Zwischen Wert und Wandel – Diamanten im Preisverfall?

Und wie sich der Markt für natürliche und synthetische Steine verändert

Goldpreis in ungeahnten Höhen, Konsumlaune eher zurückhaltend und was macht der Diamant? Die Diamantenbranche befindet sich im Umbruch. Während natürliche Steine ihren Status als Symbol für Seltenheit und Beständigkeit zu behaupten versuchen, fallen die Preise für synthetisch hergestellte, in einem Tempo, das selbst erfahrene Marktbeobachter überrascht. In den vergangenen sechs Monaten hat sich das Preisgefüge spürbar verschoben — und damit auch die Wahrnehmung von Wert, Luxus und Nachhaltigkeit.

Natürliche Diamanten: Stabilität mit Rissen

Der internationale Markt für natürliche Diamanten zeigt derzeit ein gemischtes Bild. Eine Analyse von Femzen für März 2025 dokumentiert leichte Rückgänge bei Spitzenqualitäten: D/FL­Diamanten fielen von US$ 12.374 im Februar auf US$ 12.092 im März. Zugleich stiegen bei manchen Mittelqualitäten F/VVS1-Steine nochmals leicht von US$ 8.495 auf US$ 8.507. Eine jüngere Meldung der Economic Times berichtet sogar von einem Preisanstieg von bis zu 10 % bei ausgewählten Naturdiamanten, unter anderem ausgelöst durch eine höhere Nachfrage aus Indien und Westasien.

Dennoch bleibt der Preisdruck spürbar: Der Guardian meldet einen Rückgang der Durchschnittspreise natürlicher Steine um etwa 26 % im Vergleich zu ihrem Hoch vor zwei Jahren. Die Daten zeigen: Hochqualitative Großsteine behalten ihre Wertigkeit tendenziell besser, standardisierte Größen und Qualitäten geraten zunehmend unter Druck.

Lab-Grown Diamonds: Glanz ohne Bestand

Ganz anders die Entwicklung im synthetischen Segment. Eine Analyse von VIRA Diamonds beschreibt den Wertverfall: Ein 1-Karat-Lab-Diamond fiel von 2018 bis heute auf nur noch rund 10% des damaligen Wertes. Auch der Handel mit den synthetischen Steinen verliert an Fahrt: der Großhandel für 1–3 Karat-Lab-Diamanten erlitt im zweiten Quartal 2025 einen Rückgang um 6,7 % im Vergleich zum Vorquartal, bei einem Jahresrückgang von rund 42 %. (Accio)

Die Folgen: Die synthetischen Steine gelten zunehmend als Fertigungsprodukt mit massiver Preisdynamik – Seltenheit wird kaum mehr wahrgenommen.

Wert im Wandel

Während der natürliche Diamant seine Aura der Einzigartigkeit behält, verliert der Lab-Grown-Diamant diese zunehmend, manifestiert sich aber zeitgleich dennoch als günstige Alternative, gerade im Angesicht des hohen Goldpreises.

Sollte man in natürliche Diamanten investieren?

Die Frage lässt sich nicht in einem Satz beantworten – doch die Datenlage gibt Hinweise:

  • Ja, wenn es sich um seltene Steine handelt: Großsteine mit außergewöhnlicher Farbe, Reinheit oder Herkunft haben weiterhin ein Wertpotenzial.
  • Nein, wenn es um Standardgrößen oder synthetische Alternativen geht: Bei Lab-Diamanten ist der Wiederverkaufswert stark begrenzt – Studien nennen nur 20–40 % des ursprünglichen Kaufpreises.
  • Entscheidend bleibt die Qualität und auch z.B. Haltung zur Marke: Wer einen Stein aus ästhetischen, emotionalen oder symbolischen Gründen erwirbt, trifft eine andere Entscheidung als jemand, der auf Rendite setzt.

Zusammengefasst:

Der Diamantenmarkt spiegelt den Wandel der Luxusindustrie insgesamt: Tradition und Technologie, Emotion und Effizienz, Seltenheit und Nachhaltigkeit – alles verschmilzt zu einem neuen Verständnis von Wert. Was bleibt, ist der Glanz. Nur seine Herkunft verändert sich.

Quellen & Referenzen
  • Gemological Institute of America (GIA): Aktuelle Studien zur Qualitätsbewertung und Standardisierung synthetischer Diamanten.
  • Accio Market Report (2025): Analyse der Preisentwicklung natürlicher und synthetischer Diamanten im Großhandel.
  • Antwerp World Diamond Centre (AWDC): Marktanalyse zur Preisrelation zwischen Natur- und Lab-Diamanten (2025).
  • Financial Times (2025): „Lab-grown diamonds lose their sparkle“ – Bericht über Preisverfall und Marktverschiebungen.

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