Kolumne: Aller guten Dinge sind 3! Oder geht die Einkaufstour von Breitling weiter?

Die aktuell „günstigste“ Uhr von Breitling, die „Endurance Pro 38“, kostet 3.300 €. Rauf geht es bis 71.500 € für die „Premier B21 Chronograph Tourbillon 42 Willy Breitling“. Das Gros der Uhren der Schweizer Marke liegt preislich jedoch zwischen 5.000 und 10.000 €.

Nach Universal Genève ist nun mit Gallet das Breitling-Universum zum Trio geworden – und damit auch preislich breiter aufgestellt. Ob die Einkaufstour von Breitling-CEO Georges Kern damit beendet ist, ist jedoch längst nicht ausgemacht.

Breitling-Einkauf Nr. 1: Universal Genève

Kern ergänzt: „Eine Marke mit einer derart reichen Geschichte wiederaufzubauen, geht nicht von heute auf morgen – es ist akribische, hinwendungsvolle Arbeit, die in den kommenden Jahren vor uns liegt.”

Und so sollen die ersten neuen Modelle von Universal Genève frühestens 2026 erscheinen. Man lässt sich also viel Zeit, um die Investitionskosten wieder reinzuholen; feiert aber schon mal ausgiebig die Übernahme mit kostspieligen Events für die Uhren-Community und bezieht sogar 20 der „bedeutendsten Sammler von Universal Genève, Veteranen der Uhrenbranche und der Fachpresse“ in die strategischen Überlegungen mit ein.

Damit ist klar, günstig wird es für Uhrenliebhaber nicht, vor allem nicht günstiger als Breitlings Kernpreislage. Weshalb sollte man sich auch die eigene Konkurrenz ins Haus holen.

Breitling-Einkauf Nr. 2: Gallet

Dasselbe gilt nun für den jüngsten Einkauf von Breitling: Gallet. Mit dieser dritten Marke im Bunde rundet Georges Kern das Portfolio nach unten ab. Zwischen 3.000 und 5.000 € sollen die Uhren der 1826 gegründeten Marke kosten, die ebenso wie Universal Genève erst einmal wiederbelebt werden will.

„Mit dieser Akquisition vollzieht Breitling den nächsten Schritt im Rahmen seiner Expansion.“

Georges Kern

„Wir lassen Gallet unter dem Dach des Fachwissens und der Handwerkskunst von Breitling erneut aufleben. Dabei zeigt sich unsere langfristige Vision: Wir wollen Gallet als starke Uhrenmarke aufleben lassen und gleichzeitig das Vermächtnis von Abenteuer und Innovation im Bereich der Chronographen würdigen“, erklärt Georges Kern.

„Die Akquisition von Gallet ist der zweite wichtige Schritt im Rahmen unserer langfristig ausgerichteten Strategie“, so Alfred Gantner.

„Klingt nicht danach, dass mit dem vollendeten Trio die Breitling-Einkaufstour beendet ist.“

Antje Heepmann (Uhren-Jounalistin)

Ausbau des Portfolios

Nachdem Breitling in den zurückliegenden Jahren mittels lässiger Boutique-Interieurs und eigener Restaurants zur „coolen Marke“ getrimmt wurde, scheint man mit Universal Genéve und Gallet wieder mehr auf Schweizer Uhrentradition zu setzen.

2026 sollen die ersten Uhren dies belegen, heißt es in der offiziellen Mitteilung:

„Dabei setzt Breitling die Verpflichtung zur Mitgestaltung der Zukunft der Schweizer Uhrmacherkunst fort und ehrt gleichzeitig die Vergangenheit der Marke. Die Rückkehr von Gallet im Jahr 2026 unterstreicht das Bekenntnis zu Tradition, Qualität und Abenteuerlust und führt die Uhrmacherkunst auf innovative Weise auf neue Wege.“

Dabei wird man aber das Risiko minimieren, wie Georges Kern der Schweizer Handelszeitung verriet: „Man werde für die neue Marke auf die bestehenden Breitling-Strukturen zurückgreifen – ‚gleiche Supply Chain, gleiches Manufacturing, gleiches Management und gleiches Distributionsnetz‘.“

Nachvollziehbar. Denn das Preissegment zwischen 3.000 und 5.000 € ist ein schwieriges. Die Exportzahlen der Schweizer Uhrenindustrie zeigen eine nachhaltige Verschiebung in den hochpreisigen Bereich. Doch das schreckt Kern und die Partners Group nicht ab.

„Das viel gehörte Argument, dass nur das High-End-Segment läuft, stimmt nicht“, wird der Breitling-CEO von der Handelszeitung zitiert, welche mit Bezug auf einen Branchenkenner außerdem einen Kaufpreis zwischen zehn und 15 Millionen CHF für Gallet nennt. Universal Genève soll rund 60 Millionen gekostet haben.

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Über Gallet

Gallet wurde 1826 von Julien Gallet in La Chaux-de-Fonds gegründet und steht für robuste Zeitmesser für den Rennsport, die Luftfahrt und Geländeexpeditionen.

1856 expandierte Gallet dann auf den US-amerikanischen Markt. 1890 wurde Jules Racine & Co. zum alleinigen Vertriebspartner der Gallet-Uhren in Nordamerika, dem Hauptmarkt der Marke.

1907 erwarb Gallet die Uhrenfabrik Société d’Horlogerie Electa und gründete die Fabrique d’Horlogerie Electa, Gallet & Co. Die Zeit von der Übernahme bis 1926 war geprägt von technischen Innovationen, Patenten und internationaler Anerkennung, die den Grundstein für die Zukunft von Gallet als führende Marke im Bereich der Präzisionsuhren legten.

Danach konzentrierte sich Gallet weiterhin auf den gut etablierten US-amerikanischen Markt und fungierte in erster Linie als Établisseur – als Entwickler von Uhren, die in der Schweiz hergestellt und zusammengebaut wurden.

Als die Schweizer Uhrenindustrie dann in den 1970er – und 1980er-Jahren von der Quarzkrise und dem starken Anstieg des Schweizer Frankens betroffen war, wurde es um Gallet, wie um viele andere große Namen, still. Unter dem Dach von Breitling steht die Marke nun vor der lang erwarteten Rückkehr.

Unter den vielen Zeitmessern von Gallet sind vor allem zwei Modelle hervorzuheben: Bei der „Flying Officer“ von 1939 handelte es sich um einen wasserdichten Chronographen, der für die Verfolgung mehrerer Zeitzonen konzipiert war. Er wurde zum Begleiter für viele Piloten und Passagiere in den Anfängen der Interkontinentalflüge, als bei mehrtägigen Flugreisen mehrere Zwischenstopps zum Nachtanken erforderlich waren. Selbst Präsident Harry S. Truman besaß eine „Flying Officer“ mit persönlicher Gravur.

Ebenso wichtig war die 1938 vorgestellte „MultiChron Clamshell“ – einer der ersten wasserdichten Chronographen zum Schutz vor Staub, Feuchtigkeit und starkem Regen. Die in verschiedenen Ausführungen für den Rennsport, das Speedboot fahren, die Luftfahrt und andere Sportarten entwickelte MultiChron-Serie wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte von Gallet.