktur:

1976 gründete der Uhrmacher Michel Parmigiani seine Restaurationswerkstatt Mesure et Art du Temps. Sie machte ihn in den 1980er-Jahren durch die Restaurierung historischer Uhren und Automaten der Sandoz Family Foundation international bekannt. Diese Werkstatt war der Ursprung seiner späteren Marke Parmigiani Fleurier, die er 1996 mit Unterstützung der Stiftung gründete.

Uhrenwerkstätten sind immer faszinierend – und Uhrmachern kann man ohnehin kaum genug Hochachtung für ihre Kunst entgegenbringen. Doch das, was man in der Restaurationswerkstatt erleben darf, ist noch einmal eine andere Kategorie.

Ruhe und Konzentration: Restaurator Francis Rossignol (rechts) und Praktikant Loris Lüthi (links) bei der Arbeit im Atelier

Stell dir vor,

jemand gibt dir eine alte, komplizierte Uhr oder einen sogenannten Automaten – also einen hochkomplexen mechanischen Mechanismus. Es gibt keine Dokumentation, kein Handbuch, keine Beschreibung. Alles, was du hast, ist der Mechanismus selbst – und der ist, wenn überhaupt, nur noch eingeschränkt funktionsfähig.

Die Aufgabe besteht nun darin, dieses Werk nicht nur wieder funktionsfähig zu machen, sondern es soweit wie möglich im Originalzustand zu erhalten oder in diesen zurückzuversetzen.

Klingt unlösbar?

Nicht für Michel Parmigiani und seine beiden heutigen Hauptakteure in der Restauration, Christie Girel (links) und Francis Rossignol (rechts) – Uhrmacher mit einem kaum vorstellbaren Wissensschatz und einem tiefen Verständnis für Mechanik, Historie und Kunstgeschichte.

Uhrmacher, Forensiker, Archäologen, Historiker – alles in einem

Dabei gilt es nicht nur, die reine Funktionsweise eines Mechanismus zu verstehen. Um ihn wirklich zu begreifen und zu neuem Leben zu erwecken, muss viel mehr berücksichtigt werden:

Welche Technologien beherrschten die Erschaffer des Werkes damals? Welche Materialien waren bekannt und wurden eingesetzt? Wie haben die Menschen zu dieser Zeit gearbeitet? Welche Maße, Normen oder Annahmen flossen in die Konstruktion ein?

Diese Überlegungen – zusammen mit intensiver Recherche nach eventuell erhaltenen Aufzeichnungen – führen schließlich zu einem klareren Bild.

Dann kann mit dem Wiederaufbau begonnen werden:

Zunächst durch das behutsame Zerlegen und exakte Dokumentieren des Mechanismus, anschließend durch die Identifikation defekter oder bereits einmal unsachgemäß ersetzter Teile. Danach wird das Werk digital nachkonstruiert, um Funktionsweisen zu prüfen – bis hin zur genauen Form einzelner Zahnradzähne, die über Laufruhe und Energieverbrauch entscheiden.

Das Werk ist ein Uhrwerk einer Taschenuhr, signiert James McCabe Nr. 06338, gefertigt Mitte des 18. Jahrhunderts.

Funktionen: Stunden, Minuten und kleine Sekunde

Merkmale: Gekörnte und vergoldete Platine und Brücken, Federhaus mit Kette und Schnecke, englisches Ankerhemmungssystem, Goldringunruh, flache gebläute Stahlspirale.

Anhand dieser Ergebnisse sowie des Wissens und der Erfahrung der Uhrmacher werden defekte Teile nachgebaut oder instandgesetzt – selbstverständlich in den eigenen Werkstätten der Marke. Auf originale Werkstoffe und Legierungen wird ebenso geachtet wie auf die originalgetreue Wiederherstellung etwa der Chatons, bis hinunter zur individuellen Anpassung der Gewindesteigung der kleinsten Schraube – es kann schon einmal vorkommen, dass jede Schraube eines alten Werkes nur an einen einzigen Platz passt.

Kleinste Teile, Triebe, Wellen und so weiter, müssen identifiziert….
….verstanden und wieder in den Originalzustand zurückversetzt werden.

Bei der Restauration werden selbstverständlich auch die Gehäuse wieder hergestellt, einschließlich Gravuren, Emaillierungen und Oberflächen.

Hier die XYZ Taschenuhr

Ein solcher Restaurationsprozess kann – je nach Komplexität und Zustand des Werkes – mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern, bis das Werk oder der Automat wieder im vollen Glanze und voller Funktion erstrahlt.

Von der Vergangenheit in die Gegenwart

Schaut man nach diesem Einblick in die heutige Kollektion von Parmigiani, sieht man die Uhren mit anderen Augen: So viel Wissen, so viel Erfahrung, so viel handwerkliches Können sind in ihnen spürbar – und dennoch wirken sie modern.

Das liegt an der Designphilosophie: der Reduktion auf das absolut Wesentliche. Unnötiges wird vermieden, dafür feine Details eingesetzt – wie etwa das Grain d´Orge (Gerstenkorn-Guillochierung) dem Zifferblatt der Tonda PF GMT Rattrapante Verzasca

Tonda PF GMT Rattrapante Verzasca – benannt nach dem gleichnamigen Fluss im Tessin, dessen ungewöhnliches Farbespiel die Inspirationsquelle für Ziffernblatt darstellt

Diese Herkunft prägt bis heute das Wesen der Marke: Respekt vor der Vergangenheit, Perfektion im Handwerk und Zurückhaltung im Ausdruck.

