Kolumne: Rolex reduziert die Menge der ausgelieferten Uhren

Und dahinter steckt mehr, als die der größten Marke der Schweiz immer wieder nachgesagte künstliche Verknappung des Angebots, um die Begehrlichkeit hochzuhalten. Ursache sind die aktuellen Unsicherheiten, welche die ganze Uhrenbranche betreffen.

Über die reduzierten Rolex-Lieferungen berichtet die NZZ mit Verweis auf Aussagen von Händlern aus verschiedenen Märkten.

Hintergrund ist, dass der globale Uhrenmarkt nach der Boom-Phase im Anschluss an die Corona-Zeit seit etwa anderthalb Jahren ohnehin schwächelt beziehungsweise stagniert.

Und die Zeiten werden nicht ruhiger. Für China und Hongkong weist die Statistik des Verbands der Schweizer Uhrenindustrie (FH) Monat für Monat ein Minus aus, Japan tritt nach hoffnungsvollen Zahlen in 2024 aufgrund des schwachen Yen nun auf der Stelle und der vermeintlich heilbringende US-Markt ist nach der Androhung eines Zolls in Höhe von 31 Prozent durch Donald Trump auf Achterbahn-Kurs.

Trügerische Exportzahlen

In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres liegt der Wert der exportierten Schweizer Uhren gerade einmal 1,1 Prozent über den ersten fünf Monaten des Jahres 2024, in dem insgesamt der Exportwert um 2,8 Prozent zurückgegangen war.

„Dieses Ergebnis spiegelt jedoch nicht die tatsächliche Absatzsituation wider, die sich weniger positiv entwickelte“, kommentiert der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH, der die monatlichen Exportstatistiken herausgibt. Rechnet man die aktuellen US-Exporte aber raus, ergibt sich ein Export-Minus von vier Prozent im bisherigen Verlauf des Jahres.

Der Effekt der drohenden Exportzölle in die USA ist bereits jetzt massiv. Nach einem explosionsartigen Anstieg um fast 150 Prozent im April dieses Jahres gab es im Mai das böse Erwachen, und zwar mit einem fast 25-prozentigen Rückgang. Noch rangieren die Vereinigten Staaten mit Abstand auf Platz 1 in der Exportstatistik der Schweizer Uhrenindustrie. Noch.

Rolex drosselt

Der für seine kontrollierte Vertriebspolitik bekannte Uhrenhersteller Rolex hat nun laut NZZ offenbar reagiert: „Rolex liefert derzeit weniger Uhren aus. Offiziell bestätigt ist das nicht. Doch aus mehreren Märkten berichten Händler übereinstimmend von spürbar geringeren Liefermengen. Nicht, weil die Regale voll wären, sondern damit es gar nicht erst so weit kommt. Für viele Modelle gibt es nach wie vor Wartelisten – aber eben nicht mehr für alle. (…) Noch bevor einzelne Händler auf die Idee kommen könnten, eine Rolex unter Listenpreis anzubieten, zieht das Unternehmen die Reißleine – und verknappt das Angebot.“

Land-Dweller von Rolex
Neue „Land-Dweller“ von Rolex

Jetzt kommt es auf den 9. Juli an, dann läuft die Schonfrist für die angedrohten Trump-Zölle ab. Gibt es bis dahin keinen den US-Präsidenten zufriedenstellenden „Deal“, dann sind Lösungen gefragt.

Doch es sieht gut aus. Das sagte zumindest laut NZZ die Seco-Direktorin Helene Budliger Artieda an der Generalversammlung der Uhrenindustrie in Lausanne. „Die Staatssekretärin geht davon aus, dass die Schweiz unter den ersten Ländern sein könnte, die ein Abkommen mit den USA abschließen – ‚Nummer zwei oder drei‘ nach Großbritannien, das bereits unterzeichnet hat.“

Werden es nur 10 Prozent?

Allerdings, so Budinger weiter: „In 90 Tagen verhandelt man kein Freihandelsabkommen.“ Es werde zunächst um eine grundsätzliche Einigung ohne rechtlich bindende Wirkung gehen, „und schon gar keine mit zollfreier Lieferung“.

„Ich kann keine Prognose abgeben“, wird sie von der NZZ zitiert, „aber ich wage zu sagen: Wir werden nicht auf 20 oder 30 Prozent zurückfallen.“ Budinger empfiehlt, mit rund zehn Prozent zu rechnen, zusätzlich zu den 3,2 Prozent, die bereits vorher für die Uhrenindustrie galten.

„Mit zehn Prozent zusätzlichem Zoll könnte die Branche umgehen, wie verschiedene Firmen bestätigen, mit denen die NZZ gesprochen hat, die aber nicht genannt werden wollen“, berichtet die Schweizer Zeitung.

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