Mein Schmuck-Monat: April 2025 – Kampf um ein altes Handwerk und ein Schmuck-Skandal
Was hat mich den April über gedanklich viel beschäftigt? Tatsächlich waren es alles Themen, die mit der Bedeutung von Schmuck, dem Status des Handwerks und vor allem mit Vertrauen zu tun haben.
Links: Goldschmiedearbeiten bei Tantalum Trauringe in Magdeburg. © Tantalum Trauringe

Dem Luxus die Vertrauensfrage stellen
Der April hat mit Klatsch und Tratsch aus der Welt des Internets begonnen. Zusammengefasst: Eine Kundin, die in den USA ein teures Armband von Van Cleef & Arpels gekauft hat, hatte nicht nur eine schlechte Erfahrung mit dem Schmuck, sondern auch mit dem Kundenservice in der jeweiligen Boutique.
Hier geht’s zum Artikel: Leider gar nicht luxuriös: Wie van Cleef & Arpels sich in die Nesseln setzte
Das könnte zwar ein lokales Problem des Stores sein, der stichprobenartige Blick ins Internet zeigt aber, dass – wie so oft – Fakten keine große Rolle spielen, wenn die Gemüter erstmal erhitzt sind. Stimmungsbarometer: schlecht!
Die Konsumenten sind wütend und ich verstehe sie. Es geht um die Erwartungshaltung von Menschen, die ein Unternehmen zu erfüllen hat, wenn man vierstellige Summen für seine Produkte auf den Tisch legt.
Wenn das Vertrauen in eine Marke erstmal angeknackst ist, bröckelt es auch bei anderen Mitbewerbern. Deswegen ist der Artikel nicht nur etwas zum Lästern, sondern gleichzeitig eine Warnung an andere Hersteller: Luxus bedeutet nicht nur schöne, teure Produkte, sondern eine positive Erfahrung. Wenn man die nicht bieten kann, dann verliert man seine Kunden unwiederbringlich..
Warum mich das Thema weiter beschäftigt hat:
Der schlaue YouTube-Algorithmus hat mir seit Anfang des Monats weitere Videos ausgespielt, in denen andere Van Cleef & Arpels Kunden über schlechte Erfahrungen mit dem Schmuck berichten. Vielleicht erlebe ich gerade, wie eine Marke den Image-Tod stirbt – auch, weil es das Internet so will. Daraus kann man seine Schlüsse ziehen. Ich werde an dem Thema dran bleiben.

Ein langer Kampf um Anerkennung
Eine gute Nachricht hat uns direkt aus Deutschland ereilt: Die heimische UNESCO hat das deutsche Gold- und Silberschmiedehandwerk zum immateriellen Kulturerbe ernannt.
Hier geht’s zum Artikel: Das Gold- und Silberschmiedehandwerk ist immaterielles Kulturerbe
Was das für die Lebensrealität von Goldschmieden bedeuten könnte, das ist us auf den ersten Blick vielleicht gar nicht bewusst. In Deutschland wurde 2004 nämlich die Meisterpflicht für den Goldschmied abgeschafft. Das hat für einen Rückgang der Auszubildenden und der Ausbilder geführt. Wir vom Fach müssten es doch eigentlich wissen, wie – entschuldigung – bescheuert diese Entscheidung war, denn: Exklusivität schafft Wert.
Da der Beruf durch den Wegfall der Meisterpflicht quasi nicht geschützt ist, hat er für so manch einen an Attraktivität – und an Sicherheit verloren. Das ist bedenklich, wenn man wirtschaftlich denkt und an Arbeitsplätze und Zukunftschancen für Unternehmen und Angestellte.
Diesem wichtigen Thema habe ich deswegen einen zweiten Artikel gewidmet, ein Folge-Interview mit Goldschmiedemeister Rainer Fein. Er arbeitet ehrenamtlich für den Zentralverband der deutschen Silberschmiede und Goldschmiede. Wenn Sie mir nicht glauben, dann glauben Sie ihm!
Hier geht’s zum Interview: Goldschmeidemeister Rainer Fein über die Zukunft des Schmucks
Und um die Brücke zu Van Cleef & Arpels zu schlagen: Es geht um Vertrauen! Es geht darum, dass wir alle etwas so Schönes wie Schmuck nur mit positiven Erfahrungen verbinden möchten. Wir möchten über Schmuck unsere Emotionen und Erinnerungen in die Zukunft tragen, den Wert und seine Bedeutung erhalten.

Diese wichtige Aufgabe erfüllen für uns die Goldschmiede, denn ihrem Kunsthandwerk ist es zu verdanken, dass wir schöne und hochwertige Kreationen bewundern und genießen, empfangen und verschenken dürfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die diesen Beruf ergreifen, eine gesicherte und geschützte Ausbildung erhalten, um Meisterwerke mit Qualität zu erschaffen. Ich möchte nicht, dass unersetzliche Familienerbstücke den Händen einer unqualifizierten Person zum Opfer fallen. Durch die Abschaffung der Meisterpflicht für Goldschmiede ist aber genau das leider mehr der Fall den je.
Ein Fazit des Monats deswegen: Bringt die Meisterpflicht für Goldschmiede zurück!

Vertrauen und Qualität kommen durch Expertise
Übrigens: Zu dem Thema passt die Meldung über den neuen Bulgari-Standort in Valenza – dem größten der Welt. Die Luxusmarke hat dort inzwischen zwei Ausbildungszentren, die Bulgari Academy und die Scuola Bulgari, die sich um qualifizierten Nachwuchs kümmern. Wenn die ganz großen der Welt keine Kosten und Mühen scheuen, dann muss doch was dahinter stecken, oder?
Hier geht’s zum Artikel: Größte Schmuckmanufaktur der Welt: Bulgari eröffnet neuen Standort in Valenza
Hier also nochmal die Argumentationskette für unseren Schmuck: Schönheit macht Freude. Freude kommt durch Qualität. Qualität braucht Expertise. Expertise schafft Vertrauen. Vertrauen rechtfertigt höhere Preise.
Alles klar? Gut! Dann sehen wir uns im nächsten Monat!