Schmuckraub im Louvre: Was fehlt und was die Geschichte uns lehrt

Die Medien sind voll davon: Am vergangenen Wochenende wurde im Pariser Louvre eingebrochen und Schmuckstücke von unschätzbarem Wert gestohlen, materiell, sowie historisch und ideell: denn es handelt sich um Schmuckstücke französischer Königinnen und Kaiserinnen. Ob der Schmuck jemals in das Museum zurückkommt? Ich bin ehrlich: Ich bezweifle es.

Links: Der berühmte Louvre in Paris. Hier wurden am Wochenende historisch wertvolle Juwelen gestohlen. © Patrick Langwallner/Unsplash.com

Ein Schmuckraub wie aus dem Film

Im berühmten Louvre-Museum in Paris wurde am vergangenen Wochen eingebrochen – das Thema verspricht, ein Dauerbrenner in den Medien zu werden: Profis am Werk! Panik bei den Besuchern! Louvre evakuiert!

Laut der französischen Zeitung Le Parisien, sollen die Diebe über das Gebäude auf der Seite der Seine ins Museum eingedrungen sein. Wahrscheinlich wurde diese Strategie noch erleichtert durch Bauarbeiten, die derzeit dort stattfinden. Mit einem Lastenaufzug gelangen die Einbrecher direkt in einen Raum in der Galerie d’Apollon, wo die berühmten kaiserlichen Juwelen ausgestellt sind. Le Parisien schreibt, die Räuber hätten die Scheiben eingeschlagen, während ein Komplize Schmiere stand. Zwei Männer sollen dann die Stücke aus der Schmucksammlung Napoleons und der Kaiserin gestohlen haben. Anschließend flüchteten sie auf Motorrädern in Richtung Autobahn A6.

Es ist tatsächlich sehr traurig, was da passiert ist. Die Schmuckstücke, die entwendet wurden, sind ja nicht nur irgendein Exponat im Museum, das hübsch anzuschauen ist, sondern waren von unschätzbarem Wert: Von Edelsteinen, Diamanten und Handwerkskunst mal ganz abgesehen sind sie ein Zeugnis europäischer Zeitgeschichte.

Diese Schmuckstücke wurden gestohlen

Insgesamt gelang es den Einbrechern, neun Schmuckstücke aus den Vitrinen in der Galerie d’Apollon entwendet. Eines davon, die Krone der letzten französischen Kaiserin, Eugénie de Montijo, konnte gerettet werden, weil die Diebe sie wohl auf der Flucht fallen gelassen haben. Die Schweizer Nachrichtenplattform 20 Minuten hat die acht Schmuckstücke, die nun tatsächlich fehlen, aufgelistet.

Smaragd-Collier von Kaiserin Eugénie. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre

Das obige Collier mit Smaragden und Diamanten gehörte Kaiserin Marie-Louise von Österreich, der zweiten Frau Napoleons I. Sie lebte zwischen 1791 und 1847. Zu dem Collier gehört auch ein paar Ohrringe, ebenfalls mit Smaragden und Diamanten. Auch diese Ohrringe wurden von den Einbrechern aus dem Louvre erbeutet.

Ohrringe von Kaiserin Eugénie mit facettierten Smaragd-Pampeln, eingerahmt von weißen Diamanten im Rosenschliff, akzentuiert von weiteren Smaragden. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre

In Kaiserin Eugénies Besitz befanden sich auch zwei Broschen und ein beeindruckendes Diadem aus Diamanten und Perlen – sie zählen nun ebenfalls zum Diebesgut der Einbrecher aus dem Louvre.

Brosche von Kaiserin Eugénie mit Diamanten in verschiedenen Schliffen. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre
Prunkvolle, detailreich ausgestaltete Diamantbrosche aus der Kollektion von Kaiserin Eugénie. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre
Detailreiches Perlendiadem von Kaiserin Eugénie, verziert mit kleinen Diamanten. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre

Weitere Schmuckstücke aus der Galerie d’Apollon befanden sich im Besitz der französischen Königin Marie-Amélie de Bourbon-Siciles (1782–1866) und Hortense Eugénie Cécile de Beauharnais, Königin von Holland und Mutter von Napoleon III. (1783–1837). Es handelt sich um ein Diadem, ein Collier und passende Ohrringe mit Saphiren und weißen Diamanten.

Diadem mit Smaragden und weißen Diamanten, eingesetzt in ein raffiniertes Blumenmuster. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre
Collier mit Saphiren und weißen Diamanten im Rosenschliff aus der Kollektion der Königinen Marie-Amélie und Hortense. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre
Ohrringe mit facettierten Pampeln aus Saphir, eingerahmt von weißen Diamanten im Rosenschliff, akzentuiert von weiteren Saphiren im Rosenschliff in einem Kranz aus weißen Diamanten. © Stéphane Maréchalle/Musée du Louvre

Das Objekt, das vor den Händen der Einbrecher gerettet werden konnte, ist die Krone der Kaiserin Eugénie. Sie wurde vermutlich von den Dieben auf der Flucht fallen gelassen.

Krone von Kaiserin Eugénie de Montijo. © AFP

Dresdner Grünes Gewölbe: Eine Lektion aus der Vergangenheit

Und da sind wir auch schon beim Thema, über das ich eigentlich schreiben wollte – und beim ersten Gedanken, den ich beim Hören der Meldung hatte: Diesen Schmuck werden wir so, wie er war, wahrscheinlich nie wieder sehen …

Man muss nur an den Einbruch im Grünen Gewölbe zurückdenken, der sich 2019 ereignete. Es gibt ein paar Parallelen zwischen den beiden Überfällen. Denn damals befürchtete man ebenfalls, die historisch wertvollen Schmuckstücke nicht zurückzubekommen. So bekannte Schmuckstücke, nach denen weltweit gefahndet wird, sind nicht einfach als Hehlerware verkäuflich. Deswegen erwartet diese historischen Kunstschätze oft ein trauriges Schicksal: Sie werden zerbrochen und die Edelsteine in China oder Indien umgeschliffen – das gilt besonders für die Diamanten im historischen Rosenschliff, denn sie sind in dieser Form heute nicht gut verkäuflich.

Im Fall des Einbruchs im Grünen Gewölbe wurden 21 Schmuckstücke entwendet. Drei Jahre später, 2022, konnten mit der Ergreifung der Täter auch Schmuckstücke und Fragmente der Schmuckstücke zurückgewonnen werden. Der Schmuck war teilweise zerbrochen, deformiert oder zeigte Spuren von Rost. Bei der gestohlenen Kollektion mit einem Versicherungswert von 118 Millionen entstand durch die Tat ein Gesamtschaden in Höhe von 20 bis 25 Millionen Euro.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Schätze aus Paris diesem Schicksal entgehen. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto eher schwinden die Chancen, die Colliers, Ohrringe, Broschen und Diadems in einem unversehrten Zustand wiederzusehen.

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