Mein Schmuck-Monat Oktober: Das Louvre-Drama und Lösungen für die Zukunft

Kein Thema hat den Oktober im Schmuck so sehr beherrscht wie der Einbuch im Louvre, bei dem wertvoller napoleonischer Schmuck gestohlen wurde. Warum die Gefühle so hochkochen und welche Mittel es gibt, um Schmuck zukünftig besser zu schützen.

Ein Verlust in Millionenhöhe

Am 19. Oktober wurden aus dem Pariser Louvre-Museum neun historisch wertvolle Schmuckstücke aus der Zeit der napoleonischen Kaiser gestohlen. Der Wert beläuft sich auf etwa 88 Millionen Euro. Die Welt ist in Aufruhr – schockiert, weil der historische Wert der Schmuckstücke so hoch ist und gleichzeitig fast morbide fasziniert, weil sich der Einbruch am helllichten Tag ereignete, als Besucher im Museum waren, die daraufhin evakuiert werden mussten. 

Die Sorge um das Schicksal der wertvollen Schmuckstücke ist groß. Je ein Collier und Ohrgehänge mit Saphiren und Diamanten sowie dasselbe Duo mit Smaragden und Diamanten, eine Krone mit Saphiren und Diamanten, ein Diadem mit Perlen sowie zwei diamantenbesetzte Broschen wurden gestohlen. Eine weitere Krone wurde von den Tätern auf der Flucht fallen gelassen.

Diadem mit Smaragden und weißen Diamanten, eingesetzt in ein raffiniertes Blumenmuster. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre

Was solche Beute normalerweise erwartet, ist die Zerstörung. Steine werden aus ihren Fassungen gebrochen und einzeln verkauft, die Edelmetalle im Schmuck werden eingeschmolzen. Damit sind die Kostbarkeiten unwiederbringlich verloren. Dass die Schmuckstücke, wie im vergleichbaren Fall des Einbruchs in das Dresdner Grüne Gewölbe, wiedergefunden werden, ist sehr selten.

Hier können Sie die Entwicklungen im Louvre Raub nachverfolgen:

Gegen den Verlust: Eine Lösung aus der Wissenschaft

Dabei gibt es eine Lösung, die zumindest ein wenig Abhilfe schaffen könnte, wenn wieder ein kostbares Schmuckstück aus einem Museum entwendet werden sollte. Denn: nicht nur die Täter haben Fingerabdrücke und hinterlassen diese am Tatort – die Edelsteine besitzen ebenfalls ihren ganz eigenen Fingerabdruck.

Ein Experte, der die Beschaffenheit und Herkunft von Edelsteinen in einem berühmten Schmuckstück – der sogenannten Reichskrone – untersucht hat, ist Professor Hans Albert Gilg von der Technischen Universität München. Der Ingenieurgeologe weiß, wie man Edelsteine untersucht, und kann anhand ihrer Einschlüsse und der chemischen Zusammensetzung eine Charakterisierung vornehmen. Dadurch entsteht eine so genaue Beschreibung der Steine, dass sie als ihr Fingerabdruck bezeichnet werden kann. Gingen die Steine verloren, man könnte sie anhand ihres chemischen Profils wieder zuordnen. Das macht es theoretisch schwerer, Edelsteine als Hehlerware nach einem Schmuckraub einfach „verschwinden zu lassen“.

Mehr Edelstein-Charakterisierung für Kunstschätze, bitte!

Professor Gilg erklärt, dass die Charakterisierung zum Schutz von Kunstschätzen wie der berühmten Reichskrone oder auch den Kunstschätzen, die aus dem Louvre gestohlen wurden, wertvoll sein können. „Eigentlich wäre das Sache der Versicherer, um den Materialwert zu ermitteln“, meint der Ingenieurgeologe.

Die berühmte Reichskrone in der Wiener Schatzkammer – alle verarbeiteten Edelsteine wurden analysiert und katalogisiert. Professor Hans Albert Gilg von der TU München war beim Projekt involviert. © Insight Luxury

Inzwischen besäßen zwar auch Museen, wie zum Beispiel die Schatzkammer in München, eigene Geräte zur Untersuchung, doch bedürfe es bei der Auswertung oft noch der Unterstützung bis Experten. Frühere Untersuchungen mit weniger akkuraten Mitteln bringen oft falsche Ergebnisse, ein Großteil der Edelsteine in berühmten Exponaten ist gar nicht näher kategorisiert. Doch, die Edelsteine in Europas Schmuckschätzen zu untersuchen, kostet freilich Geld. Und dieses ist oftmals nicht so schnell beisammen.

Forschungsprojekte wie die Untersuchung der Reichskrone, an der Professor Gilg beteiligt war, machen die Charakterisierung von wertvollen, historischen Edelsteinen möglich, denn in Verbindung mit der Wissenschaft kann dann die Feststellung der Edelsteine finanziert werden. Auch mehr Kooperationen mit Universitäten in dieser Hinsicht wäre denkbar, um das kostbare Kulturgut zu schützen.

Echte Schätze ab in den Tresor?

Tatsächlich kommen wir in vielen europäischen Museen in den Genuss, die Originalschätze bestaunen zu dürfen, die von Königinnen und Königen, Fürsten und Feldherren getragen wurden – ein echtes Privileg. Aber dass die Schätze nicht in einem Tresor schlummern, sondern uns in ihrer vollen Pracht präsentiert werden, gefährdet sie auch – wie eben im Fall des Louvre.

Edelstein-Imitate und besonders die synthetischen Diamanten, die ja auch immer günstiger werden, wären perfekt, um Imitationen der berühmten Diademe und Kronen anzufertigen, doch ist die Arbeit zur Herstellung der Repliken in Wahrheit selbst auch ein kostspieliges und zeitaufwändiges Thema.

Es bleibt nur zu hoffen, dass der Schmuckraub im Louvre der Welt die Augen öffnet, was wir eigentlich zu verlieren haben und dass diese Schätze schützenswert sind auf eine Weise, die über Alarmanlagen und Panzerglasvitrinen hinausgeht. Wer weiß, vielleicht kann die Industrie auch mithelfen? De Beers hat gerade erst sein ORIGIN Programm vorgestellt, mit dem per Blockchain-Technologie die Diamanten von der Mine bis zum Markt nachverfolgt werden können.

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