Parmigiani Fleurier  ist darüber hinaus auch noch eine vollständig integrierte Manufaktur – jedes Werk, jedes Gehäuse, jedes Zifferblatt entsteht im eigenen Netzwerk (u. a. Vaucher Manufacture, Atokalpa, Les Artisans Boîtiers), was zu einer zusätzlichen Faszination führt.

Unter CEO Guido Terreni hat sich Parmigiani Fleurier zu einem Symbol des Quiet Luxury entwickelt – Uhren für Kenner, die subtile Eleganz, technische Reinheit und zeitlose Ästhetik schätzen. Besonders die Tonda PF-Kollektion steht heute für die moderne Interpretation schweizerischer Feinuhrmacherei: diskret, präzise, kultiviert – und wie gesagt, das wird schon beim ersten Betreten der Räume in Fleurier spürbar.

Ein aktuelles Meisterwerk: Die PF Toric Quantieme Perpetuel

Uhrmacherkunst heute: Die PF Toric Quantieme Perpetuel
Das Handaufzugskaliber PF 733 der PF Toric Quantieme Perpetuel

Meisterwerk der Restauration:

LES ROSES CARRÉES GRAND FEU, MODELL LA ROSA ALBA

PFH991–2010003–300181 – LES ROSES CARRÉES GRAND FEU

Funktionen:

Stunden, Minuten, Minutenrepetition

Kaliber

PF 355 – Handaufzugswerk mit Schwungrad der Minutenrepetition

  • Gangreserve: 72 Stunden
  • Frequenz: 21.600 A/h (3 Hz)
  • Steine: 35
  • Komponenten: 392
  • Durchmesser: 30 mm
  • Höhe: 6,55 mm
  • Dekoration: Côtes de Genève, durchbrochene Brücken, Anglierungen von Hand, Perlage
Gehäuse

Poliertes 18-Kt-Weißgold PD210 mit handgraviertem „La Rose Carrée“-Dekor

  • Durchmesser: 42 mm
  • Höhe: 13,39 mm
  • Krone: Ø 6,4 mm
  • Lünette: natürliche Citrin-Linse
  • Glas: entspiegeltes Saphirglas (ARunic)
  • Sichtboden: Saphirglas
  • Doppelter Gehäuseboden: handgraviert mit „La Rose Carrée“ und Grand-Feu-Email
  • Gravuren: Seriennummer, „PARMIGIANI FLEURIER“, Swiss Made, Pièce unique
  • Wasserdichtigkeit: 10 m
Zifferblatt
  • Farbe: Gelb, 18 Kt Weißgold
  • Finish: handgraviert und Grand-Feu-Email
  • Indexe: aufgesetzte 18-Kt-Gold-Appliken, rhodiniert
Zeiger
  • Stunden/Minuten: skelettierte Delta-Zeiger aus rhodiniertem 18-Kt-Gold
Armband

Alligatorlederband

  • Schließe: Dornschließe aus 18 Kt Weißgold mit handgraviertem „La Rose Carrée“-Dekor

PFH992-2010001-200100 – LA ROSE CARRÉE WEIßGOLD TASCHENUHR

Funktionen:

Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Grande Sonnerie, Minutenrepetition

Kaliber
PF992 – Originalwerk von Louis-Elisée Piguet, hergestellt ca. 1898–1904, individuelle Nummer 5802, Handaufzug, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Grande Sonnerie, Minutenrepetition
  • Gangreserve: 32 Stunden
  • Frequenz: 18.000 A/h (2,5 Hz)
  • Steine: 27
  • Federhäuser: 2
  • Anzahl Komponenten: 331 ohne Stifte
  • Durchmesser: 43 mm / 19’’’
  • Dekoration: Brücken und Grundplatine von Hand anglierte und von Hand gravierte La-Rose-Carrée-Verzierungen
Gehäuse
Poliertes 18-Kt-Weißgold PD210, Double-Hunter-Taschenuhr
  • Durchmesser: 64 mm
  • Höhe: 20 mm
  • Krone: Ø 10 mm, besetzt mit einem natürlichen blauen Saphir
  • Bügel: quadratisch, mit blauem Grand-Feu-Email und von Hand graviertem La-Rose-Carrée-Motiv
  • Glas: entspiegeltes Saphirglas, bombiert
  • Deckel: poliertes 18-Kt-Weißgold PD210, bombiert, handgraviert, blaues Grand-Feu-Email
  • Wasserdichtigkeit: keine
Zifferblatt

Massiver Onyx

  • Farbe: Schwarz
  • Finish: poliert
  • Appliken: quadratische Indexe und PF-Logo aus 18 Kt Weißgold, Umrandung der kleinen Sekunde ebenfalls aus 18 Kt Weißgold
Zeiger
  • Stunden/Minuten: skelettierte Delta-Zeiger aus 18 Kt Weißgold
  • Kleine Sekunde: Stabzeiger aus 18 Kt Weißgold mit quadratischem Gegengewicht
Kette

Komplett handgefertigt aus 18 Kt Weißgold

  • 32 abgeschrägte und polierte quadratische Glieder
  • 2 gravierte Quadrate
  • 1 graviertes ovales PF-Logo
  • In progressiver Sequenz angeordnet

Mein ganz besondere Dank geht an Christie, Francis und Loris für die beeindruckenden INSIGHTs in die Restauration, an Emrecan Balyemez dafür, dass er sich die Zeit genommen hat mich durch das Haus zu führen und an Olivier Tomaselli für Einsichten in die aktuelle Welt von Pamigiani Fleurier.

Hinweis:

weitere Artikel mit mehr Details zur Marke werden folgen.

Hier finden Sie alle bisher erschienen Beiträge zur Marke Parmigiani Fleurier

www.parmigiani.com/

